Das besondere Geschenk: Push-Present

Aus den USA kommen viele Trends. Der Neueste: Jede vierte amerikanische Mama bekommt zur Geburt ihres Kindes ein „Push Present“ – ein Geschenk vom frischgebackenen Papa. Was genau sind das für Präsente? Ist das eine Idee zum Nachahmen? Und ist das bei uns eigentlich auch üblich?

Am 14. Februar ist Valentinstag, im Herbst wird Halloween gefeiert und immer mehr Schwangere freuen sich über eine Babygeschenkefeier, einen sogenannte Babyshower. Aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten schwappen immer wieder neue Trends herüber. Der Neuste hat noch keinen deutschen Namen. Die Amerikaner sagen ‚Push Presents‘ dazu.

Zum ersten Mal habe ich vor einigen Wochen davon gehört. Eine Freundin war zu Besuch und hatte ihre drei Monate alte Tochter dabei. Die Freundin war noch ganz aufgeregt von der dramatischen Geburt. Es war ein Notkaiserschnitt. Und das in einem fremden Land, denn sie lebt mit ihrem Mann in den USA. Vor der OP musste sie ihren Schmuck ablegen – auch den Ehering.

Zwei Tage später überraschte ihr Mann sie damit, dass er den Ehering bearbeiten lassen hatte. Zur Geburt der kleinen Stella ließ er einen Diamanten in den Ring einfassen. „Ich war total gerührt. Ich habe erst später gehört, dass so ein Push Present in Amerika üblich ist. Ist das hier auch so?“ Ein Push Present? Wörtlich übersetzt bedeutet das „Pressgeschenk“. Ich war ein wenig gerührt und betrachtete den blitzenden Ring – das Baby hatte ich ja schon ausgiebig bewundert.

Das man eine Belohnung für die üblen Presswehen bekommt, das ist ja selbstverständlich. Dieses besondere Präsent ist ein wunderbares Baby! Doch mit „Push Present“ ist ein Geschenk vom Vater des Kindes an die Mutter gemeint.

Jede vierte Frau bekommt von ihrem Mann zur Geburt ein wertvolles Geschenk

In den USA erwarten tatsächlich immer mehr werdende Mütter so ein besonderes Geschenk. Und zwar nicht ein paar Blumen, sondern Schmuck oder etwas ganz Ausgefallenes. In einer Umfrage der US-Internetseite babycenter.com erklärte jede Vierte von 32.000 Frauen, dass sie von ihrem Partner Schmuck oder etwas anderes Wertvolles geschenkt bekommen habe.

Da immer mehr Väter die Entbindungsstationen mit Schmuckschatullen betreten, wächst der Druck. Die Industrie bietet längst spezielle Geschenkideen an – beispielsweise Silberhänger mit dem eingravierten Babynamen und dem ersten Fußabdruck daneben.

Vermutlich kommt die Idee der Geburtsgeschenke aus England und Indien. In Großbritannien hat es laut dem Internetlexikon Wikipedia durchaus eine lange Tradition, dass Mütter zur Geburt Ringe bekommen und auch in Indien ist das Schenken von Goldschmuck für Babymamas üblich.

Die Norwegerinnen beschenken ihre Männer gern mit Augenzwinkern

Und in anderen Ländern? In Finnland ringen Väter oft Blumen. In Norwegen hingegen kennt man, wie in den USA, durchaus üppige Geschenke – als Dankeschön für die anstrengenden neun Monate. Dafür, dass die armen Kerle es in dieser Zeit mit einer hormongeplagten Frau aushalten mussten, werden sie allerdings oft auch belohnt. Die Mütter bekommen meist Schmuck – die Väter oft eher Präsente mit Augenzwinkern. Etwa Süßigkeiten als Nervennahrung.

Im Forum unserer norwegischen Schwesternseite Babyverden.no wird darüber manchmal heftig diskutiert. Die meisten Männer verbringen ihre erste Nacht als Vater auch dort allein zu Hause, während das Baby und die Mama noch im Krankenhaus sind. Ist dann ein Anti-Stress-Paket mit Bier und Fertiggerichten witzig oder eher blöd? Viele Norwegerinnen schenken aber, wie ihre Männer, auch wirkliche Andenken an diese besondere Zeit.

Ein Geschenk zeigt die Freude und Anerkennung

In den USA waren es wohl vor allem die Prominenten, die den Geschenke-Boom auf der Geburtsstation ausgelöst haben. Jennifer Lopez etwa hielt ihren achtkarätigen Diamantring, den sie zur Geburt der Zwillinge bekam, gern in die Kamera.

Aber auch wenn die amerikanischen Juweliere es gerne sähen: Sogar in USA ist das alles noch neu und ungewöhnlich. Cindy Post Senning ist Elternexpertin des Emily Post Instituts, das sich mit Stil und Etiquette beschäftigt. „So genannte ‚Push presents’ sind etwas Neues,“ erklärt sie. „Solche Geschenke ermöglichen es dem Partner Anerkennung zu zeigen. Dankbarkeit und auch Freude, dass die Beziehung nun eine andere Ebene, eben die Elternebene, bekommen hat.“

Senning findet, dass so ein Geschenk eben nicht etwas mit dem Baby zu tun haben sollte: „Das Schönste ist etwas ganz Persönliches. Etwas, das der Frau hilft sich wohl zu fühlen. Das kann Schmuck sein, aber auch eine schöne Creme, ein kuschelige Strickjacke. Es ist eine liebevolle Geste. Aber keine, die erwartet werden sollte.“

Doch genau damit spricht Senning einen wunden Punkt an: die Erwartung. Denn immer mehr Frauen erwarten von ihren Männern Geschenke. Bekommen Sie nichts, ist die Enttäuschung vorprogrammiert.

Was schenken deutsche Väter zur Geburt?

Und wie sieht es bei uns aus? Die meisten Frauen, die ich kenne, bekamen von ihren Männern keine besonderen Geschenke. Einige erhielten immerhin Blumen. Natürlich gibt es Ausnahmen – etwa Männer, die für die frischgebackene Mutter ein riesiges Herz malen und dies an die Haustür hängen und ihnen dann auch noch eines als Goldanhänger schenken. Das hat mein Vater schon vor über dreißig Jahren gemacht. Dass er damit Vorreiter eines amerikanischen Trends war, das konnte er nicht ahnen.

Jetzt sind wir neugierig auf Ihre Kommentare! Was haben Sie vom Vater als Geschenk zur Geburt bekommen? Werden Sie ihm eines überreichen? Erwarten Sie als Schwangere, dass Sie etwas erhalten?

Bild:© Izabela Habur für istockphoto.com