Mit dem Baby auf dem Weihnachtsmarkt?

Die Weihnachtsmärkte sind eröffnet und die Buden laden zum Bummeln ein. Auch Susann möchte sich endlich wieder einen Glühwein gönnen und mit ihrem Baby eine Familientradition gründen. Ist das wirklich so falsch, wie ihre Schwiegermutter meint?

„Ich liebe Weihnachtsmärkte. Als Kind fuhr ich immer mit meiner Patentante nach Lüneburg und heute kenne ich die schönsten Märkte des Nordens. Vor vier Jahren hatte mein Freund einen Überraschungsausflug nach Lübeck organisiert – und dort hat er mich im Schneegestöber bei einer Tasse Glühwein gefragt, ob ich ihn heiraten möchte. Die Trauung war dann allerdings im Mai – ohne Markt.

Der Duft von Mandeln, die vielen niedlichen Kleinigkeiten in den Buden und das gemeinsame Bummeln mit meinem Mann und mit Freunden sind für mich immer total wichtig. Und zwar unbedingt dann, wenn es schon dunkel ist, am besten bei klirrend kalten Temperaturen. Ich finde Weihnachtsmärkte einfach wunderschön und festlich.

Auf dem Weihnachtsmarkt Annaberg-Buchholz
Weihnachtsmarkt Annaberg-Buchholz (© Zoonar)

Im letzten Jahr musste ich schweren Herzens verzichten, denn leider war meine Schwangerschaft nicht ganz einfach, ich hatte einen Blasensprung und musste mich in den letzten Wochen schonen. Also keine Weihnachtsfreude für mich. Aufgewärmter Kinderpunsch auf dem heimischen Sofa ist nun wirklich nicht das gleiche.

Ich freue mich schon sehr auf den Weihnachtsmarkt-Besuch mit Baby

Aber gut, ein paar Wochen später bekam ich die Belohnung für den Verzicht. Unsere kleine Linnea kam im Januar gesund zur Welt. Jetzt ist sie ein munteres kleines Mädchen, das sich schon eifrig an Möbeln hoch ziehen kann.
Ich bin schon ganz aufgeregt, dass wir nun in diesem Jahr zum ersten Mal zu dritt Weihnachten feiern und die Wohnung ist auch schon festlich geschmückt.

Lange habe ich überlegt, welcher meiner Lieblingsmärkte für Linneas Premiere der schönste wäre. Toll finde ich immer den historischen Markt in Lüneburg mit ganz viel Kerzenlicht in der Altstadt, aber da ist viel Gedrängel. Daher haben wir uns für Bremen entschieden, denn da verläuft sich das sicher gut. Wir fahren da etwa eine Stunde hin.

Gestern habe ich meiner Schwiegermutter von unseren Plänen erzählt. Sie hat erklärt, dass das ich eine unverantwortliche Mutter sei. Da sei doch auch die Sache mit Terrorwarnungen, vielleicht zünden Attentäter gerade dann eine Bombe, wenn wir unterwegs sind? Und dann die Kälte: wir könnten doch so ein kleines Mädchen nicht so lange im Freien lassen. Nachher betrinken sich die Eltern auch noch?

Ehrlich gesagt finde ich ihre Reaktion völlig übertrieben. Damit mein Mann auch ein Tässchen trinken kann, werden wir mit der Bahn fahren. Im Nahverkehr fahren die Züge auch in der winterlichen Witterung. Und was soll Linnea schon passieren? Sie bekommt einen Schneeanzug, einen Fleecepulli und eine mollige Strumpfhose an. In ihrer Karre ist ein schöner warme Sack und ein Schafsfell. Das wird doch sicher reichen. Bestimmt wird sie die Kinderkarussells lieben. Und eine Waffel darf sie auch schon naschen. Mandeln dürften mit zwei Zähnen noch ein wenig schwierig sein.

Vielleicht treffen wir auch den Weihnachtsmann? (c) Thinkstock
Vielleicht treffen wir auch den Weihnachtsmann? (c) Thinkstock

Leider hat mein Mann sich nun sehr verunsichern lassen und möchte den Ausflug am liebsten streichen. Er hat vorgeschlagen, dass er Linnea versorgt und ich mir eine Freundin schnappen soll und mit ihr die Märkte unsicher machen soll. Tja, eigentlich hatte ich das ja eh geplant, am vierten Adventswochenende wollen wir Mütter von der Krabbelgruppe ohne Kids einen Bummel hier über den Markt machen.

Aber das ist doch etwas anderes. Ich möchte jetzt am Wochenende, bei diesem herrlichen winterlichen Wetter einen Bummel über den Weihnachtsmarkt machen  – zum ersten Mal mit meiner kleinen Familie.

Damit möchte ich nämlich unsere ganz eigene Weihnachtstradition beginnen. Und in den nächsten Jahren gemeinsam mit Linnea durch die Märkte streifen, Glühwein und Kinderpunsch trinken, Baumschmuck kaufen und das Glitzern in ihren Augen sehen.

Ist das so falsch? Was meint Ihr?
Protokoll: Silke R. Plagge
*Namen von der Redaktion geändert

Dieser Text stammt aus der Rubrik „Rabeneltern“. Mama und Papa können dort anonym bekennen, was sie alles nicht so machen wie im Lehrbuch.

9 Gedanken zu „Mit dem Baby auf dem Weihnachtsmarkt?“

  1. Oh Gott, man oh man deine Schwiegermutter…

    Als meine Tochter ca 4 Monate alt war, hatten wir Feb mit wochenlangen Temperaturen unter 10 Grad minus. Was solls, dachte ich mir und bin dennoch mit ihr raus… warm angezogen, mit zusätzlichen Decken in den Kinderwagen. SIe war super gut dort aufgehoben und das obwohl ich 3h mit ihr unterwegs war.

    Ach ja und den Dez in dem Jahr wo sie geboren war, sind wir auch mit ihr zum Weihnachtsmarkt – aber einen Kleinen beschaulichen haben wir uns gesucht. Im Schneeanzug auf Papas Arm, kein Problem…

  2. Lass dich nicht verunsichern! Wir werden wohl in den wenigsten Punkten immer einer Meinung mit unseren Mamas sein. Manche Tipps sind wohl ganz praktisch, aber andere sind total veraltet. Also erstmal zu den Terror-Anschlägen: das kann erstens überall passieren, auch wenn ihr nur spazieren geht in der Stadt o. Ä. und zweitens sollte man einfach mal nicht davon ausgehen, dass uns so etwas blüht – dann müsste man ja wirklich ständig Angst haben.

    Und die Kälte? Hallo? Ich kam 7 Wochen zu früh auf die Welt(im Novemer), aber schon Anfang Januar ging meine Mama JEDEN TAG mit mir raus, bei Wind und Wetter. Geschadet hat es mir nicht – ganz im Gegenteil – ich bin so gut wie nie krank und auch sonst nicht zimperlich.
    Meine kleine Maus soll im Januar auf die Welt kommen und ich werde auch jeden Tag rausgehen. Soo kalt ist es ja nun auch nicht…so lange man nicht während dem Laufen fest friert, finde ich diesen Einwand echt total daneben, sorry.

    Und mit den besoffenen Eltern, ich wage mich einfach mal zu sagen, dass ihr beide verantwortungsvoll genug sein werdet, um euch nicht zu betrinken 😉

    Rede nochmal mit deinem Mann, vielleicht lässt er sich doch überzeugen, wenn du gute Gegenargumente hast.
    Liebe Grüße, viel Spaß!

  3. Ich verstehe nicht, warum man das nicht tun soll. Gegen die Kälte hilft warme Kleidung und Terroranschläge kann es überall geben. Wir waren dieses Jahr schon vier mal mit dem vier Monate alten Baby und dem dreijährigen Kind auf Weihnachtsmärkten.

  4. Ich finde, man kann es machen, muss aber nicht. Etwas anderes als aufgewärmten Kinderpunsch wirst du sicher dort auch nicht trinken, oder stillst du nicht? Und Glühwein gibt es auch für zu Hause. Ich kann es ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen, was du an Weihnachtsmärkten so toll findest, Gedudel von Weihnachtsliedern, die man schon 10.000x gehört hat, immer der gleiche überteuerte Ramsch aus China an den Ständen, was ist daran so toll? Aber schden wird es sicherlich nicht und wegen Terrorangst sich zu Hause verkriechen? mach ich auch nicht. Gegen die Kälte kann man sich warm einpacken und so klirrend kalt ist es ja bisjetzt in Deutschland nicht.

  5. Mir persönlich wäre es am Wochenende zu stressig mit kleinem Kind auf dem Weihnachtsmarkt, aber unter der Woche gehen wir grade etwa einmal die Woche. Die große Tochter (3) fährt Karussell und bewundert die weihnachtlich geschmüvkze Stadt und die kleine (5 Monate ) sitzt in der Trage und schläft oder guckt. Und frieren tut da auch keiner, wenn man richtig angezogen ist….

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