Zwei Kinder. Zwei Geschichten über Haare. Meine Tochter hatte schon bei der Geburt einen vollen Haarschopf. Sehr niedlich, aber nicht immer praktisch, weil die Haare ordentlich gebürstet werden mussten und manchmal auch mit ein ganz wenig Babyshampoo gewaschen werden. Denn auch die Haare von Säuglingen riechen nicht so apart, wenn dort geronnene Muttermilch eintrocknet. Der volle Haarschopf meiner Tochter blieb, mit knapp neun Monaten waren einzelne Strähnen so lang, dass sie ihr immer vor den Augen hingen. Ich grübelte. Sollte ich zur Schere greifen? Haarspangen waren leider keine Lösung, die wurden sofort wieder rausgerupft. Ganz, ganz vorsichtig stutzte ich die Strähne mit der Schere. Und wurde prompt von der älteren Nachbarin gerügt: „So wachsen dem Kind aber keine vollen Haare, erst ab dem zweiten Lebensjahr darf man schneiden.“ Hm.
Die Haare wuchsen aber trotz der düsteren Prognose dicht und lang. Als mein Töchterchen 15 Monate alt war, ging ich mit ihr zum Frisör. Ich hatte mich extra erkundigt und einen Salon gefunden, der häufig Kinderhaarschnitte machte und extra einen speziellen Kinderstuhl (mit Lenkrad, das Kind war begeistert) hatte. Niedlich sah das aus. Aber auch ein bisschen fremd. Seitdem geht meine Tochter etwa alle acht Wochen zum Haare schneiden. Ich selbst bin gnadenlos untalentiert und da diverse Puppen zeigen, wie schlimm es aussieht, wenn ich mich am Haare kürzen versuche, wollte ich das meinem Kind nicht zumuten.

Auch mein Sohn hat eine haarige Vergangenheit. Im Gegensatz zu seiner Schwester war nicht viel auf seinem Kopf zu sehen nach der Geburt. Etwas später hatte er Milchschorf auf der Glatze. Nur ich sah die wenigen Haare und nannte ihn liebevoll „Samtköpfchen“. Mit etwa einem Jahr hatte der Junge dann endlich ein paar Haare, und die Frage diese ersten Locken zu stutzen stellte sich für mich gar nicht. Dieses Mal hatte eine Tante einen Rat. Ich sollte ihm die Haare ganz abschneiden, sie würden dichter nachwachsen. Aber daran hielt ich mich auch nicht. Die Haare wuchsen. Spärlich. Lange noch hatte der kleine Kerl reichlich hohe Geheimratsecken. Nur im Nacken hatte er richtig üppige Locken. Ich war sehr versucht, sie selbst zu stutzen, doch mein Mann rettete unseren Sohn. Er bestand auf einem Haarschnitt. Mit fast zwei Jahren war es soweit, ein richtiger „Jungshaarschnitt“, die Locken fielen und ehrlich gesagt beinahe auch ein paar Tränen – von mir. Er sah plötzlich ganz anders aus.
Wann braucht ein Baby einen Haarschnitt?
Tatsächlich gibt es viele verschiedene Ansichten, wann einem Kind zum ersten Mal die Haare geschnitten werden sollen. Wenn die Sicht eingeschränkt ist oder die Haare kaum zu bändigen sind, ist das ein guter Grund für das Stutzen. Oft spielen auch rein optische Gründe eine Rolle, weil Eltern eben die kürzeren Haare niedlicher finden. Hat ein Kind besonders volle Haare, wird meist früher ein Schnitt nötig, weil der Schopf irgendwann zu üppig wird. Weder werden Haare dichter, wenn sie früh geschnitten werden, noch dünner.
Muss unbedingt ein Profi ran?
Es kann schwierig sein, gleichzeitig geschickt mit der Schere zu hantieren und dabei unruhiges Kind zu beruhigen. Hier ist Vorsicht angesagt, damit das Kind sich nicht verletzt, ein schiefer Haarschnitt ist unter diesen Umständen natürlich auch wahrscheinlich. Eine Alternative ist eine Haarschneidemaschine, aber die sorgt für einen wenig aufregenden Haarstyle und kann mit ihren Geräuschen Kinder auch verschrecken. Einige Eltern schwören auf Frisöre, die ins Haus kommen, andere suchen den Salon um die Ecke oder den ihres Vertrauens auf. Idealerweise fühlen Mutter bzw. Vater und Kind sich wohl und das Kind bleibt ruhig und neugierig sitzen.
Was tun, wenn das Kind Angst hat oder sehr unruhig ist?
Es gibt Kinder, die sich vor dem Haare schneiden fürchten. Genauso, wie es Kinder gibt, die sich nur ungern die Nägel stutzen lassen. Zur Vorbereitung können Bilderbücher helfen (zum Beispiel „Lotta geht zum Frisör“, von Friederike Bostelmann oder „Tim und Leo. Haare schneiden tut nicht weh“, von Michael Wrede), gut ist es auch, wenn die Kinder ihre Eltern vorher schon einmal zum Haare schneiden begleitet haben. Angst sollte Ernst genommen werden, vielleicht hilft eine Erklärung, nämlich die, dass Haare nachwachsen können. Ist das Kind wirklich sehr ängstlich oder verweigert sich, sollte der Frisörbesuch verschoben werden. Oft helfen Anreize wie besondere Stühle – oder ein Selbstversuch, dann darf der Nachwuchs einer Puppe oder sogar dem Papa vorsichtig die Haare stutzen.
Wenn ein Kind sehr zappelig ist, kann es beim Frisör statt auf dem Stuhl vielleicht auf Mama Platz nehmen? Auch Geschichten vorlesen oder einfach Hand halten kann hilfreich sein. Erkundigen Sie sich am besten, ob die Frisörin Erfahrung mit Kindern hat, denn dann hat sie oft selbst gute Tricks auf Lager.
Was tun, wenn der Haarschnitt verpatzt ist?
Da gilt leider genau das Gleiche wie bei Erwachsenen. Abwarten. Irgendwann wächst das Haar wieder. Bei kleinen Mädchen können Haarspangen oder Haarbänder den verunglückten Schnitt etwas kaschieren, bei kleinen Jungen eventuell ein Strubbellook mit etwas Gel darüber hinweg sehen lassen.
Was tun mit der ersten Locke?
Die erste Haarsträhne oder die erste Locke möchten viele Eltern aufbewahren. Warum auch nicht? Sie kann im Fotoalbum mit eingeklebt werden oder mit einem kleinem Band eingebunden in eine Schatzkiste gelegt werden. Beim Frisörbesuch den Profi darauf hinweisen, dann zupft er oder sie sicher etwas von den Schultern des Kindes, bevor die Haare auf dem Boden landen.
Jetzt sind wir von der Redaktion liliput-lounge.de neugierig. Wie alt war Ihr Kind bei seinem ersten Haarschnitt? Haben Sie selbst geschnitten oder der Frisör? Wir sind auf Kommentare gespannt!