Richtig essen bei Babywunsch

Paare mit Kinderwunsch sollten auf abwechslungsreiche und ausgewogene Kost achten. Wie sich die Fruchtbarkeit steigern lässt, verrät Expertin Uta König im liliput-lounge Interview.

liliput-lounge.de: Wenn der Kinderwunsch bei einem Paar beschlossen ist, wünschen sich die meisten, dass das Baby möglichst schnell kommt. Wie lange dauert es eigentlich bei den meisten Paaren, bis sich der Wunsch erfüllt?
Uta König: Die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, beträgt selbst bei jungen, gesunden Paaren nicht mehr als 20 Prozent pro Zyklus. Das heißt, sie brauchen durchschnittlich 5 Monate, bis es zu einer Schwangerschaft kommt. Für Paare mit Mitte 30 ist ein Jahr Wartezeit völlig normal. 40-Jährige probieren oft länger, bis sich eine Schwangerschaft einstellt.

Die richtige Ernährung bei Kinderwunsch (© Thinkstock)
Die richtige Ernährung bei Kinderwunsch (© Thinkstock)

Wie lange sollten Paare warten, bis sie einen Experten um Rat fragen, wenn das Kind auf sich warten lässt?
Sobald sie sich unsicher fühlen und auf jeden Fall, wenn Beschwerden auftreten, zum Beispiel Zyklusprobleme. Fruchtbarkeitsmediziner raten allen Paaren, sich nicht allzu viel Zeit zu lassen, sondern rechtzeitig professionelle Hilfe zu suchen, um keine wertvolle Zeit verstreichen zu lassen. Es können ja körperliche Ursachen zu Grunde liegen – bei Mann oder Frau. Sehr oft lassen sich aber keine organischen Ursachen finden.

Welche Möglichkeiten gibt es, ohne medizinische Hilfe die Fruchtbarkeit anzuregen?
Sich ausgewogen ernähren, für genügend Schlaf und Bewegung sorgen. Ganz wichtig ist, dass Genussfähigkeit und Freude am Leben nicht zu kurz kommen. Dazu gehört auch lustvoller Sex, nicht nur weil so die Unterleibsorgane gut durchblutet werden, sondern auch weil Fortpflanzung beiden Partnern Spaß machen soll.

Was für eine Rolle spielt die Lebensweise eines Paares?
Eine sehr große. Bereits die Ei- und Samenzellen mögen es am liebsten gesund. Auch das Hormonsystem profitiert von einem gesunden Lebensstil. Frauen merken das oft ganz schnell: Stress und Schlafmangel zum Beispiel können den Zyklus durcheinanderbringen. Bei Männern ist der Zusammenhang nicht ganz so offensichtlich, aber auch bei ihnen wirkt sich Anspannung auf Potenz, Libido und Samenqualität aus.

Sie haben sich intensiv mit dem Thema „Ernährung und Kinderwunsch“ beschäftigt. Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?
Durch Gespräche mit Ärzten und Therapeuten, die in ihrer täglichen Praxis mit Kinderwunsch-Paaren zu tun haben. Sie betonen immer wieder, wie wichtig der Faktor Ernährung ist – leider fehlt ihnen meist die Zeit, ihre Patienten entsprechend aufzuklären.

Wie beeinflusst die Ernährung den weiblichen Zyklus?
Manchmal gewaltig. So können zum Beispiel Crash-Diäten dazu führen, dass eine Frau gar keinen Zyklus mehr hat. Stimmt die Nährstoffversorgung nicht, stellt der Körper nämlich als erstes seine sexuellen Funktionen ein  – dieser Schutz dient dazu, den Organismus in Notzeiten nicht noch zusätzlich mit einer Schwangerschaft zu belasten.

Wann sollte man unbedingt beginnen, seine Ernährung umzustellen?
Ab etwa drei bis vier Monate vor der geplanten Zeugung begünstigt eine abwechslungsreiche und ausgewogene Kost die Empfängnisbereitschaft der Frau. Die Produktion der männlichen Samen dauert etwa 72 Tage, deshalb ist es auch für den Partner sinnvoll, zwei bis drei Monate vor der Zeugung besonders gesund zu leben.

Im alten China begann man sogar zwei Jahre vor der geplanten Zeugung mit einem „Baby-Programm“, um gesunden Nachwuchs zu zeugen. Ich betone: Es geht ja nicht nur darum, leichter schwanger zu werden. Es geht auch darum, seinem Baby bestmögliche Startbedingungen ins Leben zu verschaffen. Heute bestätigen die Erkenntnisse der Epigenetik, dass viele Krankheiten bereits vor der Schwangerschaft durch die Ernährung der Eltern angelegt werden.

Was sind die wichtigsten Vitamine und Vitalstoffe für unsere Fortpflanzung?
Vor allem B-Vitamine, Betacarotin, die Vitamine C und E sowie Selen und Zink – wir brauchen sie für unsere Sexualhormone und die Reifung der Ei- und Samenzellen. Und weil auch die Schilddrüse mitspielt, kommt es zusätzlich auf eine ausreichende Jodversorgung an.

Dann reicht es also, ein gutes Multivitaminpräparat einzunehmen?
Nein, eben nicht. Natürliche Vitamine aus der Nahrung gelten bei Ernährungswissenschaftlern als erste Wahl. Wer gesund und abwechslungsreich isst, muss sich um seine Vitaminversorgung im Allgemeinen keine Sorgen machen.

Eine Ausnahme ist allerdings die Folsäure. Dieses B-Vitamin fördert den Nervenaufbau des Babys, es kommt seltener zu Problemen wie Spina Bifida. Das ist eine schwere Krankheit, bei der sich der Mantel um das Rückenmark nicht ganz schließt. Um vorzubeugen, sollten Frauen, die sich ein Kind wünschen, täglich 0,4 Milligramm in Form eines Präparates einnehmen. Zusätzlich sollte man folsäurereiche Lebensmittel essen, zum Beispiel Spinat, Grünkohl, Zitrusfrüchte, Nüsse oder Vollkorn.

Wie sieht eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung für Sie aus?
Als TCM-Therapeutin orientiere ich mich an der Fünf-Elemente-Ernährung. Darin spielt die quantitative Bewertung der Lebensmittel nach den enthaltenen Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweißen, Fetten oder Kohlenhydraten keine Rolle. Viel entscheidender ist ihre energetische Qualität. Deshalb sollen die Mahlzeiten frisch zubereitet sein und alle fünf Geschmacksrichtungen (süß, scharf, salzig, sauer, bitter) enthalten.

Wichtig: Es sollten Nahrungsmittel bevorzugt werden, die gerade Saison haben – sie haben den besseren Nährstoffgehalt und sorgen dafür, dass wir uns abwechslungsreich ernähren. Sonst neigt man dazu, das ganze Jahr über nur noch seine Lieblingsspeisen zu essen.

Gibt es sonst etwas zu beachten?
Man sollte überwiegend gegarte Speisen essen – so nehmen wir unseren Verdauungsorganen viel Arbeit ab. Getreide wie Roggen, Dinkel oder Reis, Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen oder Kichererbsen, und Gemüse wie Möhren, Kartoffeln, Rote Bete, Feldsalat, Endiviensalat sowie Beerenobst sollten die Basis der Mahlzeiten bilden.

Und wenn es draußen kühl ist oder wenn man fröstelt, sollte man erwärmende Gewürze, Fenchel, Zwiebeln, Lauch sowie Eintöpfe und Suppen mit Hülsenfrüchten, Wurzel- oder Kohlgemüse essen. Leider setzen vor allem Frauen häufig auf energetisch „kalte“ Nahrung, zum Beispiel Rohkost, Salat, Obst, Yoghurt und gekühlte Getränke. Das kann sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken.

Welche Nahrungsmittel sollten unbedingt vom Speiseplan verschwinden?
Ich halte nichts von Verbotslisten. Natürlich sollte man sich nicht mit Süßigkeiten, Chips und Junk-Food satt essen – das ist genauso schädlich für die Gesundheit wie Koffein und Alkohol im Übermaß. Aber in wohldosierten Mengen sind auch diese Dinge in Ordnung. Sie tragen oftmals ja dazu bei, dass wir uns wohl fühlen.

Spielt es eine Rolle, ob ich im Discounter oder auf dem Markt einkaufe?
Gutes Essen hat seinen Preis. Gerade bei tierischen Produkten interessiert immer mehr Menschen, unter welchen Umständen die Tiere gelebt haben. Im Übrigen kommt es natürlich sehr darauf an, wie ich daraus meine Mahlzeiten zubereite. Gesundes und schmackhaftes Essen kann man auch mit Zutaten vom Discounter kochen.

Was wäre Ihr wichtigster Rat an ein Paar, das sich ein Kind wünscht?
Planen Sie genügend Wartezeiten ein – je älter Sie sind, um so länger kann es dauern, bis die erwünschte Schwangerschaft möglicherweise Wirklichkeit wird. Verzweifeln Sie nicht schon nach wenigen Monaten. Setzen Sie sich nicht unangemessen unter Druck!

Uta König ist Medizinjournalistin und Autorin verschiedenener Bücher zum Thema Kinderwunsch und Fruchtbarkeit. Die zweifache Mutter  ist zudem ausgebildete Heilpraktikerin für TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) und Homöopathie mit eigener Praxis.Mehr Informationen unter www.koenig-heilpraxis.deBuchtipp: Uta König: Wir wollen ein Baby. Von Mönchspfeffer bis In-virtro. Alternativ-und Schulmedizin auf einen Blick, rororo Taschenbuch, 160 Seiten, 2003 (6. Aufl.) ISBN 978-3-499-61561-0. 9,95 €