Eine unsportliche Mutter? Kommt gar nicht in Frage, finden meine Tochter und mein Sohn. Bereits als Säuglinge sorgten sie mit einem ersten Warm-up für ein bisschen Kondition. Die elterliche Beinmuskulatur wurde beim Kinderwagenschieben gestärkt, die Arme durch intensives Baby herumschleppen schon ein wenig trainiert.

Jetzt sind meine Beiden allerdings zwei und drei Jahre alt und in gemeinsamer Absprache wurde das Programm intensiviert und um viele Übungen bereichert.
Das morgendliche Frühtraining soll den mütterlichen Körper aufwärmen und ordentlich Kalorien verbrennen. Offiziell heißt dieses Training „Anziehen, Frühstücken und rechzeitig losfahren.“
Zunächst wird ins Schlafzimmer gelaufen und der Mutter die Bettdecke weggezogen. Mit einem kräftigen „Auf, auf!“ weckt der zweijährige Trainer Lasse seine Mutter. Danach ein fröhliches Warmlaufen, die Mutter muss die Kinder quer durch die Wohnung jagen.
Anspannung und Entspannung folgen jetzt: erst eine Konzentrationsübung genannt Zähneputzen. Dann eine Runde Kuscheln und danach Armübungen am Wickeltisch. Hierzu hat Lasse eine raffinierte Beintechnik entwickelt, damit die Mutter beim Wickeln auch richtig arbeiten muss.
Anschließend übernimmt die dreijährige Schwester. Sie hat in der Wickelzeit ein kleines Zirkeltraining aufgebaut. Die Mutter soll die versteckten Kindergartenhausschuhe suchen, dabei Legosteinen ausweichen, Haarspängchen befestigen und auch noch schnell in die Küche sprinten, damit die Milch nicht überkocht.
Nun darf sie kurz duschen, um sich auf den morgendlichen Abschluss vorzubereiten. Hier wird täglich variiert: Brotkrümel mit klebriger Marmelade aufheben für die Streckmuskulatur, schnelle Reaktion im Verhindern von Kakaoausschütten. Die Motorik wird mit dualen Brotschmieren geübt.
Sollte bei der Mutter weiterer sportlicher Übungsbedarf anstehen, gibt es noch die Kaiserdisziplin: Kindern schnell Schuhe und Jacken anziehen, damit es los geht zum Kindergarten und zur Tagesmutter. Jedes Elternteil weiß, welch körperlicher Einsatz hier gefragt ist…
Am Arbeitsplatz darf ich mich dann von meinem morgendlichen Fitnessprogramm erholen. Und darüber nachdenken, was die Trainer sich für den Nachmittag und den Abend überlegen werden.