Bettruhe in der Schwangerschaft

Wenn etwa die Blase zu früh springt oder der Gebärmutterhals verkürzt ist, wird Schwangeren Bettruhe verordnet. Damit sie nicht zuviel Stress haben und das Baby nicht zu früh kommt. Liegen bleiben für das Baby- schwer oder einfach? Zwei Mütter berichten.

Nicht immer ist eine Schwangerschaft wunderbar leicht und unkompliziert. Frühzeitige Wehen, ein verkürzter Gebärmutterhals oder Blutungen sind klare körperliche Signale. Die Mutter braucht dringend Ruhe und Schonung, sonst droht eine Fehl- oder Frühgeburt. Zwei Frauen berichten von ihren Erfahrungen:

„Ich war noch gar nicht so weit“

Nicole (31)* hatte eine völlig unproblematische Schwangerschaft. Ihr war selten übel, sie hatte wenig zugenommen und fühlt sich auch in der 25. Schwangerschaftswoche ziemlich fit. „Allerdings hatte ich auch gar keine Zeit, mich schlecht zu fühlen. Ich war in der Firma verantwortlich für ein wichtiges Projekt. Und ich wollte unbedingt allen zeigen, dass ich auch als Schwangere vollen Einsatz zeige“, erzählt sie.

Nach einem langen Arbeitstag voller anstrengender Meetings legte sie sich abends auf das Sofa. „Endlich konnte ich die Beine hochlegen. Plötzlich merkte ich, wie alles feucht wurde.“ Mit dem Notarztwagen wurde die werdende Mutter in die nächste Klinik gebracht – denn es war eindeutig Fruchtwasser.
„Ich hatte gar keine Wahl, das haben die Ärzte mir ganz klar gemacht. Es war ein vorzeitiger Blasensprung und darum wurde ich sofort stationär aufgenommen.

Das Baby sollte noch möglichst lange im Bauch bleiben und nur strikte Bettruhe und eine enge Überwachung erlaubten dies.“ Für Nicole waren die nächsten Wochen anstrengend, auch wenn sie viel Unterstützung bekam. „Das Schlimmste für mich war, dass ich mich irgendwie betrogen fühlte. Ich war noch gar nicht soweit, ich hatte noch so viel vor.“

Ein letztes Mal mit dem Ehemann ins Kino ohne Baby, Einkaufen und vor allem das Kinderzimmer einrichten. „Das hatte ich mir alles für die letzten Wochen vor der Geburt vorgenommen. Und dann haben meine Mutter und meine Schwester alles für uns eingerichtet und die Babysachen gekauft. Das war zwar lieb aber ich war traurig, dass ich das nicht machen konnte.“

Aber nicht nur das belastete Nicole. „Mir war einfach furchtbar langweilig und mein Mann kam meist nur kurz nach Feierabend. Wirklich keine schöne Zeit.“
Immerhin hielt Nicole zwölf Wochen aus. In der 37. Schwangerschaftswoche wurde ihre Tochter dann mit einem Kaiserschnitt entbunden. Ein gesundes kleines Mädchen. „Als wir beide endlich, endlich nach Haus kamen, war ich so erleichtert. Die Belohnung für die Qual im Krankenhaus ist einfach wunderbar.“

„Ich bin meinem Körper für die Signale dankbar“

Auch für Stefanie (42)* kam die Bettruhe unerwartet. „Ich hatte eine ganz normale Routineuntersuchung in der 31. Schwangerschaftswoche. Die Frauenärztin erklärte, dass mein Gebärmutterhals stark verkürzt war – und nur strenge Bettruhe würde verhindern, dass das Baby jetzt schon zur Welt käme.“

Immerhin durfte die bald dreifache Mutter nach Hause, musste aber wöchentlich zur Untersuchung. „Meine Gedanken rasten, ich konnte das gar nicht glauben – denn drei Wochen später wollten wir umziehen. Meine Schwangerschaftsvertretung hatte ich noch gar nicht einarbeiten können. Dann die Kinder? Wie sollte ich das alles im Liegen organisieren?“ Trotzdem merkte Stefanie, dass ihr Körper deutliche Signale schickte. „Ich konnte wirklich den Kopf ertasten. Mir wurde klar, dass ich gar keine Wahl hatte, ich musste kürzer treten.“

Eine Woche vorher war die 42jährige noch auf eine mehrtägige Dienstreise gewesen – und hatte einen Autounfall mit einem Totalschaden. „Es war einfach alles sehr stressig. Immerhin waren wir ja auch schon am Umzugskisten packen. Als ich nun tatsächlich auf dem Sofa lag, merkte ich, wie gut mir dies zur Ruhe kommen tat. Gelangweilt habe ich mich nicht.“ Mit dem Laptop auf dem Schoss arbeitete sie sogar noch weiter. „Beim Umzug selbst wurde ich dann doch nicht mit den Möbeln herausgetragen, ein bisschen habe ich schon mitgeholfen.“

Erste Vorwehen straften die Aktion sofort. „Trotzdem habe ich es geschafft. Nach vier Wochen liegen bleiben gab die Ärztin Entwarnung. Schonung ja, aber strikte Bettruhe musste ich nicht mehr einhalten.“ Stefanies drittes Kind kam spontan und gesund zur Welt. „Es war letztlich gut, dass mein Körper mir so gezeigt hat, dass ich mich schonen muss. Dafür bin ich dankbar“, sagt Stefanie heute. An die Ruhezeit denkt sie heute manchmal sogar gern. „Einfach liegen bleiben zu können und auch verwöhnt zu werden – als berufstätige Mutter von drei Kindern ist das Luxus.“

Schonung und Bettruhe in der Schwangerschaft

Nierenentzündungen, gebrochene Rippen, vorzeitige Wehen oder verkürzter Gebärmutterhals – es gibt verschiedene Ursachen, bei denen Ärzte sofort Liegenbleiben und Schonung verordnen. Immer droht eine frühzeitige Geburt. Je früher die Bettruhe angeordnet wird, desto anstrengender ist dies natürlich für die Mutter.

Immerhin können heute viele Frauen zu Hause bleiben. Das war nicht immer so. Die Dr. Gynäkologin Dr. Christine Schulz-Züllich hat sich intensiv mit Frauen beschäftigt, die wegen einer drohenden Frühgeburt stationär aufgenommen waren. Und kam zu interessanten Ergebnissen: „Die benötigte Ruhe der Frauen im Krankenhauszimmer wurde im Durchschnitt 63 mal in 24 Stunden gestört, da jemand ins Zimmer kam um verschiedenerlei Tätigkeiten zu verrichten (Essen und Medikamente bringen, Putzdienste, Visite, usw.) Darüber hinaus sprachen die Frauen nicht von Ruhegefühl, da auch der extrem verschobene Kliniktagesablauf (Wecken um 5.30 Uhr) einen aus dem normalen Rhythmus bringt.“

Die von ihr befragten Patientinnen gaben an, dass sie sich oft nicht erholen könnten. „Viele waren ausgesprochen unruhig, Zuhause war nicht immer alles beruhigend geregelt und zurückgelassen, oft wurde die Sorge geäußert: Was da wohl los ist?! Besonders, wenn schon Kinder im Haushalt waren, konnten die Mütter diese Entfernung von der Belastung weder zulassen noch genießen.“

Die Frauenärztin entschied, dass die von ihr behandelten Frauen selbst das letzte Wort haben, wo sie liegen wollten. Seitdem, so schildert sie, hätte keine Patientin mehr eine Frühgeburt vor der 37. Schwangerschaftswoche gehabt. „Die Ichstärkung statt sich sagen zu lassen, was für sie gut ist, führt die Frau wieder zu sich selbst. Sie kann nach der Irritation durch die Diagnose ‚vorzeitiger Wehenbeginn‘ selbst oder mit Hilfe herausbekommen, in welcher Konfliktlage sie sich befindet und statt das Kind ‚auszustoßen‘ den Konflikt rauslassen, dann können die Wehen – der Schmerz – deutlich nachlassen,“ so die Dr. Christine Schulz-Züllich.

Natürlich erlebt jede Frau ihre Schwangerschaft anders. Und leider kann auch eine noch so vorsichtige werdende Mutter nicht alle Risiken verhindern. Nicht immer lässt sich tatsächlich eine Frühgeburt verhindern. Schonung aber scheint ein Konzept zu sein, dass wirklich helfen kann.

Nun sind Sie gefragt: Nutzen Sie die Kommentarfunktion, um uns Ihre Geschichte zu erzählen. Mussten Sie auch während der Schwangerschaft lange liegen? Durften Sie zu Hause bleiben oder waren Sie im Krankenhaus? Wie lange war die Bettruhe – und konnte sie eine Frühgeburt verhindern? Wie haben Sie sich in dieser Zeit gefühlt?

Bild:©istockphoto
*Namen von der Redaktion geändert

8 Gedanken zu „Bettruhe in der Schwangerschaft“

  1. Ich liege nun die 3. Woche im Krankenhaus. Ich habe zum T eil sehr heftige Blutungen und das beunruhigt mich schon sehr. Ich bin jetzt in der 12. Ssw. Die Situation ist schon sehr belastend. Meine Tochter ist zwar fast erwachsen, trotzdem bin ich unruhig, ob zu Hause alles klappt, Tiere und Pflanzen versorgt werden und wichtige Post eventuell liegen bleibt. Meinen Mann sehe ich nur kurz, wenn er nach der Arbeit vorbei schaut. Die Sorge in der Arbeit kommt noch dazu.Klarist man momentan nicht kündbar, aber was wäre, wenn man das Baby trotz aller Bemühungen verlieren würde ?Man hat sich eben alles anders vorgestellt..

    • Liebe Jeanette, eine so lange Zeit im Krankenhaus ist bestimmt sehr unangenehm. Ich wünsche Ihnen eine Schwangerschaft ohne weitere Komplikationen und alles Gute für Sie und Ihre Familie! Chris Schulz, Redaktion

  2. Ich musste auch ein paar Tage im Krh liegen, mit Gebärmutterhalsverkürzung und Trichterbildung in der 30+ SSW, zum Glück gab es im Krankenhaus eine sehr nette Oberärztin die mich nach Hause entließ, nach Lungenreifespritze und Pessar.
    Ich kann mich Zuhause, trotz 4 jährigem Sohn, viel besser ausruhen, und hoffe nun das meine kleine Hexe noch ein paar Wochen durchhält.

  3. Auch ich muss nun seit vier Wochen schon liegen. Eine Woche davon war ich im Krankenhaus und kann die Studie nur unterstützen. Dort habe ich trotz netter Schwestern und Ärzte keine Ruhe gefunden. Ständig kam jemand ins Zimmer oder es war sehr laut auf dem Flur. Dazu kam die Sorge um meine ältere Tochter, aber auch jetzt zu Hause fällt mir das Liegen schwer. Bin erst bei 24 + 2. die Angst vor einer Fehlgeburt, quält mich genauso wie die Sorge um meine Tochter. Aber auch dir Langeweile und die Aussicjt auf weitere 10 Wochen macht mir das Leben schwer.

    • Hallo Johanna, ich hoffe dass die Zeit bald vorbeigeht und Sie sich etwas ablenken können. Wir wünschen Ihnen alles Gute!

  4. Danke. Diese Bericht, spricht mit aus der Seele. Ich komme gerade aus dem Kh. Mir wurde gesagt, aufgrund der Gebärmutterhals verkürzung würden sie mich gerne da behalten. Ich habe mich entschieden nach hause zu gehen. Nun muss ich rechtfertigen. Mich versteht keiner das ich mich zuhause wollen Fühler und anders zur Ruhe komme als im Kh.

  5. hallo, ich war ebenfalls mit verkürztem Gebärmutterhals im Krankenhaus und bin durch eine Freundin auf das Buch „Durchhalten – Wie Anne 17 Wochen mit hohem Risiko auf Frühgeburt durchhielt und am Ende gesunde Zwillinge auf die Welt brachte“ aufmerksam geworden. Das hat mir sehr geholfen und mir Mut gemacht. Kann ich nur weiterempfehlen. Vielleicht hilft es dir auch?

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