„Mama – Aua!“

Der Tag von Redakteurin Silke R. Plagge fing schon anstrengend an. Ihr Sohn hatte Schnupfen. Dann begann die Tochter über Bauch-Aua zu klagen. Als auch noch der Mann früher von der Arbeit nach Hause kam, nahm die Katastrophe ihren Lauf…
Vielleicht wäre alles nicht passiert, wenn ich Bachblüten-Notfalltropfen im Hause gehabt hätte. Die sollen unglaublich gut dafür sorgen können, dass man im Notfall Ruhe bewahrt. Aber in unserer Hausapotheke sind Fieberzäpfchen, Hustensaft, Cool Pads und Pflaster mit Winnie Pooh, keine Bachblüten-Tropfen. Ach ja und Globuli für Beschwerden mit den ersten Zähnchen…
 
Mein kleiner Sohn kam schon am Morgen schlecht aus dem Bett. Die Nase lief, die Laune war unterirdisch. Böse guckte er mich an, deutete auf seinen Hals und schimpfte: „Da MAMA – Aua!“ Im Laufe des Tages stieg seine Temperatur. Ich ahnte, es würde nicht diese Sau von Schweinegrippe sein, aber ein deftiger grippaler Infekt. Nachmittags war klar: Am nächsten Tag würde Sohnemann sicher nicht in den Kindergarten gehen können.
 
Gegen 16 Uhr kam das Töchterchen angelaufen. „Mama, mir ist so komisch. Mein Bauch tut so weh.“ Schon klar, der Bruder hatte sich im Wohnzimmer dramatisch aufs Sofa drapiert, da musste sie co-krank werden, wollte auch  verwöhnt werden. Traubenzucker als Placebo? Oder lieber ein Wärmekissen? Sie wollte sich unbedingt in mein Bett kuscheln. Da hätte ich hellhörig werden müssen. Ein Kind, das freiwillig ins Bett will? Kaum hatte ich sie unter meine geliebte Daunendecke gelegt, da schrie sie: „MAMA!“ Und erbrach sich in einem heftigen Schwall. Kind trösten. Decke in Bad bringen. Kind umziehen. Stinkende Wäsche in die Maschine.
 
„MAMA!“ Brüllte da das zweite Kind. Sprint ins Wohnzimmer. Nächstes Malheur. Durchfall. Der kleine Kerl war völlig verstört, die Windel explodiert. Kind unter die Dusche, neu einkleiden, Wäsche in die Badewanne (die Waschmaschine lief ja schon). Sofa mit Fleckenmittel behandeln. Kind 1 lag im Bett. Mit einem Eimer daneben. Kind 2 ins nächste Bett. „MAMA, ich glaub ich muss…“ Tochter muss sich nicht erbrechen. Hat aber ebenfalls eine Durchfallattacke. Noch eine Bettdecke in der Badewanne. Tochter noch einmal waschen. Hilfe – soll ich den Kinderarzt anrufen?
 
Da höre ich einen Schlüssel in der Tür. Erleichterung. Denn beide Kinder wollen nicht im Bett liegen, möchten in den Arm und kuscheln. Doch mein Mann lässt die Arbeitstasche nur fallen und sprintet ins Bad. Die Geräusche sind eindeutig. „SILKE!“. Der gleiche Tonfall, dann höre ich die Spülung mehrfach rauschen. Wieder mehr Wäsche in der Badewanne? Immerhin muss ich den Gatten wohl nicht unter die Dusche stellen. Das kann er noch allein. Auf seine Bitte hin untersuche ich den Medizinschrank. Gegen Übelkeit findet sich da nichts.
 
Gefühlte zwanzig Stunden später, um 23 Uhr falle ich ins Bett. Und ziehe eine Bilanz des Tages. 5 x die Waschmaschine angeschmissen. Pro Patient drei Wärmflaschen jeweils drei Mal erwärmt, Nachbarin gebeten in der Apotheke Medikamente für Kinder und Männer zu besorgen, gekuschelt, getröstet, Hühnersuppe erwärmt (wollte keiner), Pfefferminztee gekocht (haben alle getrunken, deutliches Zeichen, dass sie krank sind), Betten gereinigt, Teppiche besprüht und mit Schwamm bearbeitet. Fieber gemessen. Wickel gemacht.
Getröstet. Gekuschelt. Endlich sind alle gegen 22 Uhr eingeschlafen.
 
Ich liege in meinem Bett – im Schlafsack, denn die Daunendecke muss ja in die Reinigung – und würde so gern einschlafen. Plötzlich merke ich, wie mein Magen rumpelt. Ich muss schnell aufstehen. Es gibt nur eine Lösung für die sich anbahnende völlige Katastrophe. Wo ist das Telefon? „MAMA!!!“ 
 
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