Wenn der Steiß schmerzt

Sie gehen nicht weg – schlimme Schmerzen beim Sitzen. Eine Mutter berichtet von ihrem Steißbeinkummer, den sie seit der Geburt ihrer Tochter hat. Probleme mit dem unteren Abschnitt der Wirbelsäule sind nicht selten.

Vor gut vier Monaten wurde Jana (32)* Mutter. Die Geburt ihrer Tochter Hannah war nicht einfach – fast zwei Tage hatte Jana Wehen. Denn Hanna hatte ihre Stirn nach vorne geschoben und war eine „Sternenguckerin“.

„Ich dachte, es ist ganz normal, dass man sich nach so einer Geburt körperlich wie zerschlagen fühlt,“ erzählt Jana. Die ersten Wochen nimmt sich die junge Familie Zeit, sich aneinander zu gewöhnen. Doch irgendetwas stimmt nicht. Jana kann kaum sitzen. Die Hebamme erklärt, alles sei normal, das würde sich schon bessern.

„Aber die Schmerzen wurden schlimmer. Ich konnte ja kaum nur im Liegen stillen, alles schmerzte irgendwann nur noch,“ sagt Jana. Sie bittet den Frauenarzt um Rat – der wird stutzig. Und überweist zum Facharzt.

„Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass der Orthopäde mich nicht ernst nimmt. Kreuzbeinschmerzen hätten viel Mütter – wäre eine Nebenwirkung der Schwangerschaft.“ Bei der Untersuchung kann er erst nichts feststellen – doch dann drückt er auf das Steißbein. Jana hat höllische Schmerzen. Und die Diagnose ist eindeutig: „Ihr Steißbein ist ausgerenkt.“

Schmerzen im untersten Ende der Wirbelsäule sind gar nicht selten

Es ist gar nicht selten, dass Frauen nach Geburten über Schmerzen im Steißbeinbereich klagen. Selbst im bequemsten Sessel fällt das Sitzen schwer und nur spezielle Sitzkissen in Ringform bringen etwas Erleichterung.
Schon in der Schwangerschaft wird der mütterliche Körper sehr beansprucht. Einige Frauen entwickeln durch den veränderten Körperschwerpunkt, den der zunehmende Bauch verursacht, Fehlhalten. Dies kann ein Hohlkreuz sein – aber eben auch eine Haltung, die den Steiß besonders belastet.

Unter der Geburt kann diese Fehlstellung leider verschlimmert werden – vor allem wenn die Rückenlage als Geburtsposition gewählt wird. Die Beckenbodenmuskulatur hält dabei das Steißbein direkt fest, so dass der Kopf des Babys das Steißbein nicht nach hinten wegdrücken kann.

Abgespreizte Beine verstärken den Druck auf die Beckenbodenmuskulatur noch. In dieser Haltung drückt das Köpfchen dann während der Geburt gegen einen Widerstand. Bei der Mutter kann es dadurch zu Blutergüssen am Steißbein kommen, zum Bruch oder zu einer Fehlstellung.

Manualtherapie bei Steißbeinbeschwerden

Steißbeine können leider geprellt, ausgekugelt oder gebrochen sein. Manchmal allerdings verursacht auch eine Überdehnung der Bänder die Schmerzen. Wichtig ist, dass diese Schmerzen eben nicht „normal“ im Wochenbett sind.

Betroffene sollten auf jeden Fall ihren Arzt darauf ansprechen und einen Experten zu Rate ziehen. Physiotherapeuten mit manualtherapeutischer Ausbildung, Chiropraktiker oder Osteopathen können das Steißbein oft gut wieder richtig positionieren. Meist genügen zwei bis drei Behandlungen bis zur Schmerzfreiheit.

„ Es ist jedoch sehr gut möglich, dass bei der nächsten Geburt wiederum Probleme mit dem Steißbein auftreten, die natürlich wieder chiropraktisch behandelt werden könnten. Einer erneuten Schwangerschaft steht grundsätzlich nichts im Wege, aber lassen Sie Ihr Steißbein -Problem vor der nächsten Schwangerschaft behandeln!“ rät Chiropraktiker Dr. Daniel Mühlemann.

*Name auf Wunsch geändert
Bild: © Daniel Kaesler für istockphoto.com