Man kann nie früh genug anfangen, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Als Mutter von kleinen Kindern fällt es aufgrund von Schlafmangel zwar manchmal schwer, schon die Gegenwart mit wachen Augen zu verfolgen, aber auch das Morgen will geplant sein. Jedenfalls meinen das die Broschüren, die mir ständig ins Haus flattern, Stichwort Riester, Rürup und Co.
Ein private Altersvorsorge? Die brauche ich doch gar nicht. Meine Kinder haben mir nämlich schon ganz genau erklärt, wie die Zukunft aussieht. Kind A (Tochter, 5) und Kind B (Sohn 3,5) haben nämlich ziemlich konkrete Pläne. Neulich am Abendbrotstisch. Kind A: „Also ich weiß noch nicht, ob ich heirate, aber ich hab‘ bestimmt drei Kinder. Und dann gehe ich arbeiten. Ich mach ja was mit Kunst.“ Mutter: „Ja, und wer kümmert sich um die Kinder? Der Papa? Kind A: „Nö, das machst du. Du bist dann ja Oma Silke und musst dich um meine Kinder kümmern.“
Kind B: „Um meine auch. Ich habe zehn Kinder.“ Kind A: „Das geht gar nicht.“ Kind B: „Wohl. Dann habe ich eben zwei Frauen. Und Mama kann sich um die kümmern. Mutter: „Die Mamas der Kinder?“ Kind B lacht: „Nö. Du. Aber viellleicht heirate ich auch Evi und habe nur fünf Kinder. Und ich bin dann Feuerwehrmann.“ Kind A: „Wenn du Oma bist, kannst du dann immer abwechselnd bei uns sein. Und du darfst dann auch Pizza machen. Aber kein Brokkoli. Meine Kinder dürfen nämlich nur leckere Sachen wie Nudeln, Pfannkuchen und Pizza essen.“
Mutter (mit leicht pädagogischer Anwandlung, Kind A ist ein Suppenkasper): „Und die Vitamine?“ „Och, das brauchen meine Kinder nicht. Das ist ja dann anders als zu deiner Zeit, Mama.“ Oh Schreck. Zu meiner Zeit. Mir wird richtig klar, was da auf mich zukommt.
Ich rechne nach. Im Jahr 2037 darf ich meine Rente einreichen. Bis dahin bin ich dann also – nach den Plänen meines Nachwuches – wahrscheinlich zwölffache Oma. Da Feuerwehrleute und welche die als Beruf „Was-mit-Malen machen“ sicher nicht üppig besoldet werden und ich ja die Post mit den Zukunftsrenten ungelesen weggeworfen habe, werde ich wohl kaum luxuriös hausen. Als Ausgleich für Babysitten, Kochen und Putzen darf ich immerhin umsonst bei den Kindern essen. In den Erziehungstil darf ich mich nicht einmischen. „Oh Mama, das ist doch aus dem letzten Jahrtausend!“ werden die sagen.
Aber die Zukunft kann sich ja auch noch ändern. Neulich wollte mein Sohn noch Schlösser bauen. Eines für sich und Evi. Eines für mich und meinen Mann. Als auch die Tochter ein Schloss forderte, wurde er mürrisch: „Nee, da musst du dir selber einen Mann suchen, der dir ein Schloss baut.“
Ich bin gespannt. Werde ich in einem selbstgestalteten Schloss Pizza backen? Vielleicht darf ich auch manchmal zum Sportkurs gehen. Nähen muss ich auf jeden Fall nicht, denn jedes Mal, wenn ich ein zu klein gewordenes Kleidungstück in eine Flohmarktkiste legen will, schreit meine Tochter empört auf: „Nein, das darf nicht weg. Das brauche ich noch für meine Kinder.“ Hoffentlich merken sich das die Motten…
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