Die Königsdisziplin bei der Kinderverarztung ist mit unschlagbarem Vorsprung das Verabreichen von Augentropfen gegen Bindehautentzündung bei Kindern unter 3 Jahren. Sie kneifen die Augen zusammen, wehren sich mit Händen und Füßen gegen die unerwünschte Betropfung von oben und winden sich mit unglaublicher Energie, um dem nahenden Fläschchen zu entkommen.
Dagegen ist das Verabreichen eines Fieber- oder Reisezäpfchens schon fast ein Kinderspiel, das nur einiger Überredungskunst bedarf (bei Reise mehr als bei Fieber, wo das arme kleine Wesen meist schlaff in den Seilen hängt) und gleichermaßen Schwung wie Überwindung seitens des Zäpfchen einführenden Elternteils erfordert.
Eine echte Herausforderung ist wiederum die Gabe von flüssigem Antibiotikum über 10 Tage in 3 Portionen pro Tag, weil das süße Zeugs den kranken Häschen fast schon zu den Ohren wieder herauskommt und insbesondere bei wiederholter Einnahme über mehrere Monate zu streng verschlossenen Lippen seitens des Kindes führt. Das Versprechen, den ekligen Geschmack mit Cola herunterspülen zu dürfen, ist in diesem Fall moralisch haltbar, habe ich beschlossen.
Fiebersaft aus einer Art Spritze für Kleinkinder ist auf der Schwierigkeitsskala mittig anzusiedeln: Mit gewissem Ausschuss muss man rechnen, aber immerhin gelangt die Medizin einigermaßen widerstandsfrei in den Mund, der notfalls auch durch Protestgebrüll gegen die Medikamentierung geöffnet werden kann, was zwar unfein, aber höchst effektiv ist.
Sehr empfehlenswert sind in dieser Beziehung homöopatische Globuli – die schlucken alle Kinder bereitwillig. Leider helfen sie nicht gegen alles, was das Leben so an Krankheiten für einen bereithält. Aber ulkigerweise habe ich letztens hervorragende Erfolge mit Belladonna gegen hohes Fieber und drei anderen Kügelchen gegen eine Mandelentzündung erzielt. Bin ich zusammen mit unserem Homöopathen vielleicht doch eine Medizinfrau?
Von Redakteurin Christine Finke