IGeL in der Schwangerschaft – welche zusätzlichen Leistungen sinnvoll sind

Individuelle Gesundheitsleistungen – das sind die Medizinchecks, die die Kasse nicht zahlt. Doch gerade Schwangere sind unsicher. Welche Leistungen werden angeboten, wie sinnvoll sind sie?

Igel? Früher waren damit immer die stacheligen Tiere gemeint. Doch nahezu jeder kennt mittlerweile die Abkürzung IGel für individuelle Gesundheitsleistungen. Fast jeder Arzt bietet diverse dieser IGel Leistungen an – Honoraraufbesserung, Abzocke oder sinnvolle Ergänzung? Das IGel System ist durchaus umstritten. Der Medizinische Dienst des Bundes der Krankenkassen (MDS) bewertet die Selbstzahlleistungen aus der Warte von Krankenkassen und Patienten. Das Ergebnis: viele werden negativ beurteilt, sind also überflüssig.

Gerade werdende Eltern sind schnell verunsichert. Sie möchten das Beste für ihr Kind, sollten sie dann nicht auch die beste medizinische Versorgung bekommen? Tatsächlich wird geraten, sich nicht verunsichern zu lassen. Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit und nicht jede Untersuchung ist wirklich sinnvoll. Medizinische Tests sind immer auch mit Verunsicherung verbunden. Es ist sinnvoll sich genau zu erkundigen, welche individuellen Gesundheitsleistungen wirklich nötig sind.

Igel Leistungen in der Schwangerschaft im Überblick
IGel Leistungen in der Schwangerschaft – nur wenige sind sinnvoll (© Thinkstock)

Tatsächlich ist es so, dass die Grundversorgung in Deutschland gut ist. Alle wirklich notwendigen Untersuchungen während der Schwangerschaft sind im Leistungskatalog der Krankenkassen enthalten und einige (etwa der Diabetes-Test) sind schon von der freiwilligen zur voll bezahlten Pflichtleistung in der Gynäkologie und Allgemeinmedizin geworden. Wenn eine reguläre Vorsorgeuntersuchung  in der Schwangerschaft Auffälligkeiten zeigt, dann werden von der Kasse auch medizinisch notwendige Leistungen wie pränataldiagnostische Folgeuntersuchungen vorgenommen.

IGeL-Leistungen werden nur auf ausdrücklichen Wunsch durchgeführt und sind immer kostenpflichtig. Aber sie sind nicht immer nötig, wer unsicher ist, sollte sich von einem zweiten Arzt oder auch von einer Hebamme beraten lassen.

IGeL – Leistungen in der Schwangerschaft im Überblick

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Erst-Trimester-Screening

Was ist das? Untersuchungen, mit denen das Risiko für Chromosomenstörungen wie die Trisomien 21, 18 und 13 eingeschätzt werden kann. Auch andere Fehlbildungen können diagnostiziert werden. Spezialisierte Gynäkologen messen im Ultraschall die Nackentransparenz des Ungeborenen, Blutfluss und anderes. Auch das Blut der Schwangeren wird untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchung und das Alter der Mutter dienen als Grundlage einer Risikkoberechnung.

Kosten: Die Preise sind unterschiedlich, meist zwischen 150 bis 250 Euro. Die alleinige Untersuchung der Nackentransparenz kostet rund 30 Euro.

Sinnvoll? Das Ergebnis des Tests ist das rechnerische Risiko. Wenn das Risiko als hoch gilt, wird meist geraten, eine Fruchtwasserpunktion zu machen. Doch auch mit einem rechnerisch niedrigen Wert ist nicht ausgeschlossen, dass das Kind krank sein könnte. Nachteil der Untersuchung ist klar, dass sie nicht wirklich eindeutig ist. Im Gegensatz zur Fruchtwasseruntersuchung ist sie aber für das Ungeborene risikofrei.
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Zusätzlicher Glukosetest

Was ist das? Der Blutzucker-Suchtest zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ist eine Kassenleistung (seit März 2012). Dazu muss die werdende Mutter eine Glukose-Saft trinken, dann zeigt sich, ob der Blutzuckerspiegel erhöht ist. Der Test wird mit 50 Gramm Glukose durchgeführt, eine Mediziner raten als Selbstleistung zu einem aufwändigeren Test mit 75 Gramm Glukose.

Kosten: Der 50-Gramm Test ist eine Kassenleistung. Der 75-Gramm-Test kostet cirka 20 Euro.

Sinnvoll? Nein, der „kleinere“ Test ist ausreichend. Nur bei Auffälligkeiten wären weitere Untersuchung nötig.
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Toxoplasmosetest

Was ist das? Toxplasmose-Erreger können ein ungeborenes Kind gefährden. Der Test kann aber nur ermitteln, ob eine Frau schon Anti-Körper im Blut hat. Ist dies nicht der Fall, sollten Kontrolluntersuchungen folgen. Bei begründetem Verdacht auf eine Toxoplasmose-Infektion ist diese eine Kassenleistung,

Kosten: Selbstzahler müssen zwischen 14 und 16 Euro für den Test ausgeben.

Sinnvoll? Der Igel-Monitor bewertet den Test als negativ, da er nicht wirklich aussagekräftig ist und das Ergebnis wenig nützt.
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Streptokokken B – Test

Was ist das? Streptokokken können sehr gefährlich für das Baby werden, eine Frühgeburt könnte drohen oder bei der Geburt schwere Infekte wie Hirnhautentzündung oder Sepsis drohen. Die Bakterien können mit einem Abstrich der Mundschleimhaut erkannt werden. Sind Streptokokken nachgewiesen, können prophylaktisch Antibiotika geschluckt werden, um das Risiko zu senken.

Kosten: Selbstzahler müssen etwa 50 Euro für den Test einkalkulieren.

Sinnvoll? Ja, eine Reihenuntersuchung wird diskutiert. Der Test wird in vielen Kliniken empfohlen. Bei Frauen mit erhöhtem Frühgeburtsrisiko ist er eine Kassenleistung.
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Zytomegalie-Infektions-Test

Was ist das? Zytomegalieviren (CMV) gehören zur Familie der Herpes-Viren und sind meist harmlos. Sie können mit einer Antikörperbestimmung entdeckt werden. Die meisten Erwachsenen sind immun und haben unbemerkt die Erkrankung gehabt. Schwierig ist eine Neuinfektion in der Schwangerschaft, da das Ungeborene geschädigt werden könnte. Ein CMV-Test zeigt, ob eine Frau sich neu angesteckt hat.

Kosten: Etwa 15 Euro.

Sinnvoll? Eher nein. Laut dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) aus Ärzten und Krankenkassen wird ein CMV-Screening international nicht empfohlen. Bei einer Neuinfektion beträgt das Riskio, dass sich Viren auf den Fötus übertragen etwa 40 Prozent. Eine Therapie ist in der Schwangerschaft nicht möglich. Das Ergebnis des Tests erhöht nur die Unsicherheit, da nicht gehandelt werden kann und keine Prognose gestellt werden kann.
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Ringelröteln

Was ist das? Eine Kinderkrankheit, die dem Baby schaden kann. Allerdings sind die meisten Erwachsenen immun. Ein Antikörper-Suchtest zeigt, ob dies bei der werdenden Mutter auch der Fall ist.

Kosten: Zwischen 15 und 30 Euro.

Sinnvoll? Nein, es gibt keine Therapie dagegen. Frauen, die viel mit dem Erreger in Kontakt kommen (etwa Tagesmütter oder Erzieherinnen) sollten allerdings Rücksprache mit ihrem Arzt halten. Haben sie keine Antikörper, sollten sie eventuell nicht arbeiten.
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Windpocken-Antikörpertest

Was ist das? Wie bei Ringelröteln wird auch bei diesem Erreger einer Kinderkrankheit ein Antikörper-Suchtest gemacht. Windpockenerkrankung in der Schwangerschaft kann zu Fehlbildungen führen.

Kosten: Zwischen 15 und 30 Euro.

Sinnvoll? Ja, wenn eine Schwangere Kontakt zu einem erkrankten Kind hatte. Denn wenn sie dann geimpft wird, kann das die Erkrankung laut Robert-Koch-Institut verhindern oder abschwächen. In so einem Fall würde auch die Kasse zahlen. In den meisten Fällen ist der Test überflüssig, weil die Schwangere schon geimpft ist oder die Krankheit als Kind hatte.
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Zusätzlicher Ultraschall

Was ist das? Noch einmal gucken, wie es dem Kind geht? Manche Eltern wünschen eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung, da ihnen die drei vorgesehenen Untersuchungen nicht reichen.

Kosten: Sehr unterschiedlich ab etwa 35 Euro, es gibt aber auch aufwändige 4-D Untersuchungen, die auch bei rund 200 Euro liegen können.

Sinnvoll? Nicht wirklich. Aus medizinischen Gründen spricht nichts für eine weitere Untersuchung. Wenn es die Eltern beruhigt schadet die Untersuchung aber auch nicht.
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Liebe liliput-lounge Leser und Leserinnen: Wir sind auf ihre Erfahrungen gespannt! Welche IGel Untersuchungen haben Sie machen lassen? Wurden Ihnen auch noch andere Checks angeboten? Was würden Sie anderen Eltern empfehlen? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!