Jeden Morgen mit dem Wagen zur Arbeit, rasch die Einkäufe erledigen oder abends noch einmal kurz zur Freundin fahren: Ein Leben ohne Auto können sich die meisten Frauen schon gar nicht mehr vorstellen. Kein Wunder, denn seit dem Geburtsjahrgang 1964 machen genauso viele junge Frauen wie junge Männer einen Führerschein. Es gibt diverse Studien darüber, wie Frauen und Männer Auto fahren. Ergebnis: Anders, aber gleich schlecht, denn bei den heutigen Fahranfängern gibt es fast so viele aggressive Jungfahrerinnen wie todessüchtige Jungfahrer.
Doch wie ist das in der Schwangerschaft? Darüber gibt es interessanterweise keine Studien. Natürlich ist eine Schwangerschaft keine Krankheit und selbstverständlich dürfen werdende Mütter Auto fahren. Allerdings sollten sie sich klar machen, dass die anderen Umstände sich auch auf ihre Verkehrsteilnahme auswirken.
Auto fahren in der Frühschwangerschaft
In der Frühschwangerschaft sind Frauen im Hormonrausch. Gar nicht immer einfach, denn Stimmungsschwankungen können den Fahrstil beeinflussen: niedergedrückte Stimmung verlängert die Reaktionszeit, extreme Glücksgefühle dagegen machen übermütig. Auch aufsteigende Übelkeit oder das Gefühl furchtbar müde zu sein wirken sich auf den Fahrstil aus. Wer schnell eine Toilette aufsuchen muss, wird unbewusst aggressiver fahren – und jemand der schläfrig ist, vielleicht Gefahren übersehen.
Wer unter starken Schwangerschaftsbeschwerden leidet, sollte sich die Teilnahme am Strassenverkehr gut überlegen. Am besten Stress im Verkehr vermeiden, möglichst Berufsverkehr vermeiden. Auch anstrengende Witterungsbedingen sollten Schwangere veranlassen, den Wagen lieber stehen zu lassen.
Stress vermeiden
Generell gilt es, während der gesamt Schwangerschaft auf die eigenen körperlichen Zeichen zu hören und nur dann Auto zu fahren, wenn dies nicht belastend ist. Vor allem sollten Schwangere noch vorausschauender als sonst. Denn so können sie Gefahren frühzeitig erkennen, sich darauf einstellen und plötzliche Vollbremsungen vermeiden. Denn die mag Ihr Baby gar nicht. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt: plötzliches Bremsen und Beschleunigen, rasante Kurven und andere Schleudervorgänge treiben den Puls und Blutdruck in die Höhe – auch beim Baby. Deswegen sollten sich Schwangere auf jeden Fall ausreichende Zeit nehmen, damit sie nicht in Hektik geraten.
Immer an die Sicherheit denken!
Für die Sicherheit von Pkw-Insassen wird heutzutage viel getan und viel geforscht, dennoch haben schwangere Frauen beim Autofahren jedoch bis heute praktische Probleme, sich richtig anzuschnallen. Anschnallen rettet Leben, das weiß jeder. Bei den Schwangeren wird aber das so wichtige feste Anschnallen oft durch einen sehr unangenehmen Druck als unzumutbar empfunden. Trotzdem ist es wichtig, dass sich Schwangere nicht zu locker anschnallen. Der Gurt muss straff anliegen. Der übers Becken verlaufende Teil muss so tief wie möglich unterhalb des Bauches geführt werden.
Wenn der Bauch sehr dick ist oder die Beine geschwollen sind, kann das schwierig werden. In so einem Fall können Gurtadapter Abhilfe schaffen. Solche Systeme gibt es im Babyzubehör-Fachhandel – sie sind aber wirklich nicht unbedingt nötig.
Frauen mit Sehschwäche sollten bedenken, dass sich die Sicht durch die Hormonumstellung ändern kann. Wer Kopfschmerzen hat oder das Gefühl hat, dass die Kontaktlinsen nicht mehr richtig sitzen, sollte zur eigenen Sicherheit unbedingt den Augenarzt aufsuchen.
Sicherheitshinweise des ADAC
Professor Karl Schneider, Experte für Pränatalmedizin in München, wurde vom ADAC um Rat für schwangere Frauen gebeten. Hier die 8 wichtigsten Tipps:
- Niemals ohne Gurt fahren! Auch Schwangere sollten sich immer mit dem Dreipunktgurt sichern. Der Gurt muss straff anliegen. Der übers Becken verlaufende Teil muss so tief wie möglich unterhalb des Bauches geführt werden
- Nicht angeschnallt riskieren Sie bei einem Unfall schwere Verletzungen für sich und das Baby. Außerdem kann es im Schadenfall zu einer Mitschuld an den Unfallfolgen und damit zur Minderung des Schadenersatzes kommen
- Fahren Sie möglichst wenig selbst – höchstes Verletzungsrisiko besteht beim Aufprall mit Bauchkontakt auf den Lenkradkranz
- Bei richtiger Sitzposition (korrekter Abstand zum Airbag, siehe Fahrzeugbedienungsanleitung) stellt eine Airbagauslösung kein Problem für Schwangere sowie das ungeborene Kind dar
- In den letzten Monaten der Schwangerschaft sollten, wenn möglich, Autofahrten reduziert werden
- Keine Gewalttouren! Sich weniger zumuten als vor der Schwangerschaft
Mindestens alle zwei Stunden Pause und sich bewegen
Vor allem die Wadenpumpe aktivieren, z. B. die Zehen mehrfach hochziehen und die Fußsohlen abwechselnd fest auf den Boden drücken. Das geht auch im Stau - Speziell angepasste Kompressionsstrümpfe tragen
- Besonders viel trinken, möglichst mehr als zwei Liter am Tag
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