Postnatale Depressionen und Baby Blues

Wie kann es sein, dass die schönste Sache der Welt, nämlich ein gesundes Baby zu bekommen, eine Frau tief traurig macht? Diese depressiven Gefühle müssen ernst genommen werden und die junge Mutter sollte sich Hilfe suchen.

Die Schwangerschaft, die Geburt und die ersten Wochen und Monate nach der Geburt bringen große Veränderungen in das Leben der frischgebackenen Eltern. Oft erfüllt sich die Erwartung nicht, dass von nun an der Himmel voller Geigen hängt – denn die Mischung aus Schlafentzug, Geschrei und wenig Zeit für sich selber erwischt so manchen Elternteil kalt.
Eine große Rolle für das Wohlbefinden der Eltern spielt, inwieweit sie Unterstützung von außen erfahren: Greifen Großeltern, Nachbarn oder Freunde ihnen helfend unter die Arme? Nehmen sie ab und zu einen Babysitter? Und: in welchem Maße unterstützen sich die Partner gegenseitig?
Stärkere Gefühle
Aus psychologischer Sicht sind Menschen während der Schwangerschaft, Geburt und kurz nach der Geburt verletzlicher und empfindsamer als sonst. Es ist nicht unüblich, mehr zu grübeln und sehr dünnhäutig zu sein. Viele werdenden Eltern fühlen sich unausgeglichen und unwohl in ihrer Haut. Andererseits sind sie auch voller Vorfreude auf das Kind – der dadurch entstehende Zwiespalt lässt die Persönlichkeit und die Partnerschaft reifen. Man entdeckt vielleicht auch neue, positive Eigenschaften am Partner.
Baby Blues & Depressionen nach der Geburt
Sehr, sehr viele Frauen (50-80%) verspüren in den Tagen und Wochen nach der Geburt eine starke Traurigkeit oder haben extrem nah am Wasser gebaut. Dies ist normal und noch keine echte Postnatale Depression, die behandelt werden sollte. Eine echte Depression bekommen zum Glück nur etwa 10-20 % aller jungen Mütter.
Irgendwo dazwischen liegen die Frauen, die mit starken Stimmungsumschwüngen zu kämpfen haben. Diese starken Launen nennt man „Anpassungsschwierigkeiten“, und meist geben sie sich nach einigen Wochen oder Monaten.
Frauen, die unter einer echten postnatalen Depression oder auch Wochenbettdepression leiden, sind nicht mehr in der Lage, sich angemessen um ihr Kind zu kümmern. Ihre Gefühlswelt verarmt, sie spüren sich selbst nicht mehr richtig und können dementsprechend auch keine Gefühle dem Kind gegenüber kommunizieren. Eine postnatale Depression kann nicht nur direkt nach der Geburt auftreten, sondern jederzeit im ersten Lebensjahr des Kindes.
Das ist nicht nur für die Mutter ein schlimmer Zustand, sondern auch für das Baby schädlich. Jede Frau, die denkt, sie könnte an postnatalen Depressionen leiden, sollte deswegen unbedingt Hilfe suchen. Als erster Ansprechpartner empfehlen sich Frauenarzt oder sozialpädiatrische Zentren (falls vorhanden).
Menschen, die eine Neigung zu Depressionen haben, sind durch die tiefgreifenden Veränderungen der Schwangerschaft und Geburt eher gefährdet, erneut an einer Depression zu erkranken. Außerdem können schwierige Familiensituationen wie Trennung, Geldsorgen, Einsamkeit oder andere schwere Krankheiten eine Depression auslösen. Auch eine traumatische Geburt kann eine Depression auslösen.
Baby Blues & Depressionen vor der Geburt
Zwar wirkt sich die Stimmung der Mutter auf das Baby im Bauch aus, aber es nützt auch nichts, sich deswegen noch weitere Sorgen aufzuladen und eventuell noch schlechter zu fühlen. Es spricht überhaupt nichts dagegen, schon in der Schwangerschaft Hilfe zu suchen – denn niemand sollte sich über längere Zeit schlecht fühlen.
Was kann man tun?
Zuallererst: wer realistische Erwartungen hat, fällt nicht ganz so tief, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Schon in der Schwangerschaft könnte man Rat bei ehrlichen, erfahrenen Müttern suchen. Viele werden bereitwillig Auskunft über durchwachte Nächte, nervendes Säuglingsweinen und alle möglichen weniger rosigen Seiten des Elternseins geben – während sie gleichzeitig glaubhaft beteuern, ein Kind zu haben sei etwas Wunderbares. Und es stimmt beides, aber eben wirklich beides!
Ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und Zeit für einen selber sind ein wichtiger Grundstein für Zufriedenheit. Es ist wichtig, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten. Und genau das ist auch das große Kunststück: denn ein Baby fordert volle Aufmerksamkeit, worüber manche Mutter vergisst, sich selber zu emotional und körperlich gut zu „versorgen“.
Wenn eine Depression erst einmal eingesetzt hat, sollte man nicht zu lange abwarten, sondern rasch für Hilfe sorgen. Es ist nichts Peinliches daran, eine postnatale Depression zu haben – und es gibt eine Vielzahl von spezialisierten Ansprechpartnern.
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Weitere Informationen auf der offiziellen Website der deutschen Selbsthilfe Organisation zur Postnatalen Depression und Psychose Schatten & Licht e.V.
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