Essen bei der Geburt?

Wehen können ziemlich lange dauern. Doch bisher war Essen und Trinken während der Geburt verboten. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass das längst überholt ist. Darf jetzt Pizza in den Kreißsaal?
Essen und Trinken sind natürliche Bedürfnisse – doch während der Wehen war es den Gebärenden untersagt, etwas zu sich zu nehmen. Warum? Schuld war eine alamierende Studie von 1949, die belegte, dass Mütter die gegessen hatten, ein besonderes Risiko einer Geburtskomplikation tragen. Doch die Rahmenbedingungen für Gebärende haben sich in den letzten 60 Jahren entscheidend geändert. Grund genug für eine neue umfassende Studie, fanden Wissenschaftler vom East London Hospital in Südafrika.
 
Fazit der Forscher: Bei den meisten werdenden Müttern war der Nahrungsentzug medizinisch unbegründet. Über 3100 Geburtsverläufe wurden analysiert, bei denen eine Narkose unwahrscheinlich war. Ein Teil der Gebärenden durfte weder essen noch trinken, andere durften nur Wasser trinken und leichte Kost zu sich nehmen, die dritte Gruppe konnte frei wählen, was sie haben wollte. Die südafrikanischen Forscher konnten belegen, dass Essen und Trinken weder medizinische Vor- noch Nachteile hatte. „Frauen sollten selbst entscheiden können, ob sie während der Geburt essen oder trinken wollen oder nicht“, sagt Studienleiterin Mandisa Singata.
 
Für Frauen mit geringem Risiko von Geburtskomplikationen gibt es keine Rechtfertigung für das strikte Essverbot. Es galt vor allem, weil Mediziner fürchteten, dass die Nahrung im Falle einer doch notwendigen Vollnarkose im zu Kompilikationen wie Erbrechen oder Ersticken führen könne. Doch dank moderner Schmerzmittel sind diese Komplikationen so selten, dass sie lange kein allgemeines Verbot mehr begründen. Immer mehr Geburtsstationen erlauben heute den Gebärenden zu essen und zu trinken, was sie wollen, da dies nach den neuen Erkenntnissen als ungefährlich gilt.
 
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob der Pizzaservice überhaupt den Kreißsaal beliefert. Die Klinikküchen machen dies jedenfalls sehr selten. Und ob Pizza wirklich bekömmlich ist? Die meisten Frauen freuen sich zwar über einen Schluck Wasser oder Tee. Aber Essen? Es kommt sicher auf die Robustheit des Magens an. Hebamme Barbara Herrera empfiehlt den werdenden Müttern, sich auf ihr Gefühl zu verlassen. Wer Appetit hat, braucht wahrscheinlich auch einen Energieschub. Ihr Tipp: Leicht bekömmliches wie Suppen, Toast, Rührei, gekochte Eier, Cracker, Obst oder Proteinriegel. Vielleicht kann man in der Kliniktasche ja ein Plätzchen finden für ein paar Riegel. Notfalls darf der Papa auch davon naschen.
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Eine Frage an die Mütter: Wie war das bei Ihnen? Durften Sie im Kreißsaal essen? Wollten Sie das denn?