Die Entwicklung im 1. Lebensjahr

Es passiert so viel in den ersten 12 Lebensmomaten – Experte Dr. Voitl gibt einen kurzen Abriss der Entwicklung bis zum 1. Geburtstag.

Baby liegt auf dem Rücken und rollt sich
Entwicklungsschritte in Babys erstem Jahr (Bild: ©panthermedia.net Ulrich Münster)
Der erste Lebensmonat
In den ersten 10 Tagen kann ein Baby etwa zehn bis 15 Prozent seines Körpergewichts abnehmen; das Geburtsgewicht wird nach zwei bis drei Wochen wieder erreicht. Es hat noch keinen Tag-Nacht Rhythmus.
Stillen ist die beste Ernährung für das Baby; wenn es nicht anders geht, können Kinder auch Fertigmilch bekommen: in den ersten Wochen Produkte mit der Bezeichnung „volladaptiert“, etwa ab dem vierten Monat „Folgemilch 1“.
Wenn nicht gestillt wird und es in der Familie ein starkes Allergierisiko gibt, sollte „hypoallergene“ Fertigmilch genommen werden.
Das Baby ist kurzsichtig. Wenn Ihr Kind auf dem Rücken liegt, bewegt es bei gerade gehaltenem Kopf Arme und Beine gleichmäßig, die Hände sind meist fest zu Fäusten geschlossen. Es überwiegen noch ungezielte, unkoordinierte Bewegungen.
Der zweite Lebensmonat
Das Baby beginnt zu lächeln und kommt mit den Händen immer sicherer zum Mund. In der Bauchlage hebt Ihr Baby seinen Kopf und dreht ihn auf die Seite. Es reagiert auf den Klang von Stimmen, besonders auf hohe Töne und Gesang.
Manche Babys schreien in den ersten drei Monaten – vorwiegend abends – stundenlang und ohne ersichtlichen Grund. Die Ursachen für diese sogenannten „Dreimonatskoliken“ sind nicht genau bekannt.
Der dritte Lebensmonat
Bis Ende des dritten Monats hat ein Baby durchschnittlich 1.000 Gramm zugenommen und ist rund zehn Zentimeter gewachsen.
Das Baby hat seinen Kopf unter Kontrolle. Wenn es auf dem Rücken liegt, entdeckt es seine Hände und Füße. Liegt das Baby auf dem Bauch kann es den Oberkörper aufrichten. Wird es aufrecht gehalten stemmt es sich mit seinen Füßen auf die Unterlage.
Der vierte Lebensmonat
Mit vier Monaten beginnt ein Baby sich vom Bauch auf den Rücken zu drehen. Wenn es auf dem Rücken liegt, beginnt es nach Dingen greifen, die über dem Bett aufgehängt sind. Es beginnt zu plappern.
Das Baby hebt den Kopf in Rückenlage, beim Hochziehen zum Sitzen kann es den Kopf aktiv nach vorne mitziehen. Es dreht sich in Seitenlage und hat eine gute Kopfkontrolle auch im Sitzen.
Der fünfte Lebensmonat
Viele Babys benutzen jetzt nur noch eine Hand, wenn sie nach etwas greifen. Das Baby stützt sich auf einen Unterarm und greift mit der anderen Hand; es hebt Arme und Beine gleichzeitig in Bauchlage hoch. Es dreht sich vom Bauch in die Rückenlage.
Irgendwann zwischen dem sechsten und dem zwölften Monat kommt der erste Zahn. Sie können beginnen, dem Kind einige Löffel Karottenpüree, geschabten Apfel oder zerdrückte Banane anzubieten und so langsam eine Milchmahlzeit zu ersetzen.
Der sechste Lebensmonat
Viele Babys können sich jetzt auch schon vom Rücken auf den Bauch drehen. Gegen Ende des sechsten Monats wiegen Babys durchschnittlich doppelt so viel wie bei der Geburt.
Das Baby stützt sich mit einer Hand in der Bauchlage ab und holt mit der anderen gleichzeitig einen Gegenstand. Es beginnt mit Unterstützung zu sitzen. Die Beine werden bei Stehversuchen nicht mehr abgeknickt, das Kind steht auf den Zehenspitzen und hüpft. Es greift mit der ganzen Hand und kann Gegenstände von einer Hand in die andere nehmen.
Der siebente Lebensmonat
Ihr Baby erkennt bekannte Menschen und beginnt zu fremdeln.
Das Gleichgewicht im Sitzen ist noch unsicher, es versucht durch Drehen, aktiv an Dinge heranzukommen und macht die Sprachmelodie der Erwachsenen nach.
Als Getränke sind am besten Wasser, ungesüßter Saft oder Tee geeignet. Wenn Sie Mineralwasser nehmen, dann solches, das „zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“ ist. Viele Kindertees bestehen bis zu einem hohen Prozentsatz aus Zucker – gefährlich für Zähne und Kiefer.
Der achte Lebensmonat
Das Baby robbt rückwärts und steht gehalten. Zehn Prozent der Babys krabbeln nicht. Manche einfache Silben spricht es deutlich aus und wiederholt sie. Das Baby reagiert, wenn es seinen Namen hört. Jetzt kann man einen Milch-Getreide-Brei anbieten, der beispielsweise die Milch-Mahlzeit abends ersetzt.
Der neunte Lebensmonat
Die so genannte „Objekt-Permanenz“ beginnt: Sie verstecken ein Spielzeug unter einem Tuch und ihr Baby weiß, dass der Gegenstand trotzdem da ist. Wenn Sie ihm etwas wegnehmen, wird es ärgerlich.
Das Baby greift mit Daumen und Zeigefinger und kann mit geradem Rücken sitzen. Es kommt in den Vierfüßlerstand, schaukelt, und verlagert das Gewicht.
Es kommt über die Bauchlage zum Sitzen hoch.
Der zehnte Lebensmonat
Das Baby zieht sich zum Stehen hoch und wippt auf und nieder. Es kann jetzt den Löffel zum Mund führen und einfache Worte aussprechen.
Machen Sie Ihre Wohnung kindersicher: Das Baby sucht sich zum Spielen, was es im Haushalt gibt. Bieten Sie dem Kind etwas von den Familienmahlzeiten an. Aber: Salzen und würzen Sie nur sehr wenig.
Der elfte Lebensmonat
Es ist normal, wenn ein Kind einmal mehr und dann wieder fast nichts isst. Kleinkinder haben ein sehr ausgeprägtes Empfinden dafür, wieviel sie brauchen. Erst wenn auffällige Essgewohnheiten länger dauern, oder Ihr Kind zu dünn oder zu dick wird, sollten Sie den Kinderarzt aufsuchen.
Das Baby benutzt seine Zeigefinger, um auf etwas zu deuten. Es spielt gerne verstecken und imitiert Grimassen. Es läuft an beiden Händen gehalten.
Ein Jahr alt: Alles Gute zum Geburtstag!
 
Mit zwölf Monaten hat Ihr Baby sein Geburtsgewicht verdreifacht. Es läuft sicher an Ihrer Hand oder am Tisch entlang, manche Kinder machen vor oder nach ihrem ersten Geburtstag die ersten freien Schritte.
Das Baby greift nun mit den Spitzen von Daumen und Zeigefinger wie mit einer Pinzette. Mindestens eine warme Mahlzeit am Tag ist wichtig (mittags und/oder abends). Morgens kann man Milch, belegte Brote, ein Müsli oder frisches Obst anbieten. Optimal für zwischendurch sind frisches Obst und rohes Gemüse, Vollkornkekse oder ein Honigbrot.
© www.kinderarzt.at by Dr. Peter Voitl

Dr. Peter Voitl