Aktuell: Schweinegrippe

Im Herbst 2009 rollte eine Grippewelle über uns. Auch im Winter 2010 könnte die „Schweinegrippe“ wieder gefährlich werden – doch nicht nur sie.Wie können sich Schwangere und Eltern von Babys und Kleinkindern vor Influenza-Viren schützen?
Mit 53.975 Fälle gemeldeten Fällen erreichte die Welle der „Schweinegrippe“ im November 2009 ihren Höhepunkt. Danach war die Erkrankung nicht mehr meldepflichtig. Und im Jahr 2010? Bisher sind keine auffälligen Zahlen von Grippeerkrankungen bekannt. Es liegt auch ein neuer Impfstoff vor, der gegen alle bekannten Varianten des Influenza-Virus (A und B) schützt. Dennoch gelten die in diesem Artikel beschriebenen Sicherheitshinweise durchaus noch.
Es gilt jetzt zur Herbst/Wintersaison besonders wachsam zu sein und Hygienevorschriften einzuhalten. Besonders wichtig: Häufiges Händewaschen und Husten in den Ärmel, statt in die Hand.
Die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit der Schweinegrippe haben das amerikanische Zentrum für Seuchenkontrolle CDC (www.cdc.gov.) und der Virologe Prof. Detlef H. Krüger von der Berliner Charité in einem Chat (tagesschau.de) beantwortet. Hier eine Auswahl:
Schweinegrippe
Wie gefährlich ist die Schweinegrippe? (© panthermedia.net, Elvira Gerecht)

Wie ernst ist eine Infektion mit der neuen Grippe?

Wie auch die saisonale Grippe kann Schweine- oder Mexiko-Grippe bei Menschen variieren und milde bis schwere Verläufe zeigen.
Was sind typische Symptome?
Die Symptome denen einer normalen Grippe ähnlich: plötzliches Fieber, Husten, Hals- und Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit. In Einzelfällen wurde auch über Durchfall und Erbrechen berichtet. Wie auch die normale Grippe kann Schweinegrippe eine Verschlechterung von bereits bestehenden chronischen Erkrankungen bewirken.
Wie verbreiten sich die Erreger?
Ähnlich wie bei einer Grippe erfolgt die Übertragung der Viren von Mensch zu Mensch vor allem durch Tröpfcheninfektion über Husten und Niesen. Eine Infektion ist auch möglich, wenn Gegenstände angefasst werden, die mit Viren verseucht sind und anschließend mit den Händen Mund, Nase oder Augen berührt werden.
Stimmt es, dass hauptsächlich junge Menschen bei den Todesfällen betroffen sind?
 Prinzipiell lässt sich sagen, dass auch bei der sogenannten jährlichen „normalen“ Grippe nicht nur ältere Menschen eine Hauptrisikogruppe sind, sondern auch bei Kindern die Infektion oft sehr schwer verläuft. Auch bei Schwangeren wurden schwere Verläufe festgestellt. Daher sollen alle Schwangeren seit Juli 2010 geimpft werden. Die Impfempfehlung gilt nicht für Frauen mit Kinderwunsch und auch nicht für alle Kinder, sondern nur für Kinder mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung. Bitte halten Sie hier Rücksprache mit dem Kinderarzt.Ab wann besteht Ansteckungsgefahr?
Infizierte können andere Menschen schon einen Tag vor Ausbruch der Erkrankung anstecken. Das heißt, dass man andere infizieren kann, bevor man selber überhaupt weiß, dass man krank ist. Die Ansteckungsgefahr besteht mindestens noch sieben Tage nach Auftreten der ersten Symptome.

Wie lange überleben Viren außerhalb des Körpers?
Manche Viren und Bakterien können zwei Stunden oder länger auf Oberflächen wie Cafeteria-Tischen, Türklinken und Schreibtischen überleben. Häufiges Händewaschen kann diese Ansteckungsgefahr deutlich reduzieren.
Was ist die beste Technik beim Händewaschen?
Zum einen eignen sich alkoholgetränkte Einwegtücher, der Alkohol tötet die Keime an den Händen ab. Zum anderen kann man sich die Hände auch einfach mit Seife und warmem Wasser waschen, sollte dies denn aber 15 bis 20 Sekunden lang tun.
Wie kann ich mich zusätzlich schützen?
Achten Sie auf Ihre Gesundheit und genügend Schlaf. Seien Sie körperlich aktiv, trinken Sie viel und ernähren Sie sich gesund. Dies gilt für Erwachsene und Kinder als beste Prävention.
Kann man sich durch Schweinefleisch infizieren?
Schweinegrippe wird nicht über die Nahrung übertragen. Es ist überhaupt nicht bekannt, dass dieses neue Virus in Schweinen zirkuliert; der Begriff Schweinegrippe ist deshalb etwas irreführend. Er beruht lediglich darauf, dass das neue Virus auch genetische Anteile von Grippeviren hat, die aus Schweinen stammten. Das Essen von korrekt behandeltem und gekochtem Fleisch ist ungefährlich. Das Garen von Schweinefleisch bei einer inneren Temperatur von 71 Grad Celsius tötet die Schweineinfluenzaviren genauso ab wie andere Bakterien und Viren.
Ist es empfehlenswert, zur Vermeidung von Ansteckung eine Atemmaske zu tragen ?
Dies war im letzten Jahr nicht nötig und wird es wohl auch nicht in dieser Saison sein. Sollte sich der Erreger stärker ausbreiten, sind Schutzmaßnahmen nötig. Dazu gehören zum Beispiel das Meiden von größeren Bevölkerungsansammlungen, das Lüften von Räumen, in denen das Virus in der Luft schweben kann, aber auch das Tragen von solchen Masken. Dabei sollte man darauf achten, dass die Maske eng an Nase und Mund abschließt, also alle Atemluft durch die Maske gewissermaßen filtriert wird. Da das Virus in der Regel nicht frei in der Luft vorkommt, sondern an Tröpfchen oder Staub gebunden ist, kann so in der Tat ein Schutz möglich werden.
Wie behandelt man die Schweinegrippe im Fall einer Erkrankung?
Die Hemmstoffe gegen Grippeviren, bekannt vor allem in Mitteln wie Tamilflu wirken bisher gut. In Deutschland ist eine medikamentöse Versorgung der Bevölkerung ausreichende gegeben. Bis ein neue Impfstoff speziell für die Schweinegrippe entwickelt sein wird, vergehen nach Einschätzung von Experten noch einige Monate.
Im Notfall dürfen auch Schwangere, Stillende und Kleinkinder mit Tamiflu behandelt werden, hier gelten spezielle Dosierungen, die Ärzte sind aber mittlerweile alle gut informiert.
Wie gefährdet sind Schwangere und das ungeborene Kind? Auch in Bezug auf die Einnahme von Medikamenten?
Die Grippemittel dürfen laut Herstellerhinweisen während der Schwangerschaft nur auf direkte ärztliche Anweisung angewendet werden, wobei der Arzt gewissermaßen eine Güterabwägung zwischen der Gesundheitsgefährdung der Schwangeren und des Kindes durch die Influenz-Infektion und möglicher Nebenwirkungen durch das Medikament durchzuführen hat.

Generell gilt, dass Schwangere keine anderen Maßnahmen durchführen müssen als andere anderen auch. Wichtig ist gesunde Ernährung und Einhalten der hygienischen Vorschriften. Allerdings wird allen Schwangeren geraten, sich gegen Grippe impfen zu lassen.

Schützt die Grippeschutzimpfung des letzten Winters vor der neuen Grippe?
Grippeschutzimpfung sind sehr wichtig. Jedes Jahr sterben in Deutschland bis zu 20.000 Menschen an der sogenannten normalen Grippe. Man geht davon aus, dass bei gesunden Personen der Schutz gegen eine Infektion etwa ein Jahr nach Immunisierung anhält.

Die Impfung aus dem letzten Jahr hilft leider nicht gegen die neuen Erreger. Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut vom Juli 2010 ist eindeutig: Schwangere sollten sich gegen Grippe impfen lassen. Der neue Impfstoff schützt alle bekannten Varianten des Grippevirus.

Zusätzlich empfiehlt die STIKO die Impfung gegen Pneumokokken für gesundheitlich gefährdete Säuglinge, Kinder und Erwachsene sowie für Personen über 60 Jahren. Diese Bakterien sind häufig Auslöser für die durch eine Influenzainfektion begünstigte Lungenentzündung: Wer sich mit einem Influenza-Virus infiziert und an dessen Folgen stirbt, stirbt in der Regel  nicht unmittelbar durch die Virusinfektion selbst, sondern eher durch eine Sekundärinfektion und die wird häufig durch Pneumokokken hervorgerufen wird.

Braucht man noch immer zwei Impfungen?
Für die Saison 2010 liegt ein neuer Impfstoff vor. Es ist nicht mehr nötig, sich speziell gegen H1N1 impfen zu lassen. Der akuelle Wirkstoff  schützt gegen die Erreger der Influenza A und B und somit sowohl gegen „Schweinegrippe“, saisonale Influenza, also auch weitere bekannte Virusvariationen. Eine einmalige Impfung ist ausreichend, der Impfschutz besteht nach ca. 14 Tagen.

Bürger-Hotline des Bundesministeriums für Gesundheit
Das Bundesministerium für Gesundheit bietet seit Anfang Mai eine kostenlose Bürger-Hotline an, unter der sich Bürgerinnen und Bürger zur Influenza A/H1N1 (Schweinegrippe) informieren können. Die Hotline ist montags bis donnerstags in der Zeit zwischen 8-18 Uhr und freitags zwischen 8-12 Uhr zu erreichen, außerdem am Wochenende und an Feiertagen zwischen 10-16 Uhr. Hotline-Nummer: 0800 44 00 55 0

Die wichtigsten Internetadressen zum Thema Schweinegrippe:

Informationen des Robert-Koch-Institutes (RKI) zu Hygenie und Virenbekämpfung

Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI)

Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit