Sonnentage sind nervig!

Ständiger Sonnenschein. Es soll ja Menschen geben, die das schön finden. Aber für Mütter ist das Wetter schrecklich, meint Tina*. Wir sind gespannt – ist sie allein mit ihrer Meinung?

Dieser Text stammt aus der Rubrik „Rabeneltern“. Eltern können hier anonym bekennen, was sie alles nicht so machen wie im Lehrbuch…

Endlich. Endlich ist der Himmel grau und dunkel und es ist nass. Juhu! Ich habe nämlich schon täglich einen Regentanz gemacht und „Lieber, lieber Regen, komm ein bisschen runter“ gesungen. Wochenlang schien bei uns die Sonne. Gnadenlos. Für mich persönlich war das ganz schrecklich. Und zwar nicht, weil ich so eine Pflanzenliebhaberin bin, sondern weil ich Mutter bin.

Oft frage ich mich, ob ich wohl die einzige fiese Rabenmutter mit latenter Sonnenallergie bin. Es ist aber nicht so, dass ich kleine Pickelchen bekomme, wenn ständig schönes Wetter ist. Ich bekomme nur rasend schlechte Laune. Meine Tochter Merle* ist jetzt zwei Jahre alt. Und wenn schönes Wetter ist, dann bin ich als Mutter im Stress. Ich würde so gern wieder einmal einen gemütlichen Kuscheltag zu Hause mit Spielen, Lesen oder Basteln machen. Auch die Wäsche und mein Haushalt leiden unter der Schönwetterperiode.

Ich mag keine Sonnentage (© Thinkstock)
Ich mag keine Sonnentage (© Thinkstock)

Es fängt schon morgens an, das Nervigsein. Jeden Morgen springt das Töchterchen in unser Bett, im Schlafzimmer ist es an sonnigen Tagen sehr hell und die Kleine will dann schon um 6 Uhr den Tag beginnen. Beim Anziehen gibt es jeden Tag Debatten. Sie möchte ein T-Shirt und die Stiefel mit dem Glitzer. Dafür ist es zu warm.  Logische Argumente verstehen modebewusste zweijährige Damen nur leider nicht. Es folgt ein Tobsuchtsanfall. Dann will sie nur ein Shirt und bloß keine Socken. Na gut, wenn es ganz warm ist und wirklich keine Wolke in Sicht ist, darf sie leicht bekleidet los. Immerhin ein Vorteil des sonnigen Wetters, man braucht keine Regenklamotten.

An den Vormittagen haben wir oft Programm: Kinderturnen, Arzttermine oder Einkaufen. Wenn die Sonne scheint, habe ich oft ein schlechtes Gewissen, wenn wir etwas drinnen machen. Mein Mann und meine Mutter werden es auch nie Leid, mir ständig zu erzählen, wie wichtig es ist, dass Kinder viel an der frischen Luft sind. Mindestens zwei Stunden jeden Tag würde sie stark und kräftig machen. Ist ja schön und gut. Aber was macht das mit der betroffenen Mutter?

Ich habe nämlich keinen Garten, in dem das Kind brav vor sich hinbuddeln kann. Bei schönem Wetter sitze ich fast jeden Nachmittag auf dem Spielplatz. Ich finde das schrecklich. Soll ich neben den anderen Müttern auf der Bank sitzen und mit dem Handy telefonieren? Das mag ich nicht. Also sitze ich da und baue Sandburgen – mit meiner Tochter und mindestens drei anderen Kindern. Aktive Mütter sind kostenlose Kinderanimateurinnen für andere Mamas. Ich merke, dass mich das immer mehr nervt.

Wenn ich nicht in der Sandkiste sitze, dann hat mein Mann früher Feierabend gemacht. Ein Ausflug an den Badesee. Herrlich, ein bisschen in der Sonne dösen, ein wenig Schwimmen und entspannen. So ist es jedenfalls für meinen Göttergatten. Für mich bedeutet es, dass ich einen gefühlten Koffer mit Wechselklamotten mitnehmen muss, Spielzeug und Proviant. Relaxen? Das macht ja der Mann, der sich von der Arbeit erholt. Ich hocke im Schatten und passe auf, dass Merle nicht ins Wasser läuft. Oder sitze zur Abwechslung nicht in der Sandkiste, sondern schwinge das Schäufelchen am Strand. Außerdem ist es bei der Bullenhitze nur warm und überfüllt dort. Nee, schön ist das nicht.

Die Schönwetter-Abende sind auch doof. Denn überall ist Sand in der Wohnung, es bleibt soviel liegen und an den Fenstern klebt dick Pollen. Kann der Liebste nicht früher von der Arbeit kommen, ist er mies gelaunt, weil er die Sonne nur vom Bürostuhl aus gesehen hat. Und mein Mäuschen macht jeden Abend Theater, weil sie nicht glauben will, dass es schon Bettgehzeit ist. Es ist ja noch hell! Die Nachbarn sind der Meinung, das bei jedem Sonnenstrahl Grillpflicht herrscht und ständig stinkt es nach leicht verbranntem Fleisch in unserer Wohnung.

Gestern schon zog das erste Wölkchen auf und heute ist es endlich angenehm kühl mit Aussicht auf viele Schauer . Während alle anderen mit miesepetrigen Gesichtern durch die Stadt latschen, freue ich mich. Ein Regentag, hurra! Ich koche Tee und freue mich auf das Basteln und gemütliche Zuhausebleiben. Heute darf ich das mal.

Aber die nächste Sonnenzeit kommt bestimmt. Geht es anderen Mütter genauso, oder bin ich ganz allein?

Protokoll: Silke R. Plagge
*Namen von der Redaktion geändert

Wir freuen uns auch über Ihre Elternerlebnisse unter Rabeneltern- Einsendungen und freuen uns über eine Diskussion. Stresst schönes Wetter wirklich alle Mütter? Oder finden viele die Sonne auch wunderbar?

 

2 Gedanken zu „Sonnentage sind nervig!“

  1. Liebe Silke,
    ich bin zwar keine Mutter aber es geht mir genauso wie Dir. Ich teile Deine Meinung zu 1000% und anstatt eines Kindes habe ich mich gerade um einen kleinen Welpen zu kümmern der auch mindestens alle 2 Stunden raus muss.
    Hoffen wir zusammen darauf, dass dieser Sommer schnell vorbei geht oder zumindest sehr gewittrig wird 🙂

    Alles Liebe

  2. Wenn es dich nervt auf den Spielplatz zu gehen, zieh um in eine Wohnung/Haus mit Garten. Dann kann dein Kind spielen und du kannst den Haushalt erledigen. Oder du hättest dir kein Kind anschaffen dürfen, das ist nun mal so mit den Kiddies 😉

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