Die Wäsche liegt frisch duftend und gefaltet im Schrank, die Böden glänzen, kein Staubkörnchen in Sicht und die ganze Wohnung ist ordentlich. Die frischgestylte und geschminkte Mutter sitzt entspannt im Wohnzimmer und liest, die Kinder spielen leise in ihren Zimmer und das Essen ist auch gleich fertig, Papa deckt gerade den Tisch, auf dem farbenfrohe Blumen schon für einen Hauch Frühling sorgen. Klingt herrlich. Und kann nur eine Filmszene sein, oder? Gibt es Familien, in denen es wirklich immer ordentlich und entspannt ist? Oft ist es doch eher entweder sauber und rein oder entspannt?

Wie viel Ordnung muss denn sein?
Die meisten Eltern entwickeln nach und nach verschiedene Methoden mit dem Familienchaos umzugehen. Die erste – sie ignorieren Unordnung. Die zweite – sie lassen eine Putzfrau kommen. Die dritte – mindestens ein Elternteil ist immer genervt. Und die vierte – sie räumen immer soviel auf, wie nötig ist, um sich wohl zu fühlen. Doch welche Methode auch bevorzugt wird, gerade zu Jahresanfang oder wenn der Frühling kommt, haben fast alle das Bedürfnis, das eigene Zuhause richtig Aufzuräumen. Zu Entrümpeln. Das tut auch gut, betont Wohnexpertin Conni Köpp. „Räume können krank machen“, sagt sie. Denn wer in Räumen lebt, in denen er sich nicht wohl fühlt, wird unglücklich. Wie schlimm ist das Chaos? Können immer noch Menschen spontan eingeladen werden, oder herrscht das Gefühl vor, dass das unaufgeräumte Zuhause eine Last ist?
Dann ist es an der Zeit, sich neue Freiheit zu verschaffen. „Wo wir los lassen und uns nur noch mit Dingen umgeben, die wir wertschätzen, gewinnen wir Platz und Freiheit“, sagt Conni Köpp. Viel zu oft behalten wir Gegenstände, die uns nichts bedeuten, wir nicht mehr mögen oder mit unschönen Gefühlen verbinden. „Das ist Ballast, der uns unnötig belastet.“ Oft ist Ausmisten eine richtige Therapie.
Neue Klarheit im Leben – die kann daher mit einer großen Aufräumaktion im eigenen Zuhause beginnen. Hilfreich ist es, sich notfalls Unterstützung zu holen. „Mit Gesellschaft, Lachen, guter Musik und Nervennahrung geht alles viel leichter“, sagt die Expertin. „Ich rate auch immer dazu, sich wirklich einen Tag dafür zu nehmen und sich den auch im Kalender zu markieren“, sagt die zweifache Mutter Conni Köpp. Sicher, mit Kindern sei nicht alles planbar. Aber ein festes Date mit dem eigenen Heim sei durchaus möglich, notfalls eben an zwei Terminen. „Als erstes steht eine Bestandsaufnahme an. Was umgibt mich? Wo fühle ich mich wohl?“
Sich mit dem eigenen Zuhause verabreden und das Aufräumen planen
Als nächstes ist ein wenig Planung angesagt. Gibt es eine bestimmte Kummerecke, die dringenden Aufräumbedarf hat? Ein Raum, der wenig gemocht wird? Was stört am meisten? „Ganz wichtig ist es, sich realistische Ziele zu setzten. Wer lange nicht mehr aufgeräumt hat, kann das nicht alles an einem Tag schaffen. Manchmal ist es am besten, sich zuerst eine Schublade vorzunehmen. Oder einen Schrank aufzuräumen.“
Wer einen großen Entrümplungstag plant, sollte sich vor allem trennen. Von all den Gegenständen, die weder gebraucht, noch geliebt oder genutzt werden. Eltern, die über viel zu viel Kleinkram im Kinderzimmer schimpfen, werden in ihren eigenen Schränken ebenfalls alte Postkarten, hässliche Vasen oder kaputte Dinge, die irgendwann einmal repariert werden sollen finden. „Das Aufräumen kann zu einer Familienaktion werden. An alle Türen können blaue Säcke gehangen werden. Weg mit dem, was ungeliebt oder kaputt ist“, sagt Conni Köpp.
Dinge, die noch auf dem Flohmarkt verkauft werden können, wandern schnell in eine Kiste. Die muss aber dann auch rasch wieder weg! Eine Alternative ist eine tägliche Loslass-Aktion. Bücher, die nie wieder gelesen werden, das Parfum, dessen Duft nicht geschätzt wird oder ein Brotbackautomat, der nur herumsteht. All dies kann verschenkt werden.
Für das große Aufräumen empfiehlt die Expertin, am besten Raum für Raum durch das Zuhause zu gehen. „Im Bad kann leicht angefangen werden. Brauche ich wirklich so viel Kosmetik? Mag ich die alten Handtücher? Warum liegt der kaputte Fön noch herum?“. Alles was nicht gebraucht wird, sollte entsorgt werden.
Genauso kann auch in den anderen Räumen vorgegangen werden. „Mag ich das? Nutze ich das? Mit dieser Frage können Küche und Kleiderschrank entmistet werden“, so Conni Köpp. „Wer zum Sammeln neigt, sollte sich gar nicht so viel Ablagemöglichkeiten schaffen. Denn die laden leider zum Horten ein. Lieber öfter aussortieren. Und sich nur mit Dingen umgeben, die einem wirklich etwas bedeuten.“
Nach dem Entrümpeln tut oft ein Großputz gut. Lang gehasste Baustellen, etwa Flecken auf Teppichen oder das Entwirren von Kabelsalat können angegangen werden. Fast jeder hat auch eine Kummerecke. Entweder weil diese einfach voll gestellt ist oder weil sie nicht gefällt. „Hier hilft es manchmal, sich vorzustellen, ein neutraler Betrachter zu sein. Auch wenn diese Ecke sonst übersehen wird, heute einmal ganz genau betrachten. Was genau stört?“ Oft fällt dann auch eine Lösung ein.
Oft macht das Loslassen auch Lust auf Neues. Zum Beispiel darauf, das Wohnzimmer oder Schlafzimmer neu zu gestalten. Manchmal reicht es aus, ein paar Möbel umzustellen, um einem Raum eine ganz andere Atmosphäre zu verleihen“, erklärt die Wohnfachfrau. „Mit neuen Kissenbezügen, einem neuen Lampenschirm oder aber auch mit frischen Blumen oder einem Hingucker an der Wand kann ein Zimmer plötzlich ganz anders wirken.“ Wenn das Auf- und Ausräumen viel Energie freigesetzt hat, kann diese ja auch zu neuen kreativen Ideen führen. „Wie wäre es, große Leinwände gemeinsam zu gestalten und dann aufzuhängen? Oder ein Stück Tapete auf Holzleisten zu ziehen?“
[box type=“info“ border=“full“ style=“rounded“ icon=“none“]Über Constanze Köpp
Für die Hamburgerin wurde eine Berufung zum Beruf: Möbelrücken, Loslassen, Struktur – Zaubern mit Vorhandenem! Und so rückt die Gründerin der „Wohnkosmetik“, Buchautorin und Mutter von zwei Töchtern mit ihren Kunden aus ganz Deutschland Wohnungen und Häuser zurecht. Was Constanze Köpp tut, tut sie mit brennender Leidenschaft, darum schreibt sie an einem weiteren Buch, verfasst Kolumnen und hat ein soziales Wohnprojekt für Hartz4-Familien ins Leben gerufen. Wir freuen uns, dass wir Constanze Köpp für die liliput-lounge als Expertin gewinnen konnten. Wer mag, darf auch gerne Wünsche und Fragen an die Redaktion stellen. Anfang Januar erschien neue Buch der Wohnexpertin, das wir von der lilput-lounge Redaktion sehr gern empfehlen. Buchtipp: Constanze Köpp: Aufgeräumt leben: Warum weniger Haben mehr Sein ist, Knaur Verlag, Taschenbuch, 208 Seiten, ISBN 978-3426786369, 8,99 €.
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