Dass ein Zusammenhang zwischen Depressionen in der Pubertät und depressiven Erkrankungen im Erwachsenenalter besteht, weiß man schon länger. Nun aber hat eine norwegische Wissenschaftlerin herausgefunden, dass schon ganz kleine Kinder ab 18 Monaten sehr empfänglich für negative Einflüsse durch Stress in der Familie sind.
Negativ wirkt sich eine gestresste Mutter aus, die wenig Unterstützung durch Familie oder soziales Netzwerk bekommt. Und auch der Kampf um gute Kinderbetreuung und finanzielle Sorgen sind dem Wohlbefinden der Mutter natürlich nicht förderlich. Oft bringt diese Konstellation auch eine angespannte Partnerschaft mit sich, was die Lage weiter verschlimmert.
Für Evalilil Karevolds Dissertation an der Universität Oslo wurden in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde 921 Kinder im Alter zwischen 18 Monaten und 13 Jahren über ein Jahrzehnt lang beobachtet. Zuerst wurden die Mütter zu ihrem seelischen Zustand und auch zu dem der Kleinkinder befragt, später wurde die Einschätzung der nun herangewachsenen 12-13 Jährigen eingeholt.
Besonders achteten die Forscher auf Anzeichen von Depressionen und Ängsten, und wie sie durch schützende Faktoren gelindert werden können bzw. durch Risikofaktoren verstärkt werden.
Dabei kam heraus, dass schüchterne Kleinkinder und Kinder, die in einem gestressten Umfeld aufwachsen, besonders anfällig für Depressionen mit der einsetzenden Pubertät sind. Diese Kinder haben dann auch als Erwachsenen ein höheres Risiko, an einer ernsthaften Depression zu erkranken.
Mit 32% beziffert die norwegische Studie den Einfluss, den das Temperament des Kindes und die soziale Umgebung haben. Dabei setzt die Langzeitwirkung schon erstaunlich früh ein, nämlich mit 1 1/2 Jahren. Bis etwa zum Alter von 5 Jahren scheint ein Kleinkind besonders empfänglich für negative Einflüsse, die spätere Depressionen fördern.
Woran erkennt man eine schwere Depression?
Wer sich über 2 Wochen lang deprimiert und antriebslos fühlt und zusätzlich mindestens 4 der folgenden 9 Kriterien erfüllt, ist depressiv:
- Gefühl der Trauer oder Leere
- Reizbarkeit oder psychsomatische körperliche Beschwerden (z.B. Magenschmerzen, Kopfweh)
- Rückzug aus dem Sozialleben, verringertes Interesse an Aktivitäten
- größere Gewichtsschwankungen (Zunahme oder Abnahme), Appetitstörungen
- psychomotorische Über- oder Unteraktivität (Ticks, nervöses Lidzucken)
- Müdigkeit und Energieverlust
- Schuldgefühle oder Gefühl der Wertlosigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Selbstmordgedanken
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