liliput-lounge: Seit dem 20. August ist nun der neue PraenaTest auf dem Markt. In rund 70 Praxen und Kliniken wird er für Schwangere angeboten. Auch ihre Gemeinschaftspraxis ist eines der Referenzzentren. Warum haben Sie sich entschlossen, den Test anzubieten?
Dr. Walter Brinker: Zu unseren Praxisleistungen gehört die pränatale Diagnostik. Und dieser neue, nicht invasive Test ist eine weitere Möglichkeit der Diagnostik.

Was genau wird bei diesem Test untersucht?
Anhand des Blutes der schwangeren Frau kann analysiert werden, ob das Ungeborene ein dreifaches statt eines zweifach vorhandenen Chromosom 21 besitzt.
Bisher konnte das Down-Syndrom nur über eine Fruchtwasseruntersuchung festgestellt werden, ist das richtig?
Es gibt bereits ein recht vernünftiges Konzept zur Diagnostik. Mit Hilfe des Erst-Trimester-Screenings konnte das Risiko auch bisher schon erkannt werden. Die Kosten von rund 130 Euro muss die Schwangere allerdings selbst tragen, denn diese Untersuchung ist eine IGel- Leistung. Wird ein erhöhtes Gesundheitsrisiko beim Kind festgestellt, wurde bisher zu einer Fruchtwasseruntersuchung geraten. So eine Amniozentese ist aber invasiv, das bedeutet, dass sie ein Eingriff in den Körper ist. Die Fruchtwasserprobe wird mit einer Nadel geholt. Das birgt auch immer Risiken für das Ungeborene, es kann in einigen Fällen zu Fehlgeburten kommen.
Und das ist der Vorteil des neuen Testes, das er kein Eingriff ist?
Genau. Der Praena-Test nicht invasiv, es wird lediglich über das Blut der Mutter getestet. Ist beim Erst-Trimester-Screening eine deutliche Auffälligkeit gegeben, dann kann diese Untersuchung, die ab der 12. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden kann, eine Aussage darüber machen, ob eine Trisomie 21 vorliegt. Aber mehr auch nicht. Keine anderen chromosomalen Veränderungen können getestet werden. Auch bei Mehrlingsschwangerschaften kann der Test nicht gemacht werden.

Das ist bei der Fruchtwasseruntersuchung anders?
Ja, die Fruchtwasseruntersuchung erlaubt eine umfangreiche Diagnostik und eine Feinstrukturanalyse, so können sowohl Trisomie 21, Trisomie 18 und 13 als auch andere Veränderungen erkannt werden. Sie hat also eine deutliche höhere Aussagekraft – aber eben auch ein höheres Risiko.
Wie hoch liegen die Kosten?
Eine Fruchtwasseruntersuchung kostet alles in allem rund 1500 Euro, sie ist aber mit der entsprechenden Indikation eine Kassenleistung. Der Praena-Test muss selbst bezahlt werden, die Laborkosten und die Beratung kosten etwa 1300 Euro.
Der neue Test wurde im Vorfeld sehr emotional und heftig diskutiert. Wie ist denn die Nachfrage bei ihren Patientinnen?
Die Nachfrage beginnt erst jetzt nach der Einführung. Der Test wird in diesen Tagen in unserer Praxis zum ersten Mal durchgeführt. Die ganze Aufregung kann ich nicht nachvollziehen. Seit über zwanzig Jahren gibt es die pränatale Diagnostik. Die allermeisten Untersuchungen erbringen ein unauffälliges Ergebnis. Sie dienen also eher dazu, Elternpaaren mehr Sicherheit zu geben und sie zu beruhigen, als erkrankte Kinder zu selektieren. So konnten bereits durch das Erst-Trimester-Screening die Häufigkeit der invasiven Fruchtwasseruntersuchungen erheblich gesenkt und viele Fehlgeburten verhindert werden.
Welchen Schwangeren würden Sie zu dem Test raten?
Wir raten generell gar nicht. Wir klären unsere Schwangeren über die verschiedenen Möglichkeiten auf, das ist ja auch unsere Pflicht. Jede Frau sollte sich bewusst machen, welche Konsequenzen eine Untersuchung hat. Es ist daher immer sehr individuell, welche Untersuchungen gewünscht werden und angemessen sind.
Ein Beispiel wäre ein Paar, das lange auf eine Schwangerschaft gewartet hat. Hier wird sicher lange überlegt, ob das Risiko einer Fruchtwasseruntersuchung eingegangen werden soll.
Ja, in so einem Fall könnte der Test dann Gewissheit geben. Der Bluttest wird, wie alle anderen vorgeburtlichen genetischen Untersuchungen auch, nur im Zusammenhang mit einer individuellen genetischen Beratung und einer genauen Ultraschall-Feindiagnostik veranlasst. Nicht immer muss ja die Diagnose Trisomie zu einem Abbruch führen, die Eltern können sich aber dann vorbereiten.
In der Öffentlichkeit wurde auch kritisiert, dass der Test keine 100 prozentige Genauigkeit gibt.
Sollten sich Schwangere für einen Abbruch entscheiden, würde sicher vorher noch eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht werden, so eine Entscheidung wird nie leicht getroffen! Im übrigen hat auch die vorgeburtliche Diagnostik ihre Grenzen. Es gibt keine Garantie auf ein gesundes Kind.
Gegner des Testes befürchten, dass die Zahl der Abtreibungen nun steigen wird.
Er ist weder gedacht noch geeignet um als Reihenuntersuchung angewendet zu werden. Deshalb glaube ich nicht, dass wegen des neuen Tests mehr Schwangerschaften abgebrochen werden. Er ist nur eine weitere Form der pränatalen Diagnostik und die einerseits der Beruhigung der Eltern dient und andererseits oft den Kindern hilft. So können heute Kinder mit Herzauffälligkeiten schon im Mutterleib behandelt werden und auch viele andere Maßnahmen ergriffen werden, damit es dem ungeborenen Kind und seiner Mutter gut geht. Diese Untersuchungen können Leben retten.
[custom_author=DrWalterBrinker]
Warum braucht man diesenTest. Sind diese Kinder es den nicht wert zu leben???
oje oje femke
bist du erst 12 oder hast du nur einen hauptschulabschluss?
vielleicht bist du ja auch ein religiöser fanatiker und möchtest auch nicht das bluttransfusionen stattfinden oder bist generell gegen jeden fortschritt wie die taliban…?
anders kann ich mir deinen kommentar nicht erklären, sorry
Meine Frau ist nun Schwanger und wir freuen uns auf das Kind 🙂 doch meine Frau ist Borderliner (Physische-Erkrankung) auch wurde sie Adoptiert und kann nichts über ihre Eltern (Leibliche) sagen. Somit gibt es viele Fragen und Ängste bei ihr. Fruchtwasseruntersuchung hatte für sie zuviele Risiken, daher wollte sie den Prenatest machen. Die Sicherheit und das Wohl meiner Frau und des Kindes sind mir wichtiger als Geld. Ich stellte aber einen Antrag zur Kostenübernahme bei der TK, und da schau an die TK zahlt den Test.
Als Anmerkung: Jeder sollte es für sich entscheiden, doch verteufeln ist der falsche Weg.
Gruß
Lieber Thomas,
vielen Dank für ihren Kommentar. Es liegt uns als Redaktion fern, den Test zu verteufeln. Jede Schwangere sollte die für sich richtige Entscheidung treffen und es freut uns, dass in dem Fall ihrer Frau sogar die Kosten übernommen wurden. Ihnen als Familie wünschen wir alles Gute.
Ihre Silke R. Plagge, Redaktion liliput-lounge
Hallo Thomas,
was haben Sie in den Antrag genau geschrieben? Ich überlege mir bei der AOK so einen Antrag zu stellen. Wäre super, wenn Sie vielleicht ihr eine Vorlage posten könnten. Die Dame von der AOK hat am telefon direkt gesagt, dass die sowas nicht zahlen. Sie war auch gar nicht nett, weil meine Geundheit und die des Kindes sehr wichtig ist…ist für uns der Bluttest mehr als wichtig. LG Lisa
Hallo Femke,
bitte lies‘ doch erst einmal den Artikel, bevor du dich aufregst! Ich finde den gut geschrieben und gut erklärt. Ich selbst bin nach drei Jahren Kinderwunschbehandlung endlich schwanger. Wir werden mit Sicherheit das Erst-Trimester-Screening machen – wir möchten unser Kind auf jeden Fall behalten. Wenn wir ein erhöhtes Risiko haben, wäre der Test für uns eine Überlegung. Denn so könnten wir uns auf ein besonderes Kind vorbereiten.
Wie Dr. Brinker betont, sterben Kinder bei Fruchtwasseruntersuchungen, dieser Test kann also auch Leben retten. Warum wird das nie diskutiert?
Mit Kopf schütteln, Judith (heute 8+2)
Ehrlich gesagt halte ich den Test für unnötige Abzocke. Denn was sagt der schon aus? Das Baby kann ja eines der anderen Down Syndrome haben. Eine Fruchtwasseruntersuchung ersetzt er also gar nicht. Erleichtert aber den Geldbeutel um schlappe 1.500 Euro oder so.
Wenn es einen Blutest gäbe, der wirklich die Fruchtwasseruntersuchung ersetzt, wäre das wirklich gut. Aber daran wird geforscht.
Aber lasst euch nix aufschwatzen. Dieser Test sagt viel zu wenig aus, das sagt ja sogar der Arzt hier im Interview.