Eine eigene Email-Adresse, ein Facebook-Profil und etliche Hits bei Google, wenn der eigene Name eingegeben wird. Die Generation der „Digital Natives“ findet das ziemlich normal. Doch wann beginnt die Reise im weltweiten Netz?
Der Softwarehersteller AVG wollte diese Frage beantwortet haben und gab eine internationale Studie in Auftrag. Über 2200 Mütter aus zehn Ländern nahmen daran teil. Das Ergebnis für Deutschland: 71 Prozent der deutschen Mütter luden vor dem zweiten Geburtstag ihrer Kinder Fotos im Internet hoch. In den USA waren es sogar 92 Prozent.
Bilder von Neugeborenen zeigen 30 Prozent der deutschen Mütter im Internet und 15 Prozent aller Kinder ist sogar schon vor der Geburt auf Ultraschallbildern digital zu sehen. Rund sieben bzw. fünf Prozent der Deutschen richtet eine eigene E-Mail-Adresse für ihren Nachwuchs ein oder legt ein Profil in einem sozialen Netzwerk an.
Was spricht für Bilder im Internet?
Aus der oben genannten Studie wird allerdings nicht klar, ob Eltern die Bilder hochgeladen und in privaten Mails verschickt haben – oder in Netzwerken veröffentlicht haben. Sicher spricht nicht viel dagegen, Bilder des Nachwuchses in privaten Mails als Anhang zu verschicken.

Wenn Oma und Opa und viele Freunde weit weg wohnen, dann ist es natürlich wunderbar, dass Dank des Internets ganz schnell die Bilder geteilt werden können. Doch Vorsicht ist geraten. Denn gerade wenn Bilder in sozialen Netzwerken auftauchen, können sie rasch geteilt werden. Die wenigsten Eltern machen sich Gedanken über die vielen Informationen, die sie so über ihre Kinder preisgeben. Oder über die Persönlichkeitsrechte des Kindes, denn das Recht besagt in Deutschland, dass jeder Mensch grundsätzlich selbst darüber bestimmen darf, ob und in welchem Zusammenhang Bilder von ihm veröffentlicht werden.
Verbraucherschützer raten zur Zurückhaltung
Die Position der Verbraucherzentralen ist eindeutig: Sie raten zum Datensparen im Internet. Denn jedes Bild eines Kindes hinterlässt einen ‚digitalen Fußabdruck‘. Was oft nicht bedacht wird: Ist ein Bild einmal im Netz, lässt es sich nicht einfach entfernen. Lädt man ein Bild bei Facebook hoch, wird es unter Dateinamen auf dem Pool, dem Facebook-Bilderserver abgespeichert. Automatisch wird ein Account zum Hochladen hergestellt, denn wenn die Standareinstellung „öffentlich“ gewählt ist, dürfen alle Facebook-User das Bild verknüpfen. Ein Grund dafür, dass bei den Facebook-AGB die Nutzungsrechte gewährt werden müssen. Geht man in seinen eigenen Account und löscht dort ein Bild, dann wird nicht das Bild, sondern nur die Verknüpfung zum Bild gelöscht. Ähnliches gilt auch für andere Netzwerke. Fazit: ein Bild ist zwar rasch ins Internet gestellt, ist aber schwer ohne Spuren zu löschen.
Peinliche Bilder – für immer für alle sichtbar
Der neue Freund wird den Eltern vorgestellt – und was machen die? Die holen prompt das Fotoalbum heraus und zeigen peinliche Bilder, in denen man nackt im Matsch spielt oder über und über mit Brei bekleckert ist („Ja, guck mal, sie mag ja heute noch Nutella!“). Es kennt wohl jeder solche peinlichen Aktionen oder das Erzählen von Anekdoten, bei denen man sich vor Scham krümmt.
Die Babys von heute werden es unendlich schwerer haben – denn nicht nur die Eltern, auch die Öffentlichkeit des Internets kennt nun die peinlichen Geschichten über Töpfchentraining und Wutanfälle.
Das Bild vom Baby, das mit dem Gesicht in der Breischüssel eingeschlafen ist, das ist einfach zu witzig? Ja, jetzt sicher schon. Doch was, wenn dieses Baby sich später bei einer Bank bewirbt? Wenn Klassenkameraden das Bild mit dem Pipi-Malheur sehen – kann das nicht die Grundlage für schlimme Schulhof-Hänseleien sein?
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Sollten private Bilder auch online privat bleiben? Oder ist ein schönes Bild auch etwas, das jeder sehen sollte? Was meinen Sie? Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare!