In den ersten Monaten als Mutter war der Soundtrack meines Lebens noch in Ordnung. Meine Tochter und ich tanzten gemeinsam zu Nirvana und unser Lieblingslied war „Spiel mit mir“ von „2Raumwohnung“. Zur Entspannung hörten wir Klassik oder sanften Jazz.
Ich gebe es offen zu: Ich kannte kaum Kinderlieder. Um die Kleine zu beruhigen sang ich einfach, was mir einfiel. Notfalls „Biene Maja“ oder „Major Tom“. Mein Baby mochte die Neue Deutsche Welle.
Doch dann kam das Kinderturnen. Und wir lernten neue Lieder. Plötzlich wurden die Texte anspruchsvoll: „Zehn kleine Zappelmänner zappeln hin und her. Zehn kleinen Zappelmännern fällt das gar nicht schwer.“ Denen vielleicht nicht, mir schon. Ich kam mir völlig blöd vor, mit zwölf anderen Frauen vor zwölf eher gelangweilt aussehenden Kinder zu sitzen und mit den Händen zu wedeln.
Aber zum Turnen gehörte das Singen und ich lernte zwangsweise Lieder über große Elefanten, zischende Schlangen und Luftballons. Und meine Tochter mochte sie. Also sang ich.
Es folgten viele Kinderwagen- und Autotouren mit Gesang. Meist meinem. Gut, dass das keiner aufgezeichnet hat! Ab und an hielt ich schon Ausschau nach der versteckten Kamera. Vor allem, wenn sich meine Tochter nur durch etwa fünfzig Mal „Laterne, Laterne“ vom Schreien abhielten ließ.
Warum eigentlich selbst singen, wenn es doch Leute gibt, die dies viel schöner und professioneller machen, meinte mein Mann. Oder wollte er einfach unsere Ohren vor meinem Gesang retten? Als unsere Tochter etwa ein Jahr alt war, zogen die ersten Kinderlieder-CDs in unseren Haushalt ein.
Seitdem weiß ich: Wer einen Horrorfilm über das Elternsein drehen will, braucht quakige Kinderchöre. Denn kaum etwas kann so sehr nerven wie Musik für Kinder. Nach einer durchwachten Nacht, mit einer röhrenden Waschmaschine und eventuell sogar zwei bockigen kleinen Kindern, ist es kaum zu ertragen, wenn dann aus der Anlage vielstimmig schrillt: „Erst kommt der Sonnenkäferpapa, dann kommt die Sonnenkäfermama.“ Hinterdrein kommt eher Mamas Schreien. Denn diese aufgesetzte gute Laune mit den – vorsichtig ausgedrückt – sehr simplen Texten kann einfach für überreizte mütterliche Nerven zuviel sein.
Aber es gibt einen Trost: Anderen Eltern geht es genauso. Und umso älter die Kinder werden, desto mehr haben sie auch Lust auf lustige Texte. Mein Geheimtipp neben dem bekannten Frederik Vahle: die Kinderrockband Radau. Liegt bei uns in diesem Jahr garantiert unterm Weihnachtsbaum. Die Texte und die Musik gefallen Kindern – und Eltern.