Vania – Eine schwere vaginale Geburt

Dein Papa, deine Schwester und ich fuhren zur Geburtsklinik. Ich hatte so ein Gefühl, dass das Beste war, denn ich hatte schon seit Tagen Wehen…
Am 12.3.2007 fuhren dein Papa, deine Schwester Caitline und ich zur Kontrolle zum evangelischen Waldkrankenhaus Spandau. Einen Tag später hätte ich zwar Frauenarzttermin gehabt, aber ich hatte so ein Gefühl, dass wir lieber fahren sollten. Ich hatte schon seit Tagen Wehen, auch wenn ich am 10. vorübergehend das Gefühl hatte, du würdest gar nicht mehr kommen.
Vorsichtshalber wollte ich eigentlich meine Kliniktasche mitnehmen – die wir natürlich doch vergaßen. Aber planmäßig wollten wir hinterher noch zum Supermarkt um einzukaufen. Naja, nach dem CTG schreiben (mit vielen Wehen drauf) wurde ich von der Ärztin untersucht, die mich gleich auf der Station 21, im Vorwehenraum 3 behielt. Es war einfach schon zu weit, aber nichts Halbes und nichts Ganzes.
 
Also bekam ich homöophatische Mittel, damit es richtig los geht und wurde gleich zweimal akkupunktiert. Die Wehen wurden dann zwar regelmäßiger, aber bis zum Abend ergab sich nur, dass der Muttermund schon 3,5 cm offen war. Wir gingen schlafen. (Zwischendurch haben deine Großeltern deine Schwester abgeholt und die Kliniktasche mitgebracht). Dein Papa blieb natürlich auch da, bei uns beiden.
 
Um 2 Uhr ging’s los. Alle 10 Minuten Wehen. Wehen, anders als die vorher. Ich wusste einfach: Es geht los. Von da an musste ich ständig auf die Toilette, Wasser lassen und der Darm leerte sich schön aus. Um 3 Uhr gab ich dann der Hebamme Bescheid. Gegen 4 Uhr wurde dann CTG geschrieben und wir sollten noch viel laufen. Zwischen den Wehen habe ich mich dann nach dem nächsten CTG immer noch mal hingelegt.
 
Inzwischen wusste ich ja, was da Anstrengendes auf mich zukommt und wollte mich unbedingt noch so viel ausruhen, wie es geht. Da es irgendwie nicht vorwärts zu gehen schien und ich auch kein Frühstück wollte, wurden wir in den Kreißsaal geschickt. Entweder sollte die Fruchtblase gesprengt werden oder ich einen Wehentropf bekomme. Auf der Station wurde ich verabschiedet mit: „Ich will Sie heute Abend hier wieder sehen, mit Kind im Arm!““
 
Ich entschied mich gegen den Tropf, bekam Zäpfchen und homöophatische Mittel zur Muttermundsöffnung. Die Wehen taten von da an viel mehr weh, aber waren noch zu ertragen. Da war es so um 9 Uhr. Ich bekam gleichzeitig einen Tropf mit Erythromecin (Antibiotika) wegen den Streptokokken. Die Hebamme Jana sagte, dass wir dann 6 Stunden Zeit haben, sonst benötige ich noch einen Tropf. Bei der nächsten Untersuchung sagte sie, dass der Muttermund so 4 cm offen ist. Ich war fix und fertig. So viele Qualen und erst 4 cm?
 
Ich bekam weiterhin Zäpfchen und Homöophatisches. Dein Papa bekam einen Anruf vom Ordnungsamt, unsere Pferde waren ausgebüchst. Ich versuchte daran nicht zu denken und die Wehen ohne deinen Papa auszuhalten, was nicht leicht war. Ich versuchte zu stehen, aber dabei wurde mir nur schwindelig, also legte ich mich hin, dabei wurden aber die Schmerzen stärker.
 
Da die Wehen dennoch relativ große Abstände hatten und ich dich um 13 Uhr immer noch nicht in den Armen hielt,bat ich um etwas gegen die Schmerzen. Da käme nur eine PDA in Frage, was ich eigentlich nicht wollte, aber ich wollte dich sehen, wenn du kommst. Nicht wie bei deiner Schwester fast abklappen und nur schwarz vor Augen sehen. Außerdem waren die Schmerzen kaum auszuhalten und dieses Mal gab es keine Stelle, an der eine Massage deines Papas die Schmerzen mildert. Ich entschied mich für die PDA, was bei  deinem Vater auf völlige Ablehnung stieß. „Dann hätte ich ja gar nicht mitkommen brauchen,“ meinte er.
 
Wenn ich in dem Moment gewusst hätte, dass ich dich bald in den Armen halte, hätte ich es noch ertragen, aber der Muttermund war immer noch nicht ganz offen. Ich wartete auf den Anästhesisten. Das Warten war schrecklich. Wann sind die Schmerzen nicht mehr so stark? Dann kam er: „Sie sehen ja gequält aus!“Dein Papa war immer noch bockig und wollte mir nicht einmal mehr seine Hand geben. Der Arzt hat so oft zugestochen und hat die Nadel nicht reinbekommen. Ich hoffte nur auf ein Ende. Die Wehen dabei waren schrecklich, denn ich durfte mich nicht bewegen. Für meinen Kreißlauf bekam ich noch einen Tropf.  
 
Während der Wehen wurde der Druck nach unten immer stärker, da dachte ich schon: „Na, jetzt brauch ich die PDA auch nicht mehr!“ Aber naja. Nach dem Setzen der PDA war Schichtwechsel. Jana verabschiedete sich und Heike kam. „Wollen wir der Sache ein Ende setzen?““ Ich stimmte zu mit einem: „MHMMMM!“ zu. Als die Hebamme feststellte, dass der Muttermund doch erst 8 cm offen war und die PDA ganz frisch gesetzt war, also noch nicht wirkte, ließ sie uns noch kurz allein.
 
Der Wehenschmerz wurde durch die PDA wirklich etwas leichter, aber ich verstand nicht, warum der Druck nach unten so stark war und sich der Muttermund nicht vollkommen öffnete. Dann untersuchte Heike mich noch mal und meinte, der Muttermund sei jetzt vollkommen offen.  „Wir versuchen es dann mal.“ Sie bereitete alles vor und ich sollte dann pressen. Leider hatte ich solche Schmerzen nach unten, aber spürte die Wehen nicht richtig. Sie konnte nicht so recht ertasten, wie du liegst und plötzlich hörte ich die Hebamme durch den Kreißsaal rufen: „Holt mir schnell jemand einen Arzt!“
 
Ich bekam panische Angst um dich. Was ist los? Musst du mit Saugglocke geholt werden? Liegst du falsch? Diese Minuten voller Angst kamen mir wie Stunden vor. Die Hebamme versuchte mich zu beruhigen. Dann kam die Ärztin und die Presserei ging wieder von vorne los. Da ich die Wehen nicht richtig spürte, sondern nur Dauerschmerz hatte, musste ich also so pressen. Ich versuchte alle Kraft zu nehmen, die ich hatte, versuchte auch richtig zu atmen, damit du genug Luft bekommst, aber es war so schwer.
 
 Dann sollte ich nicht so viel pressen. Hebamme und Ärztin versuchten mit Babyöl den Damm zu dehnen, damit nicht geschnitten werden muss (na ja…).  Dann, nach mehrerem Pressen war dein Köpfchen da, ich sollte meine Beine lang strecken und wieder hoch stellen. Dann hieß es: „Bei der nächsten Wehe pressen!““ Dann nahm, ich noch mal alle Kraft zusammen und presste. „Halbe Fahrt! Halbe Fahrt!““hieß es nur, da warst du da und ich zig mal gerissen.
 
Dein Papa weinte vor Freude. Ich auch, aber hatte gleichzeitig panische Momente der Angst, da ich dich nicht auf den Bauch bekam. Ich hörte keinen Ton von dir. Du musstest erst abgesaugt werden, hattest die Nabelschnur um den Hals und bis du richtig geschrien hast, hat es etwas gedauert. Dann endlich, nachdem dein Papa die Nabelschnur durchschnitt, durfte ich dich halten. Meine kleine Vania, wir haben es endlich geschafft!
 
 Ich wurde erst einmal sauber gemacht, so lange konnte ich mit dir kuscheln und ausruhen. Du hast mich gleich ein erstes Mal angekakkert. Da spürte ich plötzlich wieder Wehen und presste in zwei Wehen die Nachgeburt aus. Die Ärztin: „Die ist ja schon da!“ Hebamme: „Ich hab aber nicht gezogen!“ Es sah erst so aus, als sei sie nicht vollständig, also musste näher geschaut werden.
Dann hieß es, dass ich genäht werde. Dann gingst du zu deinem Papa  zum Anziehen. Vorher kam der Kinderarzt und untersuchte dich. Kinderarzt, Hebamme und Ärztin meinten, du siehst aus, als wärst du übers Datum gegangen, deine Haut war gerissen, trocken und du hattest kaum noch Käseschmiere. Außerdem wogst du schon 4055 Gramm, warst 54 cm lang und hattest einen Dickkopf von 35 cm Umfang. Boa. So ein Wonneproppen! Wegen den 55 Gramm über 4000 g musstest du dann die ersten zwei Tage ständig gestochen werden- Blutzucker messen. Meine Ärmste.
Papa war beim Anziehen zwar etwas unbeholfen, hat es aber super gemacht. Das Nähen hat eine ganze Weile gedauert und tat trotz Spritzen sehr weh. Es wollte nicht aufhören zu bluten. Krampfadern, eine davon war gerissen, musste ausgespült und umstochen werden. Die Ärztin hat das sehr gut und verhältnismäßig schnell gemacht. Bei leichtem Druck auf den Bauch sprudelte das Blut nur so heraus, das machte allen Sorgen, aber die Ärztin hat das echt klasse hingekriegt.
 
Dein Papa fragte schon ungeduldig, wann das erste mal angelegt werden kann. Nachdem ich sauber gemacht wurde und neue Bettwäsche bekam, durftest du also ein erstes Mal an Mamis Brust. Oh, tat das weh!“ Du musst deinen Mund weiter auf machen!!!“ Beim Anlegen an die zweite Seite musste die Hebamme noch kurz helfen.
Dein Papa und ich waren am verhungern. Es dauerte ewig. Plötzlich war mir total schwindelig, dein Papi musste dich nehmen, ich hatte Angst dich fallen zu lassen. Nachdem ich noch mal sauber gemacht wurde und das Blut aus meinem Bauch gedrückt wurde, ging es mir etwas besser. Dein Papa hat meine Stirn dann zusätzlich mit Bachblüten-Notfallsalbe eingerieben. Dann ging es uns  – bis auf den Hunger gut. Dann knabberten wir Kekse und ich trank zwei Flaschen Wasser aus.Dann durften wir mit Rollstuhl rüberfahren auf Station 21 und bekamen das Familienzimmer 5 für uns allein. Ein regelrechtes Hotelzimmer.
 
Dein Papa sollte eigentlich so lange bleiben, bis ich wieder laufen kann. Da da deine Oma aber sagte, sie müsse zur Nachtschicht, wurde kurzerhand entschieden, dass du bei mir im Bett schläfst, ich klingle, wenn ich zur Toilette muss und dein Papa fährt um auf Caitline aufzupassen. Normalerweise hätte es 60 Euro je Nacht gekostet, wenn er hier geblieben wäre, aber bei uns hätten sie eine Ausnahme gemacht und hätten ihn einfach nicht angemeldet, somit hätte er eine Nacht kostenlos  bleiben können. Naja.
 
Die erste Nacht war sehr anstrengend für uns, denn du wolltest oft trinken und wenn wir mal geschlafen haben, musstest du zum Blut abnehmen. Aber endlich konnte ich dich so richtig in meinen Armen halten. Du bist so wundervoll!
 

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*  Das Foto ist ein Agenturbild und stammt von Crestock