Glosse: Minigolf mit Minis

Zwei Stunden lang lag sie uns in den Ohren, dann ließen wir uns erweichen: „Okay, wir gehen Minigolf spielen!“ Lotta strahlte, und ihr kleiner Bruder hüpfte vor Freude, dass die Dielen wackelten.
Ich überschlug kurz, wie viele Bahnen wir wohl absolvieren würden, bevor meine Kinder zu Rumpelstilzchen mutieren würden, und tippte auf den halben Parcours als Tagesziel – bei kreativer Buchführung und abgewandelten Spielregeln würden wir es vielleicht auch etwas weiter schaffen.
 
Auf der Bahn angekommen, machte ich kurz vor, wie es geht: Zwei saubere Schläge, und der Ball war im Loch. Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören, sagte ich mir, und beobachtete von nun an das Spiel von einem schattigen Plätzchen aus. Mein Mann kämpfte mit seinem Drang, gewinnen zu wollen, und seinem Wunsch, den Kindern den Spaß am Spiel nicht zu nehmen – er gab sich redliche Mühe, schlecht zu spielen und dabei zu lächeln.
 
Der Kleine, 2 Jahre jung, konzentrierte sich gleich aufs Wesentliche: Mit dem Schläger unterm Arm marschierte er quer über die Bahn, um den Ball per Hand liebevoll im Loch abzulegen, was ihn mit sichtlichem Stolz erfüllte. „Tor!“ verkündete Titus und fand Minigolf ein prima Spiel.
 
Anders meine Zweitklässlerin, die sich Minigolf irgendwie einfacher vorgestellt hatte, als es in der Praxis war. Wahllos und mit nachlassender Zielgenauigkeit hieb sie auf den arglosen kleinen Ball ein, der sich partout nicht in die Richtung bewegen wollte, in die er rollen sollte. Meist bewegte er sich gar nicht, weil sie den Ball vor lauter Ungeduld nicht traf – dafür hätte sie ja auf den Schläger gucken müssen, wie wir Eltern es ihr rieten.
 
Aber auf die Eltern zu hören ist schwer uncool bei beinahe 8-jährigen Mädchen, und so fluchte und stapfte sie binnen Kürze wie einst John Mc Enroe auf dem Tennisfeld, wobei sie mit den unschuldigen Minigolfschläger wütend auf die Bahn schlug. Diese Schläger sind zum Glück ziemlich stabil, und auch ein Bahnverbot ereilte uns nicht, da der Platzwart gerade anderweitig beschäftigt war.
 
Wir machten unsere Tochter darauf aufmerksam, dass Wutanfälle beim Minigolfen nicht hilfreich sind, und zeigten ihr erneut, dass die Erfolgsschancen steigen, wenn die breite Seite des Schlägers zum Einsatz kommt. Oh Wunder, sie hörte zu! Für eine Bahn war alles gut, dann wartete die ultimative Geduldprobe anhand des Hügelchens auf Bahn 9 auf uns – Sie wissen schon, dieser harmlos aussehende kleine Hügel, vielleicht 10 cm hoch, in deren Mitte sich das Loch heimtückisch versteckt und so tut, als sei es erreichbar.
 
11 Schläge später („Nein, ich will noch mal probieren! Acht Versuche sind nicht genug!“) stapfte unser kleines Rumpelstilzchen resigniert von dannen und hatte ihre Grenzen kennengelernt. Was wiederum, wie im echten Leben, auch seinen Vorteil hat: Von sofort an spielte Lotta viel entspannter. Das Ziel war nicht mehr gewinnen, sondern möglichst gut über die Runden kommen – und als sie am Ende gegen ihrem Papa mit 89 zu 63 Punkten verloren hatte, war sie trotzdem stolz und zufrieden. Sie hatte nämlich aus Spaß an der Sache gespielt. An Minigolfbahn 9 ist meine Tochter ein kleines Stückchen gewachsen. Eigentlich keine schlechte Sache, so ein Minigolfspiel!
 
Foto: © Franky De Meyer für istockphoto.com