Industriedesigner sollen zukunftsweisende, innovative und durchführbare Ideen für Produkte entwickeln. All dies ist der jungen Australierin Melody Shiue zweifellos geglückt – denn ihre Abschlussarbeit an der Univerität von New South Wales für den Bachelor ist aufsehenerregend. Ende April 2011 entscheidet eine Kommission, ob ihr Entwurf einen Designpreis erhält, den „James Dyson Award“.
Wie die tatsächliche Marktreife aussehen würde, was so ein Gerät kostet und wie es mit den Sicherheitsbestimmungen konkret aussieht, das müsste noch in jahrelanger Entwicklungsarbeit geklärt werden. Noch ist es einfach eine studentische Abschlussarbeit als Idee.
Wie soll das Gerät funktionieren?
Die Erfindung basiert auf einem Stretch-Bildschirm (sogenannte E-Textiles), wie ihn derzeit z.B. die Universität Illinois oder in Deutschland das Stella-Projekt zusammen mit der Firma Philips entwickelt.
Das ist ein dehnbarer LED-Bildschirm, bei dem Micro-LEDs biomedizinische Informationen liefern können. Der Einsatz ist für die Diagnose von Krankheiten gedacht.
Das Gerät selbst würde aus mehreren Lagen Materialien bestehen, darunter Silikon, Stoff und natürlich die technischen Bestandteile, inklusive einem Bauchgurt zur Befestigung. Zur Veranschaulichung siehe die Sizze rechts.
Ist das gefährlich fürs Baby?
Für den Gebrauch eines solchen „Baby PreVue“-Geräts würden strenge Richtlinien gelten – die Strahlung soll bei 10 MHz liegen, und es darf höchstens 20 Minuten lang mit jeweils 24 Stunden Pause benutzt werden. Damit entspräche es den Richtlinine der „British Medical Ultrasound Society“.
Dass die werdenden Eltern sich auch an eine solche Beschränkung halten würden, sei wahrscheinlich, schreibt die Designerin in ihrer Abschlussarbeit. Im Rahmen einer Umfrage fand sie heraus, dass – ohne dass gezielt nach dieser Zeitspanne gefragt wurde – schwangere Mütter den „Baby Prevue“ gerne abends vor dem Schlafengehen für 5-10 Minuten einsetzen würden. Damit, so Melody Shiue, entspräche die Erfindung allen Sicherheitsbestimmungen von Behörden, Wissenschaftlern und sonstigen Fachleuten.
Was sagt eine deutsche Ultraschall-Expertin?
PD Dr. med Annegret Geipel urteilt gegenüber der liliput-lounge auf Nachfrage, dass sie solch ein Gerät eher nicht empfehlen würde:
„Grundsätzlich ist das sicherlich machbar. Ob es wirklich im größeren Stil von der Industrie realisiert wird, wage ich zu bezweifeln. Baby TV hat ja (zu recht) doch einen etwas negativen Beigeschmack und so würde ich das hier auch sehen. Viele Schwangere fragen ja immer wieder, ob zu viel Ultraschall schadet, wir sehen das bei medizinisch sinnvollem Einsatz nicht so. Medizinisch gesehen erwarte ich mir vom Einsatz eines solchen ,,Monitors“ keine Vorteile- ich würde es also nicht als wirklich sinnvoll erachten. Das Erzeugen von Bildern die die Schwangere ,,interpretieren“ kann, erfordert in der Regel einen Untersucher, der im richtigen Winkel auf das Kind (Gesicht, Herz etc.) einschallt, das scheint mir hier nicht gegeben.“
Über Melody Shiue:
Melody wurde 1987 in Taipeh, Taiwan geboren und ist in Australien aufgewachsen.
Sie studierte Industriedesign mit Abschluss Bachelor an der University of New South Wales in Australien.
Die Idee ist ein Projekt ihrer Abschlussarbeit. Melody sieht ihr „Baby Prevue“ als Mittel, das Bonding zwischen Eltern und Kind schon in der Schwangerschaft zu verbessern und weniger als medizinisches Gerät.
Alle Bilder und Fotos mit freundlicher Genehmigung von Melody Shiue
PD Dr. med. Annegret Geipel ![]() Die Oberärztin leitet den Bereich Pränatale Medizin der Universität Bonn, einem überregionalen Stufe III Zentrum. Dr. Geipel ist Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Ultraschallmedizin in der Medizin e.V. (DEGUM), Mitglied der International Society of Ultrasound in Obstetrics and Gynecology (ISUOG) und der Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin. Sie engagiert sich vielfältig in der Wissenschaft und Lehre sowie als Gutachterin. |
Lesen Sie auch:
Ultraschall in der Schwangerschaft – das sollten sie wissen
Doppler für Zuhause? („Angelsound“)
Die erste Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt