Fast ihr halbes Leben lang vermisste Stefanie Stuppi aus Varrel ihre Schwester. Als der Vater der beiden Mädchen 1998 stirbt, sieht sie Melanie bei der Beerdigung das letzte Mal. „Ich wollte sie immer suchen, aber ich wusste nicht, wie und wo ich das anfangen sollte,“ sagt die heute 30-Jährige. Melanie war zwei Jahre älter und ihre Halbschwester. „Meine Mutter wollte nicht, das wir Kontakt haben und hat Melanie am Telefon gesagt, dass sie uns in Ruhe lassen soll.“ Als Kind konnte sich Stefanie nicht wehren. Aber die Sehnsucht blieb. Nicht nur bei ihr.

14 Jahre lang haben sich die Schwestern nicht gesehen
Denn auch Melanie vermisste ihre kleine Schwester. Anfang 2012 macht sie sich auf die Suche. Und findet Stefanies Namen bei Facebook. Sie schreibt eine Nachricht und kontaktiert auch Stefanies Freunde. Am 14. Februar 2013 meldet Melanie sich bei Stefanie per Handy. „Als es klingelte und ich abnahm, hörte ich erst den Nachnamen. Und war verwirrt,“ erzählt Stefanie. War das die Ex ihres Partners? Denn die hieß so. „Erst als sie ihren Namen nochmal sagte, wurde es mir richtig klar, dass ich endlich die Stimme meiner Schwester hörte.“
Stefanie liefen vor Freude die Tränen. Ihre Schwester lebt nur rund 50 Kilometer entfernt in Bremen. „Sie hat mir auch erzählt, dass sie mich schon zweimal zur Tante gemacht hat und eine zehnjährigen Sohn und eine einjährige Tochter hat.“ Auch Stefanie ist dreifache Mutter, sie hat zwei Söhne von zehn und neun Jahren und eine sechsjährige Tochter.
Zwei Tage später besucht Melanie Stefanie. Die beiden frühstückten gemeinsam und sprachen über alte Zeiten. „Ich hatte das Gefühl, dass wir uns nur ein paar Tage nicht gesehen haben.“ Nur die damals einjährige Tochter Celina von Melanie war beim ersten Treffen der Schwestern dabei. Stefanies drei Kinder waren in der Schule und im Kindergarten und auch Melanies Sohn war im Unterricht. „Wir haben dann vereinbart, dass wir uns unbedingt am Wochenende besuchen müssen, damit sich alle Cousins und Cousinen kennen lernen können. Und das wir diese Treffen regelmäßig machen möchten.“ Beim nächsten Treffen, einem Besuch von Stefanie Familie bei Melanie, nährten sich Kinder schüchtern an. Stefanie und Melanie sprechen bei einem Spaziergang über weiteren Nachwuchs. „Melanie erzählte, dass sie gern noch ein Baby hätte, aber noch nicht jetzt und auch ich sagte, dass ich mir vielleicht noch ein Kind vorstellen könnte, aber drei auch schon eine tolle Zahl ist.“
Melanie und Stefanie sind gleichzeitig schwanger
Anfang März klingelt das Telefon. Und Melanie erzählt ihrer Schwester, dass sie Tante wird. Stefanie freut sich. „Ein bisschen Wehmut hatte ich aber auch“. Nur wenige Wochen später hat Stefanie selbst einen Verdacht. Auch sie ist schwanger! „Mein damaliger Freund freute sich sehr, dass er noch einmal Papa wird.“ Der errechnete Geburtstermin von Stefanie liegt am 25. November – dem Geburtstag von Melanie. Melanies Baby sollte zwei Wochen früher kommen. Die Schwangerschaften verbinden die Schwestern, sie haben fast zur gleichen Zeit Arzttermine und halten sich gegenseitig immer auf dem Laufenden.
Für Stefanie ist die Zeit der Schwangerschaft nicht einfach. Sie trennt sich vom Vater ihrer noch ungeborenen Tochter. Gemeinsam mit den älteren Kindern entscheidet sich Stefanie für den Namen Mia Sofie. Auch Melanie erwartet ein Mädchen – und entschied sich mit ihrem Partner für den Namen Sophie.
Am 7. November wird Stefanie von ihrer Frauenärztin ins Krankenhaus überwiesen, da sich der Muttermund schon geöffnet hat. Die drei älteren Kinder Maximilian, Niklas und Anna übernachten bei einer befreundeten Familie und sind aufgeregt. „Ich rief einen guten Bekannten an, der mich in die Klinik brachte – und auch meine Schwester Melanie.“ Obwohl Melanie vier Tage später den Stichtag hatte, tat sich bei ihr noch nichts.
Anstrengende Geburt mit Happy End
Stefanie muss zur Beobachtung in der Klinik bleiben, auch wenn noch keine Wehen einsetzen. „Am 11. November bekam ich Besuch von meinen Kindern und meinem Bekannten mit seiner Familie und alle waren enttäuscht, dass die Kleine immer noch im Bauch war,“ sagt Stefanie. Sie erklärt den Ärzten und Hebammen, dass sie am Ende ihrer Kräfte sei und nun endlich das Kind wolle – am nächsten Tag, dem 9. Geburtstag von Niklas, wird die Geburt mit Tabletten eingeleitet, aber zunächst tut sich nichts. Auch der Wehentropf einen Tag später zeigte noch keine Wirkung.
Erst am 14. November, nach der Behandlung mit Gel, einem weiteren Versuch mit dem Wehentropf und schließlich einer Sprengung der Fruchtblase kommt Stefanie jüngste Tochter nach nur wenigen Wehen auf die Welt. „Bei der dritten Presswehe wurde meine Tochter geboren.“ Während Stefanie im Kreißsaal war, rief Melanie an. Und teilte Stefanies Bettnachbarin mit, dass Stefanie wieder Tante geworden war. Als Stefanie diese Nachricht hört, ist sie unendlich glücklich. Und ruft schnell zurück um ebenfalls die Mitteilung zu machen, dass auch Melanie nun wieder Tante ist.
Die kleinen Cousinen Mia Sofie und Sophie krönen das Glück ihrer Mütter, die sich nie wieder vermissen möchten, wie Stefanie betont: „ Ich bin froh meine Schwester wieder zu haben und dass wir gleichzeitig schwanger wurden und am selben Tag entbunden haben ist einfach wunderbar.“