Es war mucksmäuschenstill in seinem Zimmer und das fand ich höchst alarmierend. Normalerweise erzählt mein Sohn leise vor sich hin, während er auf dem Autoteppich einen Stau baut, oder er singt, oder es klappern und scheppern Bauklötze. Also ging ich in den ersten Stock, um nach dem Rechten zu sehen.
Was ich da sah war so niedlich, dass ich nicht imstande war, zu schimpfen: Mein 3-jähriger Sohn hatte es sich auf dem Fußboden bequem gemacht. Vor ihm stand mein Nagellack von Chanel, genauer gesagt, „Rouge Noir“ No. 18. Ich hatte ihn an die Treppe nach oben gestellt, wo er offensichtlich meinen Sohn angelacht hatte.
Alle 10 Zehen waren bereits fein säuberlich angemalt, und mein Sohnemann strahlte mich stolz an: „Guck mal, Mama!“. Der Autoteppich war unversehrt, und bis auf ein wenig Geschmiere um die Zehen sah das Resultat gar nicht schlecht aus.
Ich sagte ihm, dass er das in Zukunft nicht mehr machen solle (und schwor mir, den Nagellack besser wegzuräumen), und schlug vor, den Nagellack wieder zu entfernen. „Aber nein Mama, den will ich behalten!“ protestierte der kleine Mann. Und ich dachte mir, warum eigentlich nicht?
Damit er aber im Kindergarten nicht ausgelacht werden würde, sagte ich ihm, falls irgendjemand behaupte, dass Jungs sich die Fußnägel nicht anmalen dürften, sollle er antworten, das sei genauso dumm, wie zu behaupten, dass Mädchen nicht Fußball spielen können und Frauen nicht zum Mond fliegen.
Er kam glücklich aus dem Kindergarten wieder….