Die letzten Wochen einer Schwangerschaft sind oft beschwerlich. Rund 40 Wochen dauert bei uns Menschen eine Schwangerschaft, berechnet wird der Geburtstermin nach dem Zeitpunkt der letzten Periode.
Anders formuliert dauert es im Schnitt 267 Tage, bis ein Menschenbaby geboren wird. Dabei ist ein Neugeborenes noch sehr hilf- und wehrlos. Warum hat die Natur es nicht so eingerichtet, dass Kinder schon eigenständiger sind, wenn sie geboren werden?
Was genau bestimmt den Zeitpunkt, an dem eine Schwangerschaft endet?
Das fragen sich nicht nur werdende Eltern, die sich nach ihrem Baby sehnen, das fragen sich auch Wissenschaftler. Denn welche Faktoren es eigentlich genau sind, die das Geburtssignal geben, das ist noch immer nicht geklärt. Eines steht allerdings fest – hormonelle Abläufe und die körperlichen Vorrausetzungen von Mutter und Kind scheinen die Dauer der Schwangerschaft zu bestimmen.

Die gängige Theorie bisher war: Vor allem das enge Becken von Frauen sei dafür verantwortlich, dass Schwangerschaften nach 40 Wochen enden. Weil es so schmal sei, müsse das kindliche Köpfchen bei der Geburt eher klein sein; und das erkläre die Unreife von Säuglingen. Im Vergleich zu den uns vom Körperbau ähnlichen Schimpansen schneiden neugeborene Menschen schlechter ab, ihr Gehirn ist noch so unreif, dass sie etwa ein halbes Jahr brauchen, bis sie die Fähigkeit zum Krabbeln entwickeln. Ein Schimpansenbaby kann das mit etwa einem Monat.
Das Forscherteam um die Anthropologin Holly Dunsworth von der University of Rhode Island hat nun Forschungsergebnisse vorlegt, die diese Theorie sehr in Frage stellen.
Der Energiebedarf des Babys bestimme den Zeitpunkt der Geburt, so die neue Erkenntnis.
Damit ein Menschenbaby bei der Geburt so weit entwickelt wäre wie ein kleiner Schimpanse, wenn der das Licht der Welt erblickt, müsste eine menschliche Schwangerschaft 16 Monate dauern. Und der Kopfumfang eines Säuglings wäre dann etwa drei Zentimeter größer. Das Becken von Frauen wäre solch einer Belastung durchaus gewachsen, so die Forscher. Denn immerhin gebe es ja auch einige Babys, die durchaus stattliche Schädel haben – schon nach 40 Wochen. Die Argumentation, dass die Beschaffenheit des Beckens und damit auch der aufrechte Gang die Dauer der Schwangerschaft bestimmten, sei nicht haltbar, so Dunsworth und ihr Team. Männer beispielsweise hätten ein schmaleres Becken als Frauen, bewegten sich aber gar nicht effizienter.
Der Stoffwechsel der Mutter sei es, der eine längere Schwangerschaft unmöglich macht, erklären die amerikanischen Wissenschaftler nach vergleichenden Studien. „Die Kalorien, die ein Körper pro Tag verbrennen kann, sind begrenzt“, schreiben die Forscher. Messungen zeigen, dass der Kalorienverbrauch einer werdenden Mutter in den ersten beiden Schwangerschaftstrimester immer mehr ansteigt – dann jedoch ist er gleichbleibend.
Die Wissenschaftler sprechen von einem Energie-Plateau. Würde die Schwangerschaft vier Wochen länger dauern, könnte der Stoffwechsel der Frau diese Leistung nicht mehr schaffen und die die Gesundheit der Mutter wäre in Gefahr. Da der Energiebedarf des Babys jedoch immer mehr ansteige, und es von der Mutter nicht ausreichend versorgt werden könne, ohne deren Leben zu gefährden, sei dies der Grund, dass die Geburt eingeleitet werde.
Die Theorie passt ein wenig zu der von Hebammen gern erklärten Regel: Das Baby kommt, wenn es soweit ist. Ist das also des Rätsels Lösung, dass schlicht der Energiehaushalt der Mutter die Geburt auslöst? Oder ist es ein komplexeres Zusammenspiel der Hormone von Mutter und Kind? Noch kennen die Wissenschaftler die exakte Antwort nicht, es wird aber weiter nach ihr gesucht.