11 Dinge, die Sie bei der Geburt nicht brauchen

Die Aufregung wächst, weil der Geburtstermin näher rückt? Dann ist es an der Zeit, die Kliniktasche zu packen. Aber was muss wirklich mit in den Kreißsaal? Ehrlich gesagt gar nicht soviel. Wir finden viele Tipps sogar ziemlich unsinnig…

Den ersten Besuch im Kreißsaal werde ich nie vergessen. Ich war begeistert von der geschmackvollen Farbkombination. Keine Ahnung warum, aber ich hatte mir einen gefliesten sterilen Raum vorgestellt. Doch hier zierten Apricotfarben die Wände. Es gab viele Kissen, ein Aromaöllampe, eine Stereoanlage und Gardinen mit einem witzigen Katzenmuster.

Als ich das Muster besonders lobte, schmunzelte die Hebamme. „Wenn Sie das nächste Mal hier sind, wird es völlig egal sein, wie die Vorhänge aussehen“, sagte sie. Als ich dann auch noch fragte, ob ich ein Duftöl und CDs mitbringen solle, wurde ihr Lächeln noch breiter. „Sicher, packen Sie alles, was Sie meinen zu brauchen in einen Rucksack für die Geburt, den Rest in die Kliniktasche. Aber ehrlich gesagt, stehen diese Dinge hier mehr zur Dekoration, das nutzt kaum jemand.“

Gut gemeinte Tipps bekommt man viele, aber die viel braucht man nicht zur Geburt (© Thinkstock)
Gut gemeinte Tipps bekommt man viele, aber die viel braucht man nicht zur Geburt (© Thinkstock)

Ich habe nicht wirklich verstanden, was die Geburtshelferin mir da sagen wollte. Heute, nach zwei Geburten, kann ich wirklich sagen: Viel braucht eine Gebärende wirklich nicht. Auch die dreifache Mutter und Chefredakteurin der liliput-lounge Christine Finke hat diese Liste ergänzt. Möchte noch eine geburtserprobte Mutter etwas hinzufügen? Dann bitte gern die Kommentarfunktion nutzen!

Bei der Geburt können Sie verzichten auf:

1. Ein schönes Ambiente: Ob es in Strömen regnet oder die Sonne scheint – das ist ganz egal, wenn die Wehen einsetzen. Genauso wie die Farbe der Tapeten im Entbindungszimmer. Sicher ist es schön, wenn das Ambiente stimmt. Aber wer unter Schmerzen die Augen zu macht, schwitzt und Körperlichkeit von einer unbeschreiblichen Dimension erfährt, dem ist das wirklich ganz, ganz unwichtig. Keine Mutter kann sich daran erinnern, welche Bilder die Wände des Kreißsaals zieren, oder?

2. Sexy Slips: In den Wochen vor der Geburt kreisen die Gedanken – auch darum, welche Unterwäsche denn nun in der Klinik angebracht ist. Dürfen wir dezent fragen, welche Wäsche Sie aktuell tragen? Einen kurzen knappen String, der unter dem Babybauch sitzt? Oder ein Monstermodell à la Bridget Jones? Während der Geburt werden Sie meist ein Einmalhöschen von der Klinik bekommen – und natürlich irgendwann „unten ohne“ sein. Und nach der Geburt zählt nur Bequemlichkeit. Wer das Material von Wegwerfschlüpfern nicht schätzt, sollte lieber ein paar günstige kochfeste Modelle in XXL erstehen.

3. Kuscheltier und andere Glücksbringer: Plüschbären, die Spieluhr für das Baby oder andere kleine haarige Freunde bleiben meist im Rucksack. Während der Wehen ist die Lust auf Kuscheln nämlich bei den meisten Frauen nicht vorhanden. Hilfreich können allerdings Glücksteine oder andere feste drückbare Gegenstände sein – damit die Hand ihres Liebsten sich vom Zerquetschtwerden erholen kann.

4. Eine perfekte Frisur – auf dem Kopf: Sie wollten unbedingt noch vor der Geburt zum Frisör, damit Sie in den ersten Babywochen halbwegs gepflegt aussehen? Gute Idee. Dummerweise halten Babys sich aber nicht immer an den Terminkalender ihrer Eltern. Und kommen auch schon mal vor dem geplanten Frisörtermin. Aber so schlimm ist das auch nicht. Sie können sich dann auf eine tolle praktische Mami-Frisur freuen. Im Kreißsaal selbst brauchen Sie nur ein Haargummi, damit die verschwitzen Haare möglichst wenig stören. Ihrem Baby wird es ganz egal sein, wie Ihre Haare sitzen, wenn es Sie das erste Mal sieht. Es wird sie auch mit verwuschelter Frisur und herausgewachsener Farbe lieben. Versprochen!

Viele Dinge brauchen nicht in den Klinikkoffer.. (© Thinkstock)
Viele Dinge brauchen nicht in den Klinikkoffer.. (© Thinkstock)

5. Eine perfekte Frisur – im Intimbereich: Immer mehr Frauen legen auch „unten rum“ Wert auf eine Frisur. Doch Rasieren und Trimmen sind in der Schwangerschaft etwas schwierig. Da der Intimbereich besonders gut durchblutet ist, steigt die Verletzungsgefahr. Und technisch ist es schlichtweg in den letzen Wochen vor der Geburt nicht möglich, selbst mit Schere oder Rasierer an die Scham zu gelangen. Werdende Väter trauen sich meist nicht. Aber keine Sorge, den Hebammen ist es völlig egal, wie viele Locken Ihr Schamhaar hat. In einigen Kliniken werden Gebärende vor der Geburt rasiert, meist wird dies allerdings nur gemacht, wenn ein Kaiserschnitt nötig ist. Trägerinnen eines Intimpiercings sollten auf diesen besonderen Schmuck in der Klinik verzichten – doch das tun sie meist schon freiwillig in der Schwangerschaft. Unter der Geburt droht sonst Verletzungsgefahr.

6. Spezielle Musik: Die liebevolle zusammengesuchte Kollektion soll die werdenden Eltern im Entbindungszimmer während der vielen Wartestunden begleiten. Gemeinsam kuscheln, dabei schöne Lounge-Musik hören oder verzauberte Klassik-Klänge. Schöne Idee. Aber leider kenne ich kein Paar, das solche entspannten Einheiten in den Wehenpausen hatte. Meist ist da einfach Verschnaufen angesagt. Ob im Hintergrund irgendwelche Musiker oder ein Presslufthammer zu hören sind, das ist gänzlich nebensächlich.

7. Duftkerzen oder Aromaöle: Viele schwören auf die entspannende Wirkung bestimmter ätherischer Öle. Zimt etwa soll besonders die Wehen anregen. Duftkerzen hingegen haben zwar keine besondere Wirkung, aber einigen Frauen gefällt der Gedanke, dass die frischgebackene Familie in einen zarten Vanilleduft gehüllt wird. Von Männern sind solche Gedanken weniger bekannt. Vielleicht schätzen neugeborene Jungen so einen Duft auch nicht? Säuglinge haben meist einen klaren Lieblingsduft und wissen auch Parfum nicht zu schätzen. Ihre winzige Nase schnuppert gern an Mama – und mag Milch. Eindeutig. Der vermeintliche Wohlgeruch von Ölen und Kerzen ist also für die Mutter gedacht. Und die nimmt ihn unter Wehen bestimmt nicht wahr.

8. Ein gutes Buch: Ein paar Hefte mit Kreuzworträtsel oder ein schönes spannendes Buch sollen die Wartezeit verkürzen. Nette Idee. Aber da die Wehen ja in engen Abständen kommen, kann ein Abtauchen in einen Roman kaum gelingen. Und Rätselhefte? Auch die Ruhe und Gelassenheit wird kaum eine Gebärende finden. Und auch der werdende Vater sollte lieber mit der Mutter seines Kindes spazieren gehen, Atemübungen machen oder ihren Rücken massieren, als zu lesen.

9. Einen unwilligen oder überängstlichen Mann: Ja, eine Geburt ist eine extreme Belastung für jede Partnerschaft. Denn eine Gebärende denkt überhaupt nicht an den Mann an ihrer Seite. Falls sie überhaupt noch denkt. Ein Mann, der mit zur Entbindung kommt, kann eine wirkliche Unterstützung sein. Wenn er einfach da ist, die Hand seiner Frau hält, versucht, es ihr so bequem wie möglich zu machen und ihren Schmerz und ihre Freude teilt. Aber ein Mann, der nicht mit möchte und nur Angst und Panik verbreitet ist etwas, auf das Sie getrost verzichten könnten. Dann lieber eine liebe Freundin, die eigene Mutter oder eine Doula mit zur Geburt mitnehmen. Das ist mit Sicherheit besser für eine entspannte Geburt und für die Beziehung.

10. Lieblingsgetränk, Energieriegel oder Bonbons: Viele der Tipps für die Entbindungstasche beziehen sich auf Nahrung oder Drinks. Vielen Gebärenden ist während der Geburt eher übel, der Gedanke an einen Drop zum Lutschen erzeugt dann oft schon ein Würgegefühl. Und damit man weiterhin Anhänger des Lieblingsgetränkes bleibt, sollte es auch lieber nicht mitgenommen werden. Lust auf Essen oder Trinken haben die wenigsten Frauen, wenn sie ein Kind gebären. Für den Papa in spe ist es allerdings sicher sinnvoll, etwas einzustecken. Aber nur, wenn er Müsliriegel und ähnliches auch mag. Eine Thermoskanne mit Tee oder Kaffee wäre sicher am besten. Aber wer brüht den bitte auf, wenn die Wehen im Minutentakt kommen?

11. Telefonische Standleitungen: Die Handy-Flatrates machen es möglich. Die ganze Familie kann live bei der Geburt dabei sein. Aber ehrlich, wer möchte denn bitte, dass die Schwiegermutter jedes Stöhnen mithört? Oder der eigene Vater per Stoppuhr verkündet, wie lang die Wehenpause war? Nein Danke. Ihr Mann meint, den aktuellen Stand per Twitter oder Facebook verkünden zu müssen? Nicht wirklich, oder? Sorgen Sie für die nötige Privatsphäre. Egal ob Smartphone oder normales Handy. Erst nach der Geburt wird die Verwandtschaft informiert. Vorher wird ausgeschaltet.

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6 Gedanken zu „11 Dinge, die Sie bei der Geburt nicht brauchen“

  1. Ein gutes Buch finde ich gar nicht so abwegig: Bei mir hat es 23 Stunden gedauert zwischen Blasensprung und einsetzten der Wehen. Der werdende Papa und ich hatten uns die Zeit mit Gesellschaftsspielen vertrieben 😉

  2. Musik ist mir für die nächste Entbindung sehr wichtig, da mich die Krankenhausmusik sehr genervt hat! Und auch eine Cola und ein Snikkers waren sehr hilfreich, da ich es mag und zu unterzuckern drohte…und eine wohlige Atmosphäre im Kreißsaal war für mich auch sehr wichtig, vorher im CTG Raum, der nicht schön eingerichtet war, hab ich mich nicht wohl gefühlt…
    Nicht immer geht alles schnell, manchmal hat man Pausen, da es leider nicht so toll läuft und dann sind solche kleinen Dinge toll! Und wenn die Herztöne mal zu schnell sind, ist die Spieluhr die täglich zur Beruhigung auf dem Bauch lag Gold Wert!!! Schade, sehr einseitiger Artikel!!!

  3. Ich brauchte nur die Hand meines Mannes … der Arme. Nach einer Einleitung, die scheinbar ewig dauerte, gings dann so rasant zur Sache, dass ich gar keine Verschnaufpause mehr hatte und auch null Accessoires brauchte!
    Bonbons liess ich mir dann kaufen; ich konnte fast nicht mehr ohne Husten sprechen, da ich mir bei der Geburt fast die Seele aus dem Leib geschrien habe! :-O

    Mein Standartspruch nach der Geburt war: „Mein Ego? Das habe ich am Eingang des Spitals abgegeben … und hole es mir dann später wieder!“ Mir war nach der Geburt echt nichts mehr peinlich!

  4. Ich finde das zum Teil einfach falsch. Ich habe bei meinen beiden Geburten eine zeitlang Musik gehört und war froh sie dabei zu haben. Und auch Energieriegel und Getränke haben wir bei den Geburten gebraucht. Mein zweites Kind kam mitten in der Nacht, da war die letzte Mahlzeit schon eine Weile her und irgendwann hatte ich einfach Hunger – da waren die mitgebrachten Fruchtriegel perfekt, genauso wie die Cola die wir eingepackt hatten. Es geht ja nicht bei allen Frauen alles ganz schnell, sobald sie in der Klinik sind.

  5. Ich hatte meine Lieblingsmusik dabei, und hab trotz Einleitung ab und an in Gedanken mitgesungen. Und nie werde ich vergessen, welches Lied spielte, als mein Baby auf die Welt kam ?: Unschuld von Cristin Claas. Mein Frühstück kam nachmittags retour und kurz vor Mitternacht hab ich Pizza gefuttert. Lieber zu viel dabei, ich musste es ja nicht schleppen… ( by the way, ich bin allein im wochenbett eingecheckt, mein Baby war auf Intensivstation. Gutes Buch, Musik, alles hilft um die Zeit zu überbrücken, bis man endlich zu seinem Baby darf.)

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