Die EHEC-Welle scheint langsam zurück zu gehen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin werden immer weniger Neuerkrankungen gezählt. Noch vor fünf Wochen hatte kaum jemand von der EHEC – Infektion(Enterohämorrhagische Escherichia coli) gehört, bei der schwere Durchfallerkrankungen zum Tod führen können. In den letzten Wochen hat der bisher größte EHEC-Ausbruch in Deutschland alle beschäftigt. Viele waren verunsichert, immerhin galt eine dringende Empfehlung auf bestimmte Lebensmitte zu verzichten.
Dem RKI wurden seit Anfang Mai 2453Fälle der meldepflichtigen Infektion mit EHEC übermittelt worden. Unter ihnen waren insgesamt 782 Personen, die unter der schweren Komplikation HUS (hämolytisch-urämischem Syndrom) litten. An HUS sind in Deutschland mindestens 35 Menschen gestorben, darunter auch ein zweijähriger Junge (Stand 14. Juni).
Die Suche nach der Infektionsquelle war schwierig, zunächst gelang es Wissenschaftlern, das Erbgut des Bakteriums zu entziffern. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstiuts für Risikobewertung (BFR), bezeichnet dies als wichtigen Schritt für die Behandlung der Betroffenen.
Am 10. Juni wurden der Anfangsverdacht doch bestätigt: Sprossen aus dem niedersächsischen Bienenbüttel bei Uelzen sind Träger der Keime. Während die Zahl der Infizierten steigt, gelang es Medizinern, eine Ursache für besonders schwere Verläufe bei EHEC-Patienten mit HUS zu finden. Dies kann die Heilungschancen deutlich erhöhen.
Die Empfehlung auf Tomaten, Gurken, Blattsalate im rohen Zustand zu verzichten, wurde aufgehoben.
Die Experten erklären, dass die bekannten Hygieneregeln weiterhin streng beachtet werden sollten. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ( DGGG) weist ausdrücklich noch einmal darauf hin, dass Durchfallerkrankungen und andere Infekte in der Schwangerschaft das Risiko für vorzeitige Wehen erhöhen. Bei fiebrigen Infekten sollten Schwangere deshalb körperliche Anstrengung meiden und darauf achten, den Infekt gründlich auszuheilen. Im Zweifelsfall ist ein Arztbesuch ratsam!
Was ist EHEC?
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In der Regel gelten vor allem Säuglinge, Kleinkinder ältere und abwehrschwache Menschen als gefährdet. Normalerweise erkranken etwa jährlich etwa 1000 Menschen an EHEC-Bakterien. Die derzeitige Häufung der Erkrankungsfälle ist ungewöhnlich und auch die erkrankten Altersgruppen sind untypisch, da vor allem erwachsene Frauen betroffen sind.
Übertragungswege
Auch wenn nicht bekannt ist, wie die Infektionsquelle der aktuellen EHEC-Bakterien liegt, so werden sie generell auf verschiedene Weise übertragen:
Über Lebensmittel: Die Erreger landen häufig bereits beim Melken oder Schlachten in die Milch oder auf das Fleisch. Durch verunreinigtes Wasser und durch Düngen mit Gülle oder Mist werden pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse mit EHEC belastet. Auch unzureichende Küchenhygiene kann dazu beitragen, dass die Bakterien übertragen werden.
Von Mensch zu Mensch: Mit EHEC infizierte Menschen scheiden den Keim aus und können Infektionen so auf andere übertragen. Wichtigster Schutz ist daher Hygiene – vor allem sorgfältiges und gründliches Händewaschen nach dem Toilettengang. Der EHEC- Erreger wird nicht über Tröpfchen, sonder nur im direkten Kontakt mit dem Infizierten oder den Bakterien übertragen.
Durch direkten Tierkontakt: zum Beispiel auf Bauernhöfen oder in Streichelzoos. Eltern sollten besonders darauf achten, dass Kinder nach dem Streicheln die Hände mit Seife waschen. Speisen und Getränke sollten nur außerhalb der Tierställe und Gehege verzehrt werden, damit die Kinder nicht versehentlich Bakterien zu sich nehmen.
Durch verschmutztes Wasser: etwa beim Baden in durch Tierkot verschmutzten Gewässern oder in verschmutzen Planschbecken. Auch verunreinigter Buddelsand kann eine Infektionsquelle sein. Auch hier ist der beste Schutz Hygiene.
Verlauf der Krankheit: harmlos bis lebensbedrohlich
Eine Infektion mit EHEC-Bakterien kann sehr unterschiedlich verlaufen. Manche Menschen reagieren mit Durchfall, der in schweren Fällen schmerzhaft und blutig sein kann. Die Bakteriengifte können jedoch auch Folgeerkrankungen wie das bereits erwähnte HUS verursachen. Beim HUS werden die roten Blutkörperchen zerstört, sodass es zu Blutgerinnungsstörungen und zu Nierenschädigungen kommt. Oft verläuft diese Komplikation tödlich.
Bisher galt allerdings, dass die meisten EHEC-Infektion ohne nennenswerte Sympome komplikationslos abheilen.
Risiko von Früh- und Fehlgeburten durch EHEC-Infektion
Die blutige Durchfallerkrankung ist für Schwangere und für ihre ungeborenen Kinder allerdings besonders risikoreich, betont die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Die Keime können zwar nicht über die Plazenta an das Kind gelangen, die Giftstoffe, die im Körper der Mutter gebildet werden, jedoch schon. Diese Toxine können vor allem in der Frühschwangerschaft erheblich schaden und zu Fehlgeburten fürhen.
Eine schwere Erkrankung der Mutter kann auch zu frühzeitigen Wehen führen – oder zu Nierenversagen. Der Verband der Gynäkologen empfiehlt daher Schwangeren, sich und ihr ungeborenes Kind sich streng an die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen zu halten, bis der Auslöser der aktuten EHEC-Erkrankungen gefunden ist.
Die wichtigsten Sicherheitshinweise – nicht nur für Schwangere
- Gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife ist der beste Schutz gegen eine Übertragung. Sorgfältiges Abtrocknen nicht vergessen!
- Kein Verzehr von rohem Fleisch. Verzichten Sie auf Tartar, Mettwurst und auch auf Rohwursterzeugnisse wie Salami, Mettwurst, Cervelatwurst oder Teewurst. Diese Warnung gilt ohnehin für Schwangere, da Rohwursterzeugnisse auch andere Erkrankungen (etwa Toxoplasmose) auslösen können
- Gründliches Reinigen der Hände, aller Flächen und des Küchenwerkzeugs nach Zubereitung von rohem Fleisch.
- Stoffe, wie Küchentücher, die mit rohem Fleisch in Kontakt gekommen sind, sollten bei 60° gewaschen werden.
- Auf Rohmilch, Rohkäse und auch Frischkäse verzichten. Pasteurisierter Milch und daraus hergestellten Milchprodukte sind unbedenklich.
- Flächen und Gegenstände nach Kontakt mit rohem Fleisch, Verpackungen oder Tauwasser sofort gründlich reinigen und abtrocknen.
- Verzicht auf Sprossen. Tomaten, Salatgurken und Blattsalate können wieder verzehrt werden. Sie sind nicht mehr unter Verdacht. Bei Sprossen ist allerdings weitherhin Verzicht angebracht. Dies gilt ausdrücklich auch für selbstgezogenen rohen Sprossen und Keimlinge!
Was tun bei Krankheitsverdacht?
Bei den meisten Erkrankten tritt etwa drei bis vier Tage nach der Ansteckung unblutiger, meistens wässriger Durchfall in Erscheinung, der von Übelkeit, Erbrechen und zunehmenden Bauchschmerzen, seltener von Fieber begleitet werden kann. Wer unter einem blutigen Durchfall leidet, sollte umgehend einen Arzt aufsuchen. Schwangere mit Durchfall und einem Krankheitsgefühl sollten sofort ihren Gynäkologen aufsuchen oder gleich ins Krankenhaus gehen
Mehr aktuelle Informationen:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Bürgerinformationen zu EHEC-Infektionen
Robert-Koch-Institut (RKI) zu EHEC-Infektionen
Quellen: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Robert-Koch-Institut, Bundesinstitut für Risikobewertung, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Bild oben: © Kzenon – Fotolia.com
Bild Mitte: Mikroskopaufnahme von zwei E.coli-Bakterien © BfR
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