Autokindersitze

Da der Kopf eines Kindes im Verhältnis zum Rest des Körpers relativ groß ist, werden nicht angeschnallte Kinder bei Unfällen meist mit dem Kopf voran durchs Auto geschleudert. Ein guter Kindersitz verhindert dies.
Die im Fahrzeug serienmässig installierten Erwachsenengurte sind ohne zusätzliche Schutzeinrichtungen für Kinder jedoch nicht geeignet. Bei einem Unfall würde das Kind unter dem Gurt durchrutschen und wäre nicht gesichert. Es reicht auch nicht aus, ein Kind auf dem Schoß oder im Arm zu halten, da die Kräfte, die beim plötzlichen, harten Bremsen entstehen, die eines Erwachsenen bei weitem übersteigen.
Deshalb ist es wichtig, dass Kinder im jeweils richtigen, d.h. dem Alter, der Grösse und dem Gewicht entsprechenden Kindersitz untergebracht sind.
Schnallen Sie sich auch selbst an — achten Sie auf Ihre Vorbildwirkung!
Sitz für das AUto
Kindersitz im Auto (Panthermedia Bild von Dmitrii Kiselev)
Worauf soll man beim Kauf achten?
• Der Sitz (bzw. das System) soll dem Alter und Gewicht Ihres Kindes entsprechen.
• dass der Sitz getestet ist und die ECE 44/04-Norm erfüllt. Diese gilt seit April 2008 und ist an der ersten beiden Ziffern der Genehmigungsnummer zu erkennen.
• dass der Sitz für Ihren Wagen geeignet ist, denn nicht alle Sitze passen in jedes Auto.
• dass der Einbau sowie der Ein- und Ausstieg unproblematisch ist, das spart Ärger und Nerven.
• dass der Sitz konsequent benutzt wird – auch auf noch so kurzen Strecken.
Welches System für welches Alter?
Es gibt — je nach dem Gewicht des Kindes – fünf Gruppen von Kindersitzen:
Schutz für das Baby (Gruppe 0: bis 10 kg / Gruppe 0+: bis 13 kg)
In einer Wippe oder einer einfachen Tragetasche ist das Baby bei einem Unfall nicht geschützt. Der richtige Begleiter für eine sichere Beförderung des Babys im Auto ist eine sogenannte Babyschale oder Autowiege, die sowohl auf dem Rücksitz als auch auf dem Beifahrersitz – mit Blickkontakt zum Fahrer – installiert werden kann.
Die Autowiege wird entweder mit einem speziellen Gurt oder mit dem üblichen Autogurt (Dreipunktgurt) befestigt. Über die Wiege kann ein Sicherheitsnetz gespannt werden, damit das Baby nicht herausgeschleudert werden kann. Das Baby sollte mit dem Kopf zur Wagenmitte liegen, um den Kopf bei Seitenauffahrunfällen so gut wie möglich zu schützen.
Rückwärts gerichtete Systeme dürfen nicht in Verbindung mit einem Airbag auf der Beifahrerseite verwendet werden, hier muß der Rücksitz verwendet werden; ebenfalls mit dem Rücken zur Fahrtrichtung.
Anschnallzeit bei Babys:
Achten Sie darauf, dass ein Baby, das noch nicht selbständig sitzen kann, nicht mehr als 30 Minuten in einem Babystuhl sitzen sollte. Fährt es nicht täglich im Auto, sind einzelne längere Fahrten möglich, allerdings regelmäßigen mit Pausen.
Schutz für Kleinkinder (Gruppe I: 9 bis 18 kg)
Kleinkinder sind als Auto-Fahrgäste in sogenannten Schalensitzen bestens aufgehoben. Das Kind kann sitzen, benötigt aber eine Sitzhilfe. Für Kinder dieser Altersgruppe gibt es Autositze, die entweder auf dem Beifahrersitz oder auf den Rücksitzen befestigt werden können. Es gibt Modelle, in denen das Kind mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzt; diese Modelle sind am empfehlenswertesten. Auch eine zweite Art, bei denen das Kind in Fahrtrichtung sitzt, ist zulässig. Beide müssen Sie mit dem Dreipunktgurt befestigen.
Viele Sitze bieten neben der Sitz- auch eine Ruhe- und eine Schlafposition an. Befolgen Sie bitte genau die vom Hersteller mitgelieferte Einbauanleitung!
Schutz für ältere Kinder (Gruppe II und III: 15 bis 36 kg)
Ist das Kind ca. 4 Jahre alt können Sitzkissen oder Kindersitze, die für die jeweilige Gewichtsklasse zugelassen sind. Die Sitze werden auf dem Rücksitz platziert – das Kind sitzt in ihnen mit dem Gesicht zur Fahrtrichtung. Auch diese Sitze müssen Sie mit dem Dreipunktgurt befestigen. Auch hier reicht der Erwachsenengurt allein zur sicheren Beförderung noch nicht aus.
Damit Ihr Kind auf längeren Fahrten auch problemlos schlafen kann, wurden in der Höhe verstellbare Schlafstützen entwickelt. Die auch im Handel erhältlichen Sitzunterlagen bieten dagegen keinerlei Stütze für Rücken, Nacken und Kopf. Entscheiden Sie sich trotzdem für eine solche Sitzunterlage, achten Sie darauf, dass das Kind unbedingt mit dem Gurt gesichert ist.
Der schräge Teil des Gurtes muss von der Schulter über die Brust verlaufen und darf auf keinen Fall am Hals des Kindes anliegen (Erstickungsgefahr!). Wenn dies doch geschehen sollte, dann ist das Kind zu klein für den Sitz! Dem helfen zwar Sitzunterlagen mit einer integrierten Gurtführung ab. Doch bieten diese bei weitem keine so hohe Sicherheit wie ein spezieller Kindersitz.
Je nachdem, was eher eintritt, ob das Kind 12 Jahre alt wird oder ob es 1,40 m groß ist, reichen die Erwachsenengurte für die Sicherheit des Nachwuchses aus. Auf einen Kindersitz kann dann verzichtet werden. Es muss natürlich nach wie vor angeschnallt sein und sollte stets auf dem Rücksitz sitzen.
Warum sind Airbags für Kinder gefährlich?
Airbags sind für Erwachsene mit einem Gewicht von 75 Kilogramm konzipiert. Sie werden mit einer solchen Wucht aufgeblasen, dass sie ein Kind auf dem Beifahrersitz erschlagen oder ersticken können. Sitzt ein Kind mit über zwölf Jahren auf einem Platz mit Airbag, sollten Sie den Sitz so weit wie möglich zurückstellen. Baby- oder Kindersitze dürfen Sie auf gar keinen Fall auf Sitzen mit Airbag anbringen, egal, ob das Kind darin mit dem Rücken oder dem Gesicht zur Fahrtrichtung sitzt.
Wichtig: Kinder unter 12 Jahren dürfen niemals dort sitzen, wo der Sitz mit einem Aribag gesichert ist! In neueren Autos besteht die Möglichkeit, den Airbag abzuschalten. In diesem Fall können Sie den Sitz natürlich verwenden. Denken Sie aber daran, den Airbag wieder einzuschalten, wenn ein Erwachsener mitfährt.
Ist ein gebrauchter Kindersitz sicher?
Ein Kinder- oder Babysitz darf keinem Verkehrsunfall ausgesetzt gewesen sein. Untersuchen Sie einen gebrauchten Sitz vor dem Kauf auf sichtbare Risse und Dellen. Achten Sie darauf, dass die Gurte des Sitzes unbeschädigt und stabil sind. Weist der Sitz sichtbare Mängel auf, oder sind Sie sich nicht ganz sicher, kaufen Sie ihn nicht: Das Leben Ihres Kindes kann von ihm abhängen!

© www.kinderarzt.at by Dr. Peter VoitlDr. Peter Voitl