Fasching mit Baby

Die Narren sind los. Viele Karnevalsumzüge steigen jetzt am Sonntag, der Rest der Republik freut sich schon auf den Rosenmontag. Fasching mit Baby: Richtig toll oder gar nicht so doll?

Silke R. Plagge, Redaktion: Fasnacht ist toll!

Ach, ich beneide die fröhlichen Rheinländer und alle anderen Karnevalisten. Und zwar nicht nur, weil dort in der nächsten Woche deutlich weniger gearbeitet wird als hier oben bei uns in Norddeutschand. Sondern weil es fröhliche Feiern gibt!

Ich sollte mich mal outen: Ich finde Fasching toll! Schon als Kind waren es für mich das Größte, wenn das Verkleidungsfest im Kindergarten und in der Schule angesagt war. Keine Ahnung, ob das immer am Rosenmontag war und die Fastenzeit und so weiter war mir auch herzhaft egal. In meiner Familie war es Tradition, sich gleich nach dem Jahreswechsel an das Basteln eines ausgefallenen Kostüms zu machen. Ich war ein Sonnenstrahl, eine Römerin, eine feine Dame, ein Geist und eine Prinzessin. Und noch vieles mehr.

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Kleiner Löwe (© Thinkstock)

Nach dem Ende der Schulzeit setzte eine kleine Faschingsflaute ein. Gelegentliche Privatpartys zählen nicht wirklich. Doch als Mutter darf ich nun endlich wieder die alte Familientradition aufleben lassen. Das erste Mami-Faschingsfest hatten wir beim Babyturnen. Es war einfach so niedlich und knuffig, wie die Kleinen aussahen. Meine Kinder waren als Maus und Teddy verkleidet. Ich glaube, sie fanden es in Ordnung. Für mich war es jedenfalls sehr lustig. Der Beginn einer neuen Faschings-Ära!

Bei der Tagesmutter und im Kindergarten wird kräftig gefeiert. Begeistert habe ich im letzten Jahr einen Minipiraten angezogen und mit meiner Tochter lange an ihrem Schmetterlingskostüm gebastelt. Die Flügel waren aus Moosgummi, beklebt mit Glitzer und selbst angemalt. An ein T-Shirt habe ich ein Tüllröckchen genäht. In diesem Jahr werden es Klassiker: Ein Ritter und eine Seiltänzerin. Stoff ist schon eingekauft. Die Kinder dürfen sich verkleiden, tanzen und naschen. Meine Beiden lieben Fasching auf jeden Fall!

Eigentlich wollten wir in diesem Jahr noch mehr veranstalten: Wir wollten nach Braunschweig, zum Karnevalsumzug am Sonntag fahren. Der viele Schnee hat nun unsere Pläne gestoppt. Aber vielleicht wird es im nächsten Jahr klappen. Oder erst klein anfangen in Ganderkesee, dann Braunschweig und als langfristiges Ziel Köln?

Das muss soviel Spaß machen, wenn sich alle verkleiden und einen richtig tollen Karnevalsumzug angucken, oder? Meine rheinländische Freundin reist jedenfalls jedes Jahr nebst voll kostümierter Kinderschar in die alte Heimat. Ihre 8 Wochen alte Tochter wird als Frosch verkleidet im Babybjörn zum Karnevalszug mitgenommen. Die beiden Brüder waren auch im Babyalter dabei, ich beneide meine Freundin da ein bisschen.

Bei uns im Norden ist Fasching ja leider nur etwas für die Kinder. Und für bastelnde Mütter. Vielleicht sollte man eine Faschingsoffensive starten? Karneval für alle?

Christine Finke, Chefredakteurin liliput-lounge.de: Fastnacht nervt!

Als ich in Hamburg wohnte, hab ich mich jedes Jahr zur Fastnachtssaison gefreut, dass die ewig lustigen Narren mir nur aus dem Fernseher entgegenwinkten. Mit etwas Abstand finde ich Fastnacht erträglich, und die historischen „Häs“-Kostüme samt geschnitzter Holzmasken folkloristisch interessant. Aber das ist ja nicht das, was Fastnacht hier im Süden Deutschlands ausmacht, leider!

Die Straßen sind bevölkert von angetrunkenen Erwachsenen in Billigkostümen aus dem Supermarkt. Remmidemmi und haltlose Albereien vom schmutzigen Donnerstag bis Aschermittwoch bestimmen hier die Fastnachtszeit. Wer sich sonst nie traut, aufzufallen, tut dies nun unter dem Deckmantel einer falschen Identität. Nein, das ist nicht meine Welt.

Als Heranwachsende und als Kind fand ich Fasnet, wie man im Raum Freiburg sagt, wunderbar. Ich war Zigeunerin, Winnetou und später als Anzugträger mit Bart verkleidet und lief sogar einmal in der neu gegründeten Zunft der „Birkenhofer Mehlsäcke“ bei einem Umzug mit. Das Brauchtum rund um den Narren ist mir also vertraut – aber jetzt, wo ich erwachsen bin, finde ich, dass das ein Kinderfest ist.

Herzallerliebst sind die in neue Rollen schlüpfenden Kleinen im Kindergarten meines Sohnes (3) anzusehen, und es rührt mich auch, meine große Tochter (9)  als leuchtend gelbes Pokemon durch die Gegend strolchen zu sehen. Mein Baby, das gerade 1 Jahr alt geworden ist, verkleide ich aber nicht. Sie weiß ja gar nicht, wie ihr geschehen würde – und mein Kind ist doch keine Puppe!

Natürlich würde es meine Jüngste nicht stören, als Marienkäfer zu gehen – aber weder bin ich schneiderisch begabt, noch möchte ich 30 € für ein Babykostüm ausgeben, das wegen der mangelhaften Verarbeitung nur eine Saison hält. Und lustig schminken, das mochten alle meine drei Kinder noch nie – klebrige Farbe im Gesicht, nein danke, lautet ihr Motto. Ob sie irgendwo doch meine Faschingsmuffelgene in sich tragen?

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