Wie, wo und wann kann mein Kind eine Zecke bekommen?
Im Frühjahr werden Zecken aktiv. Sobald die Temperatur über 5 Grad steigt, suchen sich die Minivampire neue Opfer. Besonders betroffen sind Kinder, denn sie halten sich in dem natürlichen Lebensraum von Zecken besonders häufig auf. Im hohen Gras oder im feuchten Laub warten sie auf vorbeispazierende Füße und Beine, an denen sie sich festsetzen können. Dann krabbeln sie bevorzugt in geschützte Körperstellen, wie Kniekehlen, Achseln, im Schritt oder den Kopf und Nacken bei Kindern. In den meisten Fällen handelt es sich um den sogenannten gemeinen Holzbock. Diese Schildzecke kommt in Deutschland am häufigsten vor.

Welche Krankheiten können Zecken übertragen?
Die paar Tropfen Blut sind Nebensache, denn Zecken sind in der Lage Bakterien und Viren zu übertragen, die ernsthafte Folgen haben können. Zu den bekanntesten Erkrankungen, die durch einen Zeckenbiss entstehen können, gehören die Frühsommer-Meningokokkenenzephalitis (FSME) und die Borreliose. Eine Erkrankung mit FSME- Erregern geht mit grippeähnlichen Symptomen einher. Betroffene klagen über Kopf- und Gliederschmerzen, fühlen sich allgemein sehr krank und entwickeln Fieber.

Bei ungefähr zehn bis dreißig Prozent stellen sich nach einer Besserung der Symptome in einer zweiten Krankheitswelle neurologische Beschwerden ein. In schweren Verläufen kann auch eine Gehirn- oder Rückenmarksentzündung drohen. Kinder, die grippeähnliche Symptome nach einem Zeckenbiss entwickeln, sollten unbedingt einem Arzt vorgestellt werden.
Vorsicht bei ringförmiger Rötung!
Eine ringförmige Rötung um den Zeckenbiss ist immer ein Warnsignal, denn sie deutet auf eine Infektion mit Borrelien hin. Experten gehen davon aus, dass etwa 30 % der Zecken mit den Erregern infiziert sind. Aber nicht alle Opfer der Mini Vampire erkranken daran. Nicht selten verläuft eine Infektion mit Borrelien unbemerkt. Die Borreliose verläuft in der Regel in mehreren Krankheitsstufen und kann mit Antibiotika behandelt werden. Übrigens: Auch wenn die Bissstelle stark juckt, allgemein gerötet ist oder Missempfindungen auftreten, sollten Eltern mit ihrem Kind zum Arzt gehen.

Wie kann ich mein Kind schützen?
Hilfreich ist es, sich die FSME- Risikogebiete anzuschauen. Als besonders betroffen gelten große Teile Bayerns, Baden-Württembergs sowie Teile Südhessens, Sachsen und Thüringen. Hier ist die Gefahr der Übertragung von FSME- Erregern besonders hoch. Eltern können auch über eine FSME- Impfung nachdenken. Der Impfstoff ist in der Regel gut verträglich, führt bei Kindern jedoch häufig zu Fieber. Vor allem bei Kindern unter 3 Jahren sollte genau geprüft werden, ob eine Impfung sinnvoll ist. Um die Entscheidung darüber zu erleichtern, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut die Impfung für folgende Personen:
- Einwohner und Besucher von Risikogebieten, die aufgrund ihres Wohnumfeldes oder durch Freizeitaktivitäten ein erhöhtes Risiko für Zeckenbisse haben.
- Personen, die aufgrund ihrer beruflichen Ausübung einem erhöhten Risiko von FSME ausgesetzt sind, zum Beispiel Forstarbeiter in Risikogebieten oder Laborpersonal.
Zecken vorbeugen – die besten Tipps
Gegen FSME kann geimpft werden, gegen Borreliose nicht. Daher sollten Kinder vor Zeckenbissen generell geschützt werden. Am besten gelingt das mit folgenden Tipps:
- Die Kleidung macht’s: Kinder sollten helle Kleidung tragen, die den Körper so gut es geht, bedeckt. So können die kleinen Krabbelviecher schneller entdeckt werden und kommen nicht mit der Haut in Kontakt. Auch festes Schuhwerk ist für den Ausflug ins Grüne wichtig.
- Die Gefahr ist im Unterholz, hohem Gras und bei dem Kontakt zu bodennahen Pflanzen am größten. Daher sollten möglichst feste Wege bevorzugt werden.
- Nach jedem Ausflug sollten Kinder sorgfältig auf Zecken abgesucht werden. Dabei gilt es, die beliebtesten Saugstellen an Kopf, Hals und Achseln sowie zwischen den Beinen und den Kniekehlen nicht auszulassen.
- Zecken haben eine empfindliche Nase. Sogenannte Repellentien (Mücken- bzw. Insektenschutzmittel) können sie auf Abstand halten. Die synthetischen und natürlichen Stoffe sind in Drogeriemärkten und Apotheken erhältlich.
Zecken bei Kindern richtig entfernen
Bei einem Zeckenbiss sollte schnell reagiert werden, denn die FSME- Erreger befinden sich in den Speicheldrüsen der Zecken. Sie werden durch das Saugen schnell übertragen. Die Borrelien befinden sich dagegen im Darm der Minivampire und werden erst bei längerem Saugen (nach ca. 24 Stunden) übertragen. Daher kann das Risiko minimiert werden, wenn die Zecke schnell entfernt wird.

So entfernst du eine Zecke richtig:
- Nimm dir eine Pinzette oder ein spezielles Zeckenentfernungsinstrument (Zeckenkarte oder Zeckenzange) zur Hand.
- Fasse die Zecke im Kopfbereich, so nah wie möglich an der Haut.
- Ziehe die Zecke vorsichtig unter gleichmäßigem Zug heraus. Der Blutsauger sollte weder gedreht noch gequetscht werden, da dadurch infizierter Speichel oder Darminhalt der Zecke in die Blutbahn gelangen kann.
- Desinfiziere und beobachte die Wunde aufmerksam. Bei Veränderungen des Allgemeinzustands oder der betroffenen Hautstelle lasse den Zeckenbiss zeitnah von deinem Kinderarzt untersuchen.
- Die entfernte Zecke nicht mit den Fingern zerquetschen, sondern z.B. in der Toilette entsorgen, da sie immer noch Krankheitserreger enthalten kann.
- Früher wurde manchmal empfohlen, die Zecke aufzuheben und vom Arzt auf Erreger prüfen zu lassen – heute wird dies nicht mehr empfohlen, da das Resultat einer solchen Zecken-Untersuchung keine verlässliche Aussage zu einer möglichen Infektion des Menschen zulässt.
Übrigens: Öl, Klebstoff oder Nagellack gehört auf keinen Zeckenbiss, das erhöht nur das Risiko für die Übertragung der Krankheitserreger.