Immer mehr Kinder leiden unter Allergien: Laut dem Bundesverband der Verbraucherzentralen ist fast jedes dritte Kind betroffen. Eines davon ist der vierjährige Jonas. Schon als Baby neigte er zu Neurodermitis, als knapp Einjähriger zeigte er erste Anzeichen eines Heuschnupfens. „So sehr hat uns das leider nicht gewundert“, sagt seine Mutter Heike. Denn auch der Papa von Jonas ist Allergiker. In der Schwangerschaft und in der Stillzeit war Heike daher besonders vorsichtig, sie vermied Nüsse, Fisch, Milch und verzichtete natürlich auch auf Zigaretten, Tabak und Alkohol. Und auf ihre geliebte Tasse Kaffee. Da das hohe Allergierisiko des Babys bekannt war, stillte Heike ihren Sohn so lange wie möglich voll und führte sehr behutsam neue Lebensmittel ein. „Ich glaube aber schon, dass das sinnvoll war. Vielleicht hätte er ja sonst noch mehr Probleme gehabt“, meint Heike.
Mittlerweile ist sie wieder schwanger. Als sie bei ihrem neuen Frauenarzt das Problem der Allergieprävention ansprach, war sie allerdings sehr erstaunt. Denn der riet ihr, sich bewusst und gesund zu ernähren – aber nicht auf Dinge zu verzichten, die Allergien auslösen könnten.
Neue Studien zeigen: je früher das kindliche Immunsystem stimuliert wird, desto besser
Prof. Dr. Erika von Mutius konnte in einer Untersuchung beweisen, dass das Aufwachsen auf einem traditionellen Bauernhof dazu beiträgt, dass Kinder ein viel niedrigeres Risiko haben, an Asthma, Heuschnupfen oder atopischer Dermatitis (auch Neurodermitis genannt) zu erkranken. Der Kontakt mit Kühen, Stroh und vielen Mikroben schütze vor Erkrankungen, denn so werde das Immunsystem stimuliert, so die Studie.

Diese Erkenntnisse motivierten Wissenschaftler nachzufragen. Wie sehr wird das Immunsystem schon im Mutterleib geprägt? Spielt dieser „Bauernhofeffekt“ auch pränatal eine Rolle? Eine aktuelle Studie mit 1133 schwangeren Frauen konnte nun belegen, dass tatsächlich das angeborene Immunsystem durch die Umgebung der Mutter beeinflusst wird. Neben dem Aufwachsen auf dem Lande gelten auch der frühe Besuch einer Kindertagesstätte und eine höhere Anzahl von Geschwistern als Einflussfaktoren, die allergieschützend wirken.
Keine Diät während Schwangerschaft und Stillzeit
Ernährungswissenschaftler empfehlen mittlerweile nicht mehr auf bestimmte Lebensmittel in der Schwangerschaft und Stillzeit zu verzichten, um Allergien vorzubeugen. Vor allem Fisch, wenn er nicht mit Schadstoffen belastet ist, wirkt entgegen seines Rufes bei der Prävention. Die Experten des aid infodienst für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. raten dazu, sich ausgewogen zu ernähren und nur Lebensmittel wie Rohmilch, rohe Eier und rohes Fleisch zu verzichten, die die Gesundheit des Ungeborenen gefährden könnten (siehe auch Ernährung für Schwangere).
Auch wenn der Vater des Kindes Allergiker ist, kann das Kind sanft an mögliche Allergene herangeführt werden, auch in der Schwangerschaft und später beim Essen. Ist die Mutter betroffen, wird dies natürlich nicht in der Schwangerschaft möglich sein, aber sonst können gekochte Eier, pasteurisierte Milch, Nüsse und Fisch gegessen werden.
Bei der Geburt können Eltern ihr Kind zusätzlich schützen. Ist ein Allergierisiko gegeben, sollte eine natürliche Geburt bevorzugt werden, denn bei der Geburt wird das Baby vielen Keimen ausgesetzt und kann so eine Resistenz aufbauen.
Die neuesten Forschungen können Eltern auf jeden Fall ein wenig beruhigen. Denn Allergien lassen sich nicht vermeiden, das Risiko kann eventuell gemindert werden, aber oft spielen viele Faktoren eine Rolle.
Möchten Sie wissen, ob bei Ihrem Kind ein Allergierisiko vorliegt? Machen Sie einen Allergie-Risiko-Check für werdende Eltern.
Mehr Informationen bietet das Präventions- und Informationsnetzwerk Allergie und Asthma pina e.V. unter www. http://www.pina-infoline.de . Hier gibt es auch ein Allergieberatungstelefon unter: Tel.: 01805/052251 Mo.- Fr. von 9:30 bis 12:00 Uhr (12 Cent/Minute)