Mit einem Tweet am 8. Juni fing alles an. Eine alleinerziehende Mutter machte ihrer aufkommenden Verzweiflung, nachdem sie die Schullandheimkosten für zwei ihrer vier Kinder zusammenrechnete, bei Twitter Luft. Sie schrieb:
350,- Euro Schullandheim K2,
250,- Schullandheim K1,
200,- Euro Ferienbetreuung K3 und K2. Zahlbar bis nächster Woche. Zugestellt und informiert heute.Wann ist der richtige Zeitpunkt Ihnen mitzuteilen, dass sie wohl Zuhause bleiben müssen?
Ich möchte weinen.
— Tschudith (@Chaosundich) June 8, 2018
Man möchte sich das gar nicht vorstellen – Kindern die Klassenfahrt zu streichen, wo man doch jeden Tag arbeitet und alles tut, damit es finanziell irgendwie reicht. Aber wenn es einfach nicht geht – was soll man machen? Und trotzdem sind da tonnenschwere Schuldgefühle. Wie werden sich die Kids fühlen, wenn alle Freunde mitfahren und tolle, spannende Sachen erleben? Danach noch lange davon erzählen? Die Verzweiflung der Mutter ist nur allzu verständlich. Bei vielen Usern schnürte es ebenfalls das Herz zu, der Tweet wurde von verschiedensten Menschen kommentiert.

Die Kinderkrankenschwester bekam so nicht nur eine Welle des Zuspruchs zu spüren, ihr Beitrag wurde tausende Male geherzt und geteilt. Viele User kommentierten, dass es ihnen schon ähnlich erging, oder dass sie als Kind auch wegen der finanziellen Situation zuhause nicht mit auf Klassenfahrt konnten. Die junge Mutter wurde aufgefordert, doch eine Spendenseite einzurichten. Erst wusste sie nicht so recht wie und ob, denn betteln will sie nicht. Aber 800 Euro für Schullandfahrten und Kinderbetreuung sind von ihr einfach nicht zu stemmen. Also setzte sie eine Spendensammelseite auf.
Immer wieder schreibt ‚Tschudith‘ bei Twitter wie berührt und dankbar sie über die Unterstützung und vielen Nachrichten ist. Auf ihrer Spendenseite schreibt sie weiter:
„Ich weiß, es wird nicht erwartet, dass ich mich groß erkläre. Ich mag trotzdem kurz erzählen (…) Ich bin 35. Kinderkrankenschwester. 75%. Mit Herz. Getrennt seit letztem Jahr. Bin mit den Kindern ausgezogen. Habe nichts mitgenommen, außer Kleidung und Spielzeug (…) Alleinerziehend. Der Vater zahlt Mindestunterhalt.“
Und der Erfolg der Aktion war durchschlagend! Innerhalb von vier Tagen berichteten verschiedene Medien über den viralen Tweet, ihre alten und neuen Follower spendeten und es kamen bis heute rund 16.000 Euro zusammen.
Die Klassenfahrten für ihre beiden Kinder und die Ferienbetreuung für ihre Tochter kann sie nun sorglos bezahlen. Das Internet zeigte sich hier von seiner schönsten, dynamischen Seite, bei der viele Menschen einer alleinerziehenden Mutter und ihrer Familie ein unvorstellbares, unverhofftes Glück ermöglichten.
Wisst ihr. Ich habe noch nichts ausgegeben. Aber der Tag fühlt sich so leicht an. Weil ihr uns Möglichkeiten geschenkt habt. Und Sorgen oder Entscheidungen nicht kompensiert werden müssen.
— Tschudith (@Chaosundich) June 10, 2018