Gute Gründe für den Verzicht auf Alkohol gibt es viele: neue Studien zeigen, dass schon geringe Mengen schädlich für das ungeborene Leben sein können. Jeder Mensch und offenbar auch jeder Embryo/Fötus reagiert unterschiedlich auf Alkohol. Außerdem kommt es auch darauf an, zu welchem Zeitpunkt der Schwangerschaft der Alkohol konsumiert wird.
Besonders schlimme Folgen hat übermäßiger Alkoholkonsum in den ersten 12 Schwangerschaftswochen, in denen die Organe gebildet werden. Frauen, die mehr oder weniger regelmäßig über den Durst trinken, haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Fehlgeburten. Und schon vor der Schwangerschaft wirkt sich Alkoholkonsum nachweislich negativ aus: Sowohl Vater als auch Mutter haben eine geringere Fruchtbarkeit, wenn sie Alkohol trinken.
Folgen von Alkoholkonsum für die Kinder
Das echte fetale Alkoholsyndrom (FAS) kommt seltener vor und betrifft Kinder von Alkoholikerinnen. Daneben gibt es aber noch eine Menge fetaler Alkoholdefekte (fetale Alkoholspektrumstörung FASD), die tausende Neugeborene pro Jahr in Deutschland betreffen. Ihre Mütter sind nicht unbedingt Alkoholikerinnen, haben aber in den ersten Wochen der Schwangerschaft zu viel getrunken.
Symptome von Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft, die die heranwachsenden Kinder aufweisen, sind zum Beispiel:
verzögerte geistige Entwicklung und geringere Intelligenz, kleine Köpfe, Minderwuchs, Hyperaktivität, gestörte Feinmotorik und Schlafstörungen. Auch die Gesichtszüge der Babys können verändert sein, sie haben zum Beispiel eine zu schmale Oberlippe, eine zu kurze Spalte zwischen den Augenlidern, eine abgeflachte Rinne zwischen Nase und Mund.Diese Schäden sind typisch für dauerhaften Alkoholkonsum der werdenden Mütter.

Rund 16.000 Babys in Deutschland betroffen
Wie viele Babys mit diesen Leiden jedes Jahr in Deutschland zur Welt kommen, ist unbekannt.
Mit Hilfe von Daten des Robert-Koch-Instituts und internationalen Studien zum Alkoholkonsum von Schwangeren konnten Suchtforscher aber abschätzen, wie viele Babys mit diesen schweren Schäden geboren werden.
Allein im Jahr 2014 waren es in Deutschland 12 650 Babys mit fetaler Alkoholspektrumstörung und 2930 Neugeborene mit fetalen Alkoholsyndrom. Insgesamt kamen 2014 in der Bundesrepublik 714 927 Kinder zur Welt.
„Alles oder Nichts“-Regel
Hat die Frau kurz nach der Befruchtung und Einnistung der Eizelle, also in den ersten 2-3 Wochen der Schwangerschaft, einen Abend mit viel Alkohol gefeiert, gilt die „Alles oder Nichts“-Regel. In dieser Phase der Schwangerschaft wird die befruchtete Eizelle entweder durch eine stärkere Menstruationsblutung abgestoßen (genau genommen ist das eine ganz frühe Fehlgeburt) oder aber sie übersteht den Alkoholkonsum der Mutter unbeschadet.
Sehr, sehr viele Frauen haben ihrem Frauenarzt schon gebeichtet, dass sie kurz nach dem Ausbleiben der Regel noch auf einer Party waren und nicht daran dachten, dass sie schwanger sein könnten – weil sie meinten, die Periode sei einfach verspätet. Ist dann der positive Schwangerschaftstest da, machen sich die Frauen große Sorgen wegen des Alkoholkonsums. Aber mit dem Ausbleiben der Periode beginnt die 3. SSW und das ist exakt die Zeit, zu der die „Alles-oder-Nichts“-Regel gilt. Wenn man also noch schwanger ist, ist alles okay.