Das Mami gibt es in verschiedenen Modellen. Je nach Alter und Anzahl des zu versorgenden Nachwuchses. Das Jung-Mami sieht meist sehr verbeult aus. Weniger, weil die Schwangerschaft noch nicht so lange zurück liegt, sondern vor allem weil das Jung-Mami den Nachwuchs besonderes gern im Tragetuch herumschleppt. Wenn dann darüber die bequeme Strickjacke hängt, sieht es einfach unförmig aus.
Das Jung-Mami hat auf den Schultern entweder ständig eine Stoffwindel drapiert oder trägt Spuckflecken als Orden. Das Jung-Mami unterhält sich besonders gern über Babyverdauung und hat häufig Milchtropfen auf der Bluse. Den Grund für die Augenringe verschweigt das Jung-Mami gern, denn selbstverständlich schläft Carl-Emil so gut wie durch.
Das Kleinkind-Mami trägt nur in der Erkältungszeit Flecken auf der Schulter. Ihr munterer Nachwuchs benutzt ihren Pullover dann gern als Taschentuch. An der mütterlichen Hose werden sich dagegen immer die Hände abgewischt, das Kleinkind-Mami trägt daher stets spannende Muster aus Marmelade und Schoki.

Das Kleinkind-Mami trägt bequeme Schuhe, einen praktischen Haarschnitt und ist gern in Rudeln auf Spielplätzen anzutreffen. Hier hat es stets eine Unzahl von kleinen Plastikdosen mit Dinkelkeksen und geputztem Obst dabei. Gesprächsthemen hat das Kleinkind-Mami reichlich: von Breirezepten über Impfen bis zur optimalen Höschenwindel.
Das Doppel-Mami ist vormittags meist im Nachthemd anzutreffen. Es hat keine Zeit zum Anziehen. Zumindest nicht, wenn es ein Baby und ein Kleinkind versorgt. Das hat auch den Vorteil, dass die Hose zunächst fleckenfrei bleibt. Selbstverständlich kocht das Doppel-Mami den Babybrei selbst, backt Kuchen für Ann-Christins Kindergarten und organisiert ein umfangreiches Nachmittagsprogramm für die lieben Kleinen. Es hat zwei Schränke voll Plastikgeschirr, eine Wickeltasche im Kofferformat und eine Waschmaschine, die immer läuft. Wenn es nicht gerade zu erschöpft ist, hält das Doppel-Mami gerne Vorträge über Feinmotorik („Der Louis kann schon hüpfen“) und Geschwisterliebe („Sie ist ja so eine stolze große Schwester“).
Es ist nicht möglich, mit dem Doppel-Mami zu telefonieren, es sei denn man ist selbst ein Mami. Denn jeder Satz wird unterbrochen („ und dann sag ich noch – nein Sofie, nicht den Trinkbecher auf den Kopf hauen, das tut der Lena doch weh!“). Das Profi-Mami hat entweder mehr als zwei oder ältere Kinder. Es hat sich voll und ganz der Aufzucht des Nachwuchses verschrieben und hat diese Lebensaufgabe zu einem Beruf gemacht.
Wenn es finanziell nötig ist, arbeitet es als Tagesmutter. So kann es zeitlebens stolz Spuckflecken auf der Schulter tragen. Ansonsten ist das Profi-Mami ausschließlich Hausfrau und Mutter. Es ist natürlich im Vorstand des Kindergartens und Elternsprecherin. Um den Kindern ein gutes Vorbild zu sein, trägt es auch auf kurzen Radstrecken einen Helm (auch wenn der 11jährige Justus seinen heimlich auf dem Schulweg absetzt).
Das Profi- Mami betätigt sich gern als Termin-Organisator und kutschiert seine Zöglinge zum Ballett, zum Englischunterricht, zum Reiten und zu diversen anderen sportlichen Aktivitäten. Handball- und Fußballregeln kennt es auch besser als die meisten Schiedsrichter, denn selbstverständlich verfolgt es sämtliche Spiele all seiner Kinder. Das Profi-Mami weiß einfach alles über Kindererziehung und kennt die besten Rezepte für Auflauf und Blechkuchen. Es redet gern und viel über außerordentliche Begabungen und unfähige Lehrer. Und es hat klar definierte Zukunftsziele: ein wunderschönes Leben als ein Omi…