Die häufigsten Allergene sind Pollen (Blütenstaub), Hausstaubmilben, Tierhaare, Nahrungsmittel und Insektengifte, es können aber sehr viele Substanzen als Allergene wirken. Von einer allergischen Reaktion können verschiedene Organe betroffen sein, der Verlauf ist variabel und reicht von spontaner Besserung bis zum Durchmachen unterschiedlicher Krankheitsbilder.
In den ersten beiden Lebensjahren überwiegen Nahrungsmittelallergien und Hauterkrankungen, etwa 30-40% dieser Kinder können später an Asthma bronchiale erkranken.
Entstehung einer Allergie
Die Vererbung spielt bei der Entstehung von Allergien eine große Rolle. Je mehr Verwandte ersten Grades (Vater, Mutter, Geschwister) an allergischen Symptomen leiden, desto größer ist das Allergierisiko für den Nachwuchs. Haben beide Eltern Heuschnupfen, so besteht ein etwa 80prozentiges Risiko, dass auch ihr gemeinsames Kind eine Allergie entwickelt; ist nur ein Elternteil betroffen, liegt das Risiko immer noch bei 30 Prozent; es ist aber nicht vorhersehbar, welche Form der Allergie das Kind entwickeln wird. Wenn keine Allergien in der Familie bekannt sind, liegt das Risiko bei etwa 15 Prozent.

Frühe Hinweise für eine allergische Erkrankung
Episodisches und anfallsartiges Auftreten von Husten, Atemnot oder Pfeifen beim Atmen, Hautprobleme wie Neurodermitis im Kleinkindalter; das Vorliegen anderer Symptome wie z.B. Heuschnupfen; wenn bei Infekten bereits eine spastische Bronchitis diagnostiziert wurde; Pfeifende oder ziehende Atmung; wenn bei körperlicher Anstrengung Atemnot besteht, wenn die Beschwerden gehäuft in bestimmten Jahreszeiten auftreten.
Eine aktuelle These bezieht sich auf eine Unterbeschäftigung des Immunsystems, die so genannte Hygiene-These: Weil Kinder heute in einer sehr keimarmen Umgebung leben, ohne Wurminfektionen, mit relativ wenig Viren- und Bakterienkontakt, richtet sich das Immunsystem möglicherweise gegen körpereigne Strukturen.
Diagnose
Die Diagnosestellung kann bei Kindern schwieriger als bei Erwachsenen sein. Wichtig ist die Vorgeschichte (Anamnese) und die Familienanamnese, manchmal ist der Zusammenhang zwischen der Ursache und den Krankheitszeichen offensichtlich (z. B. Asthma nach Katzenkontakt). Auch die Art der Beschwerden spielt eine Rolle: anfallsartig, periodisch, saisonal oder ganzjährig oder ortsgebunden. Das Führen eines Beschwerdekalenders kann sich als sehr hilfreich erweisen. Anschließend wird das Kind genau auf mögliche Zeichen einer allergischen Krankheit untersucht.
Es stehen zur Diagnose verschiedene Allergietests zur Verfügung; allerdings muss kein strenger Zusammenhang zwischen Allergietest und Beschwerden bestehen. Ein positiver Allergietest bedeutet nicht unbedingt den Nachweis einer Allergie.
Mit Hauttests (Pricktest, Intrakutantest) und immunologischen Testungen aus einer Blutabnahme (RIST und RAST) können einzelne Allergien genauer gesucht werden. Zudem stehen auch Provokationstests (intranasal, inhalativ) zur Verfügung.
Beim Hauttest untersucht man die Reaktion auf Allergene an der Haut. Beim Prick-Test wird ein Tropfen des möglicherweise allergieauslösenden Stoffes auf die Haut aufgebracht, die anschließend mit einer Nadel eingeritzt wird. Nach 10 Minuten wird die Reaktion der Haut beurteilt. Beim Intrakutantest wird eine kleine Menge des Stoffes in die Haut gespritzt; dabei können verschiedene Allergenkonzentrationen ausgetestet werden. Beim Pflastertest (Epikutantest) wird das vermutliche Allergen in einer Aluminiumkammer auf den Rücken aufgebracht und 48 Stunden lang fixiert. Die Testreaktion wird nach 48 und 72 Stunden abgelesen. Besteht eine Überempfindlichkeit gegen einen der Teststoffe, reagiert die Haut nach einem Zeitraum von 5 bis 20 Minuten mit Rötung und Quaddelbildung.
Beim Bluttest wird das Blut des Patienten auf Antikörper, so genannte Immunglobuline (IgE) untersucht. Es kann anhand des IgE-Wertes (RIST) die Allergieneigung bestimmt werden; weiters kann aufgrund spezieller Antikörper gegen die Allergene ein Wert (RAST – Radio-Allergo-Sorbens-Test) bestimmt werden, der Antikörper gegen einzelne Allergene wie Pollen nachweisen kann. Die Höhe dieser Konzentration der Antikörper muss aber nicht mit den Krankheitssymptomen übereinstimmen. Wichtig ist die genaue Beobachtung, worauf Kinder reagieren. Die klinische Relevanz des Ergebnisses eines Allergietests ergibt sich demnach aus dem Gesamtbild.
Beim Provokationstest werden gezielt die Reaktionen eines einzelnen Organs auf ein Allergen untersucht. Das Allergen wird hierfür auf die Nasenschleimhaut oder die Bindehaut des Auges aufgetragen, aber auch inhaliert werden. Ein Provokationstest kann zu heftigen allergischen Reaktionen, möglicherweise zum allergischen Schock, führen. Er sollte daher nur in einer entsprechend ausgestatteten Einrichtung durchgeführt werden.
Symptome
Im Falle einer Allergie kommt es zu einer starken Reaktion, bei der hochwirksame biochemische Stoffe wie z.B. Histamin freigesetzt werden. Dadurch kommt es zu einer Reihe von Abläufen im Körper:
Das kann sich als Hautausschlag, Heuschnupfen oder als Asthma äußern; in schweren Fällen kann es – vor allem bei der Insektengiftallergie – zu einem so genannten anaphylaktischen Schock mit akuter Atemnot und Herz-Kreislauf-Versagen kommen. Deshalb sollten Patienten mit z.B. Wespenallergie immer ein Notfallbesteck dabei haben.
Allergische Reaktionen können viele Organe betreffen, am häufigsten jedoch Augen, Haut, Atmungsorgane und Verdauungstrakt. Die Reaktionen können plötzlich auftreten oder chronisch verlaufen. An der Haut kann man scharf begrenzte, juckende Quaddeln („Nesselausschlag“) sehen, aber auch eine flächenhafte, juckende Hautrötung (Ekzem, Neurodermitis). An den Augen sieht man geschwollene Augenlider bzw. eine Bindehautentzündung; die Atemwege können mit Heuschnupfen und asthmatischen Symptomen reagieren. Am Magen-Darm-Trakt kann es zu Durchfall und Bauchschmerzen, die kolikartig sein können kommen. Bei vielen Allergikern besteht zunächst ein Heuschnupfen und später tritt dann ein allergisches Asthma auf. Man spricht vom Etagenwechsel: Die Symptome rutschen sozusagen eine Etage tiefer, von der Nase in die Bronchien.
Eine Einteilung der Allergie kann auch durch die Zeit erfolgen, die vergeht, bis die allergische Reaktion auftritt. Es gibt den so genannten „Soforttyp“, bei dem die Reaktion wenige Sekunden nach dem Kontakt eintritt, und den „Spättyp“, bei dem bis zur Reaktion mehrere Tage vergehen können. Dies ist der Fall bei der Kontaktallergie und bei verschiedenen Medikamentenallergien.
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