Kindermilch, Kuhmilch oder Pflanzenmilch – was ist am besten für Kinder?

Warum ist Milch so wichtig für Kinder? Ist Kuhmilch noch ok oder sind Kindermilch oder Pflanzenmilch Alternativen? Hier liest du, welche Milch für Kinder von Experten empfohlen wird.

Hersteller rühren ordentlich die Werbetrommel für ihre spezielle Kindermilch. Sie sei besser angepasst an die kindliche Ernährung als Kuhmilch, so heißt es. Ernährungsexperten sehen das allerdings anders und raten zu einer abwechslungsreichen Kost ohne „Extrawürste“.

Warum ist Milch wichtig für Kinder?

Soll mein Kind Kuhmilch erhalten oder nicht? Die ewige Diskussion um den Milchverzehr hält an. Fakt ist, dass die genauen Wirkmechanismen der Milch noch nicht erforscht sind. Besonders hartnäckig hält sich die These, dass Kinder durch den Verzehr von Kuhmilch häufiger Allergien entwickeln. Tatsächlich sollten Kinder bis zu einem Jahr keine tierische Milch aufnehmen, da ihr Immunsystem noch unfertig ist.

Der Darm von Säuglingen ist noch durchlässig für große Moleküle, wie artfremde Eiweiße. Trotzdem sind Milch und Milchprodukte ein wichtiger Bestandteil der Kinderernährung. Mit ihnen nimmt der Nachwuchs wichtige Vitamine und Eiweiße auf. Das darin enthaltene Kalzium benötigen Kinder für den Aufbau von Knochen und Zähnen. Mit 300-330 ml an Milch und Milchprodukten ist der tägliche Bedarf von Kindern gedeckt. Eltern teilen die „Milchhäppchen“ am besten in drei kleine Mahlzeiten auf. Das könnte folgendermaßen aussehen:

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Frühstück: ein kleiner Becher Milch

Nachmittag: ein kleiner Becher Joghurt

Abend: ein mildes Brot mit Käse
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Übrigens: Für den Anfang eignet sich laut Ernährungsexperten pasteurisierte Milch (Frischmilch) mit einem Fettgehalt von 1,5 %.

Kuhmilch, Kindermilch oder Pflanzenmilch? (© Getty Images)

Kindermilch – die gesunde Alternative?

Eltern sind verunsichert. Sollte man den Werbeversprechen Glauben schenken und lieber spezielle Kindermilch bevorzugen? Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit beklagt die Werbesprüche für Kindermilch. Die verbreiteten Slogans à la „an die Ernährungsbedürfnisse von Kleinkindern angepasst“ treffen in vielen Fällen schlichtweg nicht zu. Zudem vermittelt die Werbung für die entsprechenden Produkte, dass Kindermilch die geistige Entwicklung des Nachwuchses optimieren würde. Auch ein Schutz vor Übergewicht wird suggeriert. Beide Thesen sind jedoch in keiner Weise wissenschaftlich nachgewiesen, sagen Experten.

Ernährungsmediziner geben zu bedenken, dass die angereicherten Vitamine und Mineralstoffe in der speziellen Kindermilch zu einer unkontrollierten Erhöhung der Nährstoffe bei Kindern führen kann. Wiederum andere wichtige Bestandteile würden fehlen. Ernährungsmediziner bleiben dabei: fettreduzierte Kuhmilch ist am besten geeignet. Kindermilch hat hingegen so viel Fett wie Vollmilch, das sei für Kleinkinder zu viel.

Nicht zuletzt müssen Eltern für die Kindermilch tief in die Tasche greifen. Bis zu viermal teurer als Kuhmilch sind die Produkte, so die Verbraucherzentralen. Diese hatten 23 Kindermilchprodukte von sechs Herstellern untersucht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Verbraucher im Vergleich zur Kuhmilch bis zu 273 € mehr ausgeben müssen, wenn sie sich an die empfohlene Verzehrmenge der Kindermilch halten. Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten sowie der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BFR) Andreas Hensel kommen alle zum gleichen Ergebnis: Kleinkindermilchgetränke sind aus ernährungsphysiologischer Sicht nicht notwendig.

Was tun, wenn der Nachwuchs keine Milch verträgt?

Aber nicht immer vertragen Kinder Milch. Eine entsprechende Unverträglichkeit gegen die Bestandteile des Produktes äußert sich in den meisten Fällen bereits um das erste Lebensjahr. Anzeichen können Verdauungsbeschwerden oder Hautausschläge sein. Dabei können prinzipiell zwei verschiedene Phänomene in Betracht kommen: die Milchzuckerunverträglichkeit und die Kuheiweißallergie.

Reagiert das Kind auf den Milchzucker, kann es unter Umständen Hartkäse oder Sauermilchprodukte essen, denn diese enthalten nur noch wenig Milchzucker. Aber Vorsicht: Kinder unter drei Jahren sollten keine Rohmilcherzeugnisse verzehren. Besteht allerdings eine Milcheiweißallergie, sollte ein Allergologe zurate gezogen werden. Milcheiweiß darf dann erst wieder in die Ernährung eingeführt werden, wenn ein Test beweist, dass keine allergischen Reaktionen mehr bestehen. Bis dahin gilt es sämtliche Lebensmittel, die Milch enthalten, vom Speiseplan zu streichen. Gar nicht so einfach, aber allergologisch geschulte Ernährungsberater können wertvolle Tipps geben, wie Milch durch andere Lebensmittel ersetzt werden kann. In der überwiegenden Anzahl der Fälle legt sich die Milchallergie im Laufe der ersten Lebensjahre, sofern auf das Lebensmittel konsequent verzichtet wurde.

Kann „Pflanzenmilch“ Kuhmilch ersetzen?

Rein optisch erinnert Soja-, Reis- oder Haferdrink an Milchprodukte. Ihre Zusammensetzung ist jedoch ganz anders als die von Kuhmilch. Zudem ist sie stärker verarbeitet und enthält weniger Nährstoffe. Der Knochenbaustoff Kalzium ist beispielsweise nur in speziell angereicherten Produkten enthalten. Unterm Strich eignet sich „Pflanzenmilch“ also nicht, um den Bedarf von Kindern zu decken. In einer Studie wurde sogar festgestellt, dass Kinder, die drei Tassen Kuhmilch am Tag tranken, im Schnitt anderthalb Zentimeter größer waren als gleichaltrige, die pflanzliche Alternativen wie Soja-, Mandel-, Hafer- oder Reismilch in gleicher Menge zu sich nahmen.

In der Studie unter der Leitung des Kindermediziners Jonathon Maguire vom St. Michael’s Hospital wurden 5000 Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren untersucht. Das ist aber noch lange kein Beweis, dass „Pflanzenmilch“ das Wachstum bei Kindern hemmt. Zu unterschiedlich sind die Inhaltsstoffe der pflanzlichen Alternativen, sodass eine generelle Aussage darüber getroffen werden könnte. Experten raten deshalb zu weiteren Studien.