Das Aniston-Syndrom

Jennifer Aniston (41) strahlt. Endlich ein Baby. Leider nur eine Filmszene. Doch auch im wahren Leben möchte die Schauspielerin ein Baby. Irgendwann. Auch in Deutschland wollen viele Frauen erst mit über 40 ein Kind. Ein Fehler?
Ein Leiden greift um sich und hat schon fast jeden Bekanntenkreis infiziert. Das Aniston-Syndrom. Was das ist? Smarte attraktive Frauen, die Anfang 40 sind und Mutter werden wollen. Dann, wenn sie sich soweit fühlen. Jennifer Aniston (41) ist bekannt als Ex Mrs. Brad Pitt und Darstellerin der Comedy „Friends“. Während der gute Brad mittlerweile mit einem halben dutzend Kinder durch die Welt jettet, ist Jennifer noch immer auf der Suche. Nach dem idealen Vater. Gerade bewirbt die Schauspielerin ihren neuen Film „Umständlich verliebt“ – und erklärt, dass sie selbst es nicht wie die Hauptfigur machen auf eine Samenbank zurückgreifen wolle. Nein, so betont die 41-Jährige, sie möchte Kind auf natürlichem Wege haben, wenn sie den richtigen Vater dazu träfe.
Ach, Jennifer, mag man innerlich seufzen. Und im Kopf gleich andere Namen einsetzen. Katja, Tine oder Nicole beispielsweise. Tolle Frauen. Mit wunderbaren Berufen. Und ohne Kinder. Katja will gar keine. Wollte sie nie. Aber merkwürdigerweise ist sie die engagierteste Patentante der Welt und sammelt Kinderspielzeug. Für Besucherkinder. Ihr Freund ist fünf Jahre jünger als sie und noch nicht bereit, Vater zu werden. Tine ist Dauer-Single und will vielleicht später Kinder. Blöd nur, dass sie schon 43 Jahre alt ist. Nicole hingegen gibt offen zu, dass sie bedauert, dass sie erst seit ihrem 38. Geburtstag einen Kinderwunsch hat und kein Mann an ihrer Seite steht.
Ganz ehrlich, ist das nicht eine Schattenseite des 21. Jahrhunderts? Frauen können selbstverständlich verhüten. Aber das Aniston-Syndrom zeigt, dass die Wahlfreiheit nur scheinbar ist. Denn sicher kann man mit zwanzig entscheiden, keine Kinder zu wollen. Aber mit 40 kann man sich eben auch nicht mehr bewusst entscheiden, nun schwanger zu werden.
Denn es ist nun einmal eine biologische Tatsache, dass die Fruchtbarkeit von Frauen begrenzt ist. Und auch die von Männern wird mit zunehmendem Alter nicht besser. Die amerikanische Autorin Rachel Lehmann-Haupt erklärt, dass eine ganze Generation am Aniston-Syndrom leide. Es sei die dunkle Seite der Wahlmöglichkeiten von Frauen. Erfolgreich und ohne Mann und ohne Kinder – kein Problem. Oder doch? „Jahrelang haben wir erklärt, dass wir das zum Glück nicht brauchen und ignorieren die Realität des Alters.“ Und die bedeute eben leider erfolglose IVF-Zyklen, vermehrte Fehlgeburten und eine stärkere Belastung, wenn zwei Menschen 40+ noch ein Kind zeugen möchten.
Rachel Lehmann-Haupt jedenfalls hat gerade ein Buch geschrieben und würde heute vieles anders machen. Könnte sie eine Zeitreise machen, würde sie ihr 30jähriges Ich darüber aufklären, wie schwer es ist, spät eine Familie gründen zu wollen. Denn der Rat der eigenen Mutter sei einfach falsch gewesen. „Erst an die Karriere denken und dann an mögliche Kinder.“
Auch in Deutschland werden die Mütter immer älter. Jedes vierte Baby hat eine Mutter, die älter als 40 Jahre ist. Es gibt viele prominente Beispiele wie Sandra Maischberger, die 40 beim ersten Kind war, oder Birgit Schrowange (42 Jahre alt beim ersten Baby). Auch Bärbel Schäfer bekam beide Kinder erst mit über 40; und als ihr jüngster Sohn 2008 geboren wurde war sie 44 Jahre alt. Es ist ein Trend. „Durch die verzögerte Lebensplanung, den späteren Einstieg in das Berufleben entscheiden sich immer mehr Frauen, erst später Kinder zu bekommen“, erklärt Wolfgang Hantel-Quitmann, Familientherapeut aus Hamburg. Ältere Frauen hätten einen größeren Erfahrungsschatz und seien deshalb ruhiger und gelassener, sagt er. Ihr Vorteil: Sie haben sich beruflich verwirklicht und wissen, was sie wollen: Ein Kind.
Doch was, wenn die Planung nicht aufgeht? Wenn nach dem langem Studium ein – nicht unbedingt immer so erfolgreicher – Job da ist und es ein Weilchen gedauert hat, bis sich auch ein Mann gefunden hat, mit dem es sich irgendwie leben lässt? Wenn Frauen zu lange brauchen, um sich einzugestehen, dass das Leben eben nicht perfekt ist, sondern dass es weder den Traummann noch den Traumjob gibt? Und vielleicht eben auch kein Traumkind?
Dann machen es viele Frauen wie Jennifer Aniston. Sie warten und warten und gehen blauäugig durch das Leben. Vielleicht kommt noch ein besserer Mann. Nur noch dieses eine tolle Projekt abwickeln. „Irgendwann bin ich dann soweit, dass ich Mutter sein möchte“, erklären sie naiv. Aber wenn man nicht gerade Geena Davis (erstes Kind mit 46 und dann Zwillinge mit 48 Jahren) heißt), dann tickt die biologische Uhr gnadenlos. Ach Katja, Tine und Nicole. Ich wünsche Euch ja so sehr, dass sich der Wunsch noch erfüllt…
Bild: © 20th Century Fox

2 Gedanken zu „Das Aniston-Syndrom“

  1. Solch einen blöden Artikel habe ich noch nie gelesen!!!! Aha, als Frau soll man brav Kinder mit 20 bekommen und ja nie Karriere und Bildung anstreben, dass ist nur für Männer vorbehalten, oder wie? Im welchen Jahrhundert leben Sie? Über die Entscheidung von anderen zu unterteilen ….. da tuen Sie sich sehr leicht!!!!

    • Also, ich finde diesen Artikel nicht so „blöde“! Wohin soll dieser Trend noch hinführen, wenn Frauen ihr erstes Kind in einem Alter bekommen, in dem andere bereits Großmutter sind? Auch wenn wir Frauen heutzutage viel länger jugendlich und attraktiv aussehen als unsere Mütter und Großmütter, ich finde es nach wie vor irgendwie unnatürlich, wenn Frauen wie z. B: Janet Jackson ihr erstes Kind mit 50! bekommen. Es muß ja nicht gleich mit 20 sein, aber ein Baby quasi in letzter Minute, wenn die Wechseljahre bereits deutlich angefangen haben, also, ich weiß ja nicht……….

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