Hyperemesis gravidarum – schwere Schwangerschaftsübelkeit

Unter Übelkeit leiden fast alle Schwangeren. Drei von hundert werdenden Müttern leiden jedoch unter einer schweren Form des Schwangerschaftserbrechens – diese muss unbedingt behandelt werden. Wie kann geholfen werden?

Schwangerschaft ist keine Krankheit – eine Binsenweisheit. Denn fast alle Frauen fühlen sich in den ersten Wochen ständig müde, sehr vielen ist auch ziemlich oft schlecht. Doch einigen werdenden Mütter ist nicht nur flau im Magen, sie müssen sich tatsächlich ständig erbrechen.

Experten warnen davor, schweres Erbrechen zu ignorieren. Wenn eine Frau sich mehr als fünf Mal pro Tag übergeben muss oder mehr als fünf Prozent ihres Körpergewichtes verliert, könnte sie unter schwerem Schwangerschaftserbrechen, Hypermesis gravidarum genannt, leiden. Hebamme Birgit Laue rät: „Bei ständiger Übelkeit und häufigem, starkem Erbrechen unbedingt den Gynäkologen aufsuchen. Denn wenn der Nährstoff-, Wasser- und Elektrolythaushalt gestört ist, kann das die Mutter und das Kind gefährden.“

Was ist eine Hyperemesis gravidarum (HG)?

Die „normale“ Schwangerschaftsübelkeit mit gelegentlichen Erbrechen und einem flauen Gefühl wird als Emesis gravidarum bezeichnet. Sie tritt in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten häufig auf, die Beschwerden lassen jedoch nach der zwölften Schwangerschaftswoche meist nach. Einige Frauen leiden jedoch unter ausgeprägter Übelkeit, diese wird Hypermesis gravidarum (HG) genannt. Experten unterscheiden hier in zwei Schweregrade. Betroffene der HG Grad 1 leiden unter Übelkeit, Erbrechen und einem Krankheitsgefühl. Bei der schwereren Variante, Grad 2, ist auch der Stoffwechsel, Wasser- und Mineralhaushalt gestört.

hyperemesis gravidarum (Schwere Schwangerschaftsübelkeit)
Schwere Schwangerschaftsübelkeit (hyperemesis gravidarum) (© Thinkstock)

Weitere Symptome von Hyperemesis gravidarum:

  • Besondere Sensibilität bei Licht und Geräuschen
  • Sehr starke Geruchsempfindlichkeit
  • Extremes Mattigkeitsgefühl
  • Sehr ausgeprägter Würgereflex
  • Schnelle Herztätigkeit

So schwer, dass der Verlauf lebensbedrohlich ist, tritt die Erkrankung heute selten auf. Für Betroffene ist sie aber sehr belastend. Durch das anhaltende Erbrechen kann ein Vitamin-B-Mangel auftreten, der zu Kribbeln der Glieder und Kreislaufschwierigkeiten führen kann. Die Magensäure kann zu Verletzungen der Speiseröhre und Zahnproblemen führen und der Verlust von Nährstoffen zu Mangelerscheinungen verursachen.

Schwangere, die unter HG leiden sind in ihrem Alltag sehr beeinträchtigt, können meist nicht oder nur unter sehr viel Kraftaufwand arbeiten. Oft sind die Schwangeren sehr verzweifelt und unsicher, ob sie unter diesen Umständen die Schwangerschaft durchstehen können. Eine gute Unterstützung durch den Partner ist besonders wichtig.

Woher kommt die extreme Übelkeit?

Das ist noch nicht genau erforscht. Es könnte eine hormonelle Störung sein, den ein sehr erhöhter Wert des Schwangerschaftshormons hCG scheint Erbrechen und Übelkeit zu fördern. Auch eine Verbindung Magenschleimhautproblemen besteht. Zudem sind Schwangere eher betroffen, die …

… Mehrlinge erwarten

… unter schwerem Übergewicht leiden

… unter Magersucht oder Bulimie litten

… eine Erkrankung der äußeren Fruchthülle haben (Trophoblastenerkrankungen)

… Allergien haben

… Stoffwechselstörungen, wie etwa eine Überfunktion der Schilddrüse, haben

… unter einer starken psychischen Belastung stehen

Wie kann geholfen werden?

Da die Ursachen noch nicht bekannt sind, steht das Lindern der Beschwerden bei der Behandlung im Mittelpunkt. Es wird darauf geachtet, dass der Stoffwechsel der werdenden Mutter wieder stabilisiert wird. Bei leichteren Fällen reicht meist eine ambulante Therapie. Die Ernährung wird auf eine fettarme kohlenhydratreiche Kost umgestellt. Die Mahlzeiten sollten am besten in kleinen Portionen über den Tag verteilt gegessen werden. Eventuell werden zusätzlich Medikamente gegen Übelkeit verschrieben.

Bei Frauen, die unter einer HG vom Grad 2 leiden, ist oft ein stationärer Klinikaufenthalt nötig. Infusionen sorgen dafür, dass die notwendigen Nährstoffe und Flüssigkeit aufgenommen werden. Danach erfolgt meist eine medikamentöse und psychologische Therapie.

Wie vermeidet man  eine Hyperemesis gravidarum ?

Da die Ursachen einer Hyperemesis gravidarum noch unbekannt sind, ist es nicht möglich vorzubeugen. Die Schwangeren „stellen sich auch nicht an“ oder sind schuld. Das ist für Betroffene wichtig zu wissen. Eine HG ist eine Krankheit, die behandelt werden muss.

Wo gibt es mehr Informationen?

Hebammen und Gynäkologen können oft weiterhelfen und individuellen Rat geben. Unter www.hyperemesis.de gibt es die Möglichkeit mehr über HG aus der Sicht von Betroffenen zu erfahren und sich anderen Frauen in einem Forum auszutauschen.