Ernährung von Babys

Meterweise Milchpulver, Gläschen, Breis und Tee für Säuglinge erwarten die frischgebackene Mutter in jedem mittelgroßen Drogeriemarkt. Was kaufen? Ein Wegweiser durch den Einkaufsdschungel und wertvolle Tipps von Dr. Voitl.
Geburt bis vierter Monat
Stillen ist das Beste fürs Baby und meist auch das Bequemste für die Mutter. In den ersten Wochen stillen nahezu alle Frauen. Doch danach nimmt die Stillhäufigkeit ab: Nur zehn Prozent aller Kinder erhalten in den ersten fünf bis sechs Lebensmonaten nichts anderes als Muttermilch. Ein Drittel aller Babys bekommt schon mit acht Wochen den ersten Saft und jedes zweite im vierten Monat die erste „Beikost„.
Langes Stillen ist eindeutig der beste Schutz vor Allergien. Wenn es nicht anders geht, sollten Kinder Fertigmilch bekommen: in den ersten Wochen Produkte mit der Bezeichnung „volladaptiert“, etwa nach dem vierten Monat „Folgemilch 1„. Ab dem sechsten Monat kann „Folgemilch 2“ gegeben werden. Wenn es in Ihrer Familie ein starkes Allergierisiko gibt, können Sie zur Vorbeugung „hypoallergene“ (oder „HA“) Fertigmilch nehmen, sie enthält leicht veränderte Kuhmilchproteine. Eine echte Nahrungsmittelallergie gegen Kuhmilch ist sehr selten, nur etwa zwei Prozent der Babies sind betroffen. Sie zeigt sich mit starkem, tw. blutigem Durchfall oder Pusteln im Gesicht, die Kinder nehmen schlecht zu.
Vierter bis sechster Monat
Geben Sie dem Kind einige Löffel Karottenmus, geschabten Apfel oder zerdrückte Banane und steigern Sie die Menge langsam. Kombinieren Sie das Gemüse mit Kartoffeln und püriertem Fleisch – und ersetzen Sie damit eine Milchmahlzeit. Sie können den Brei selbst zubereiten (möglichst aus Öko-Anbau). Doch Gläschenkost hat den Vorteil, dass für Zutaten und Verarbeitung besonders strenge Vorschriften gelten: Sie ist praktisch schadstofffrei. Und die Gläschen sind unschlagbar für unterwegs.
Nachteil: Es gibt kaum Produkte, die nur eine einzige Zutat (z. B. Kartoffeln) enthalten, statt dessen meist Mischungen wie „Gemüsereis mit Biopute“. Bei einer Unverträglichkeit lässt sich so nur schwer herausfinden, worauf das Kind reagiert. Christina Neu vom Forschungsinstitut für Kinderernährung stellt klar: „Ein Baby braucht noch keine Abwechslung beim Essen. Wahrscheinlich orientieren sich die Hersteller am Geschmack der Erwachsenen.“
Rezept für Gemüse-Kartoffel-(Fleisch)-Brei:
100 g Gemüse (z.B. Karotten, Brokkoli, Kürbis), 50 g Kartoffeln, 1 Eßl. Öl oder Butter, 20 g Fleisch (jeden zweiten Tag), kochen und pürieren, nicht salzen oder würzen. Verwenden Sie keine kaltgepressten Öle – Babies vertragen sie nicht. Statt Fleisch können Sie auch gekochtes Ei oder Fisch nehmen – außer bei einem Allergierisiko.
Veganes für Kinder?

Ein Essen ganz ohne Milch, Eier oder Fleisch ist nichts für Kleinkinder. Auf Fleisch kann verzichtet werden, wenn das Kind viel Gemüse, Getreide und Milchprodukte isst. Zu achten ist im besonderen auf ausreichende Eisen- und Calciumzufuhr, etwa durch „Rote-Früchte Säfte“. Der Körper nimmt Eisen aus Fleisch doch besser auf als aus Gemüse.
Die Getränke:

Als Getränke sind am besten Wasser, ungesüßter Saft oder Tee geeignet. Wenn Sie Mineralwasser nehmen, dann solches, das „zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“ ist. Viele Kindertees bestehen bis zu einem hohen Prozentsatz aus Zucker – gefährlich für Zähne und Kiefer. Dauernuckeln ist übrigens auch schädlich, wenn in der Flasche nur Wasser ist. Dadurch verändert sich der Speichel, der Zahnschmelz wird anfälliger für Karies. Und: Viele Babies werden wund, wenn Sie reinen Obstsaft oder Multivitaminsaft trinken – verdünnen Sie mit viel Wasser.
Siebenter Monat

 

Jetzt kann man einen Vollmilch-Getreide-Brei anbieten, der beispielsweise die Milch-Mahlzeit abends ersetzt. Er ist schnell zubereitet; fertige Instant-Breie sind teuer und enthalten fast immer zuviel Zucker. Auch wenn „kristallzuckerfrei“ drauf steht, steckt oft doch ein Süßmacher drin, zum Beispiel Maltodextrin, Fruktose oder Glukose. Auch Obstbreie können angeboten werden: Die meisten Obstbreie enthalten keinen Zucker und es gibt die Sorten auch unvermischt zu kaufen.
Rezept für Vollmilch-Getreide-Brei:
200 ml Vollmilch erhitzen und 20 g Vollkornflocken (am besten Instant-Flocken aus dem Bioladen) einrühren. Babykost muss nach dem ersten Lebenshalbjahr nicht „glutenfrei“ sein. Gluten ist Bestandteil der meisten Getreidesorten (außer z.B. Reis, Mais), schädliche Eigenschaften sind aber nicht bekannt. Nur Kinder mit Zöliakie, einer seltenen allergischen Darmerkrankung, vertragen ihn nicht. Sie reagieren mit Durchfall und Gewichtsstillstand.
Neunter bis zwölfter Monat
Bieten Sie dem Kind etwas von den Familienmahlzeiten an. Aber: Salzen und würzen Sie nur sehr wenig. Milchprodukte wie Naturjoghurt oder Quark erst ab dem ersten Lebensjahr – sie enthalten zuviel Eiweiß.
Bei Allergieneigunggilt zusätzlich: keine Zitrusfrüchte, Nüsse, Eier und Fisch vor dem ersten Geburtstag geben; Kuhmilch nur in kleinen Mengen.Und wieviel soll das Baby essen?
Es ist völlig normal, wenn ein Kind mal in seinem Essen herumstochert und dann wieder isst wie ein Scheunendrescher. Kleinkinder haben noch ein sehr gesundes Empfinden dafür, wieviel sie brauchen. Erst wenn auffällige Essgewohnheiten länger dauern, und Ihr Kind zu dünn oder zu dick wird, sollten Sie den Kinderarzt aufsuchen.

© www.kinderarzt.at by Dr. Peter VoitlDr. Peter Voitl

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