Geburtspositionen

Eigentlich ist bei einer vaginalen Geburt alles an Geburtspositionen möglich: die Frau kann ganz klassisch liegen, stehen oder in stützenden Seilen hängen, einen Gebärhocker nutzen, im Wasser gebären, auf allen vieren Hocken…
Machen Sie sich rechtzeitig mit den unterschiedlichen Geburtspositionen vertraut. Selbst wenn Sie erst während der Geburt spüren werden, welche Position für Sie die richtige ist, kann es nur von Nutzen sein, die Alternativen zu kennen. Fragen Sie im Krankenhaus/Geburtshaus Ihrer Wahl nach, welche Gebärmethoden möglich sind. Häufig darf man die Hilfmittel bei einer Besichtigung „ausprobieren“, also anfassen, begutachten und Fragen zu ihnen stellen.
Aufrechte Position
Viele Gründe sprechen für die aufrechte Geburtsposition: Zum Einen hilft die Schwerkraft, das Baby leichter aus dem Bauch zu bekommen. Die Chancen, das Kind ohne Zange, Saugglocke oder andere Hilfsmittel auf die Welt zu bekommen, stehen mit dieser Geburtsposition relativ gut.
Positionen im Kreissaal
Geburtspositionen (© panthermedia.net, Matthias Mayer)
Auch für die Ablösung der Plazenta ist die aufrechte Geburtsposition förderlich. Die Bänder und der Beckenboden erfahren im Stehen weniger Druck, was in weniger starken Schmerzen resultieren kann. Während der Kopf des Kindes auf den Gebärmutterhals drückt, setzt der Körper der Mutter Oxytocin und Prostaglandin frei. Diese wichtigen Geburtshormone sorgen für die Ausschüttung von Endorphinen, die wiederum zur Ausschüttung von Glückshormonen führen. Im Endeffekt wird deswegen der Schmerz als weniger stark empfunden.
Allerdings ist das Schmerzempfinden eine sehr persönliche Sache und auch die Ausschüttung von Glückshormonen funktioniert nicht bei jeder Frau gleich gut. Da der Hormonhaushalt erblich ist, könnten Sie bei Ihrer Mutter & Großmutter nachfragen, wie die Geburt verlaufen ist und eventuell wertvolle Hinweise erhalten.
Im Stehen ist vielen Frauen weniger übel als bei einer liegenden Geburt, weil die Atmung leichter fällt. Eine gute Atmung kommt auch dem Kind unmittelbar zu Gute, da durch sie die Plazenta optimal mit Sauerstoff versorgt wird. Im Stehen funktioniert auch die Durchblutung der Plazenta generell besser.
Sehr wahrscheinlich brauchen Sie keinen Dammschnitt, wenn Sie im Stehen gebären. Der Druck, der bei der Geburt auf Muskeln und Vagina ausgeübt wird, verteilt sich nämlich recht gleichmäßig in der aufrechten Position.
Im Liegen
Zumindest in Filmen ist Liegen die häufigste Position. Für Hebamme und Ärzte ist sie auch die praktischste Geburtsposition, weil sie auf Augenhöhe mit dem Geschehen sind und besser eingreifen können als beispielsweise bei einer Wassergeburt. Auch für die gebärende Frau kann diese Position sehr gut geeignet sein – insbesondere, wenn sie Ruhepausen zwischen den Wehen hat.
Der Gebärmutterhals öffnet sich im Liegen langsamer (was auch ein Vorteil sein kann, wenn die Geburt enorm schnell voran geht) und die Schwerkraft kann nicht beim Austritt des Kindes helfen. Die Geburt dauert also möglicherweise länger. Außerdem verteilt sich der Druck auf Unterleib, Muskeln, Bänder und Vagina weniger gleichmäßig als im Stehen, wodurch der punktuelle Schmerz stärker sein kann. Die Gefahr einer Verletzung des Steißbeins durch den Druck des Babyköpfchens ist im Liegen größer als im Stehen – insgesamt kommt diese Art von Verletzung aber sehr selten vor.
Auf allen Vieren
Besonders bei Rückenschmerzen während der Geburt kann der Wechsel zu einer Vierfüßlerhocke auf Knien helfen. Der Druck auf Steißbein und unteres Rückgrat nimmt so ab.
Gebärhocker
Der Gebärhocker unterstützt die Frau bei der Geburt in der Hocke. Vielen Frauen fällt es auf dem Gebärhocker leichter, sich auf das Atmen und Pressen zu konzentrieren. Der Hocker ist ein kleiner halbrunder Hocker mit vier Beinen (die Sitzfläche ähnelt einem Halbmond oder einem Vanillekipferl) durch das das Kind austreten kann. Er hat keine Lehne, damit sich die Frau frei nach vorne oder hinten beugen kann.
Gebärstuhl
Dieser Stuhl erinnert an den Untersuchungsstuhl beim Gynäkologen: es ist ein verstellbarer Liegestuhl mit Griffen und Fußstützen, der die Vorteile der Geburt in aufrechter Körperhaltung (Ausnutzung der Schwerkraft) mit denen des Entbindungsbetts vereint (Geburtsbegleiter können besser eingreifen).
Seitlich liegend
Manche Frauen bevorzugen die Seitenlage mit zur Brust angewinkeltem Bein. Diese Position ist besonders geeignet für Gebärende, die erschöpft sind und Schmerzen im Becken haben.
Wassergeburt
Bei einer Geburt in der Wanne sinkt das Risiko, einen Dammschnitt oder –riss zu erleiden. Die Schmerzen bei einer Wassergeburt werden von vielen Frauen als erträglich beschrieben. Und auch für das Kind ist der Eintritt in warmes Wasser sicherlich angenehmer als eine Geburt an die frische Luft. Durch den Tauchreflex ist übrigens sichergestellt, dass das Baby im Wasser nicht ertrinkt – es wird garantiert nicht atmen, während es taucht. Die Mutter kann sich im Wasser gut bewegen und entspannen. Baden kann Glückshormone freisetzen und so den Schmerz mindern.
Es gibt jedoch einige medizinische Einschränkungen, die eine Wassergeburt ausschließen: z.B. Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Diabetes der Mutter oder voraussehbare Komplikationen wie eine Steißlage des Kindes. Auch Auffälligkeiten beim CTG, das die Herztöne des Kindes überwacht oder grünliches Fruchtwasser sprechen gegen eine Wassergeburt. Bei einer unauffälligen Schwangerschaft und einer gesunden Mutter spricht aber nichts gegen eine Wassergeburt.
Erkundigen Sie sich in der Klinik/dem Geburtshaus nicht nur, ob es dort eine Geburtswanne gibt, sondern auch, wie häufig Wassergeburten tatsächlich durchgeführt werden. Einige Kliniken setzen nämlich die Wanne hauptsächlich als „Zwischenstation“ ein, bevor die tatsächliche Geburt an Land stattfindet (das kann auch daran liegen, dass sich die Geburt sehr lange hinzieht).