Bereits in jungen Jahren können Kinder eine Sehschwäche haben. Schätzungen zufolge braucht etwa jedes fünfte Kind eine Brille. Häufig wird eine Sehschwäche bei Babys und Kleinkindern jedoch nicht erkannt. Auch die regulären Vorsorgeuntersuchungen bringen keine 100-prozentige Sicherheit. Deshalb sollten Kinder mit Risikofaktoren schon im Babyalter beim Augenarzt vorgestellt werden.
Woran erkenne ich, ob mein Kind schlecht sieht?
Der Berufsverband der Augenärzte Deutschland schätzt, dass nur etwa 40 % der Kindergartenkinder, die eine behandlungsbedürftige Sehschwäche haben, tatsächlich eine Brille tragen. Je jünger der Nachwuchs ist, desto schwieriger wird eine Sehschwäche von den Eltern bemerkt. Im Schulalter fällt es schnell auf, wenn ein Kind schlecht sieht. Schulkinder sind bereits in der Lage mitzuteilen, wenn sie etwas nur schwierig erkennen können.
Bei Babys und Kleinkindern gestaltet sich die Spurensuche schwieriger, denn es finden keine unmittelbaren Vergleiche statt. Babys und Kleinkinder wissen schlicht nicht, wie „richtiges“ Sehen funktioniert und wie scharf andere sehen. Bei den potentiellen Brillenträgern fällt die Sehschwäche durch Kleinigkeiten im Alltag auf. Dabei können die Indizien für schlechtes Sehen sehr unterschiedlich sein.
Babys zeigen folgende Auffälligkeiten:
- Schiefhalten des Kopfes
- Augenreiben
- Augenzwinkern
- Zusammenkneifen der Augen
- Schielen
- Augenzittern
- Grimassen schneiden
- Getrübte Hornhaut
- Auffallend große Augen
- Lichtscheu oder keine Reaktion auf eine Lichtquelle
- Weißlich aussehende Pupillen oder gelbliches Aufleuchten der Pupille bei direktem Licht
- Verdrehen der Augen
- Vorbeigreifen

Kleinkinder zeigen zusätzlich folgende Anzeichen, wenn sie schlecht sehen:
- Häufiges Stolpern
- Anstoßen an Möbeln, Türrahmen und Gegenständen
- Ausgeprägte Sehprobleme während der Dämmerung
- Kopfschmerzen
- Sozialer Rückzug und wenig Interaktion
Kleine Sehtests für zu Hause
Babys kommen nicht mit einer ausgereiften Sehkraft zur Welt, diese muss sich zunächst entwickeln. Aber bereits im vierten Lebensmonat können sich erste Auffälligkeiten zeigen. In diesem Zeitraum sollte ein Baby in der Lage sein, Objekten mit den Augen zu folgen. Eltern können diese Fähigkeit testen, indem sie einen möglichst farbenfrohen Gegenstand vor den Augen des Nachwuchses bewegen. Folgt das Baby den Bewegungen mit seinen Augen nach oben und unten, sowie nach links und rechts?
Mit acht Monaten können Kinder gezielt greifen. In diesem Lebensabschnitt lassen sich Auffälligkeiten im Zusammenhang mit einer Sehschwäche gut erkennen. Wenn der Nachwuchs auffallend oft ins Leere greift und die begehrten Objekte nur unregelmäßig in die Hände bekommt, könnte das ein weiteres Indiz für eine Sehschwäche sein. Mit Kleinkindern sollte ganz gezielt kommuniziert werden, um möglichen Sehproblemen auf die Spur zu kommen.
Spielerisch können die kleinen Augen auf die Probe gestellt werden, indem die Vögel am Himmel gezählt oder die Tiere im Zoo gemeinsam betrachtet werden. Mit sogenannten „Wimmelbüchern“ kann die Sehstärke ebenfalls grob eingeschätzt werden. Findet der Nachwuchs die winzigen Abbildungen? Vielleicht hält sich das Kind Bilderbücher sehr nah vor die Augen, um den Inhalt erkennen zu können? Diese kleinen Auffälligkeiten können Hinweise auf eine Sehschwäche sein.
Wann sollte ein Augenarzt aufgesucht werden?
Ein Augenarztbesuch ist immer dann wichtig, wenn ein akuter Verdacht besteht oder Risikofaktoren vorliegen. Risikofaktoren sind Augenkrankheiten in der Familie, denn diese sind oft erblich. Auch starke Sehschwächen der Eltern oder der Geschwister können einen Augenarztbesuch rechtfertigen, denn eine Studie aus dem Jahr 2002 zeigt eine Wahrscheinlichkeit von 10-15 %, wenn ein Elternteil kurzsichtig ist.
Tragen beide Eltern eine Brille, liegt das Risiko bei 30-40 %, dass auch der Nachwuchs eine Sehschwäche hat. Beim Augenarzt werden die Kinderaugen genau ausgemessen, unter Umständen werden dafür spezielle Tropfen verabreicht, um die Pupillen zu erweitern. Mit einem Untersuchungsgerät muss das Kind dann einen Punkt oder ein Licht fixieren, das ermöglicht eine präzise Feststellung der Sehschwäche.
Aufgrund der Untersuchungsergebnisse entscheidet der Augenarzt, ob ein Kind eine Brille benötigt oder auch ein Augentraining infrage kommt. Werden Sehprobleme bei Kindern zügig behandelt, lassen sich die Sehprobleme abmildern. In den ersten vier Lebensjahren können Sehschwächen sogar dauerhaft ausgeglichen werden. Später wird dann keine Brille mehr benötigt. Liegen Risikofaktoren vor, ist es sinnvoll Kinder bereits mit sechs bis neun Monaten bei einem Augenarzt vorzustellen.
So können zusätzliche Augenkrankheiten diagnostiziert werden, die das Sehvermögen beeinträchtigen. Nach der Diagnose erstellt der Augenarzt ein Rezept, mit dem eine Kinderbrille beim Augenoptiker ausgesucht werden kann. Die Kosten der Brille werden je nach Ausführung von der Krankenkasse anteilig oder vollständig übernommen. In der Regel beteiligen sich die Krankenkassen nur an einfachen Kunststoffgläsern für die Brille. Eine zusätzliche Entspiegelung muss aus eigener Tasche bezahlt werden. Nähere Informationen können bei den jeweiligen Krankenkassen erfragt werden.
Weiterführende Links:
Kindergesundheit: Sehstörungen und Risiken frühzeitig erkennen
Bundesvereinigung Eltern blinder und sehbehinderter Kinder – BEBSK