Der 29.12. ist alljährlich ein Anlass zum Zusammenzucken. Denn ab diesem Tag (wenn er nicht gerade auf einen Sonntag fällt) dürfen Silvesterböller und Feuerwerk im Handel verkauft werden. Und dann wird es laut. Es knallt und kracht. Der Höhepunkt ist dann das geräuschvolle bunte Verabschieden des alten Jahres. Oder sollen damit die bösen Geister des neuen Jahres vertrieben werden? Nicht alle sind von der Knallerei begeistert, viele Menschen empfinden das Feuerwerk als Belastung.
In einigen Kommunen ist Feuerwerk tatsächlich verboten, vor allem dort, wo es viele alte Fachwerk- oder Reetdachhäuser gibt. Auch in der Nähe von Kirchen und Krankenhäusern, Alten- und Kinderheimen dürfen keine Feuerwerkskörper gezündet werden.

Es gibt gute Gründe, die gegen Silvesterböller sprechen:
Lärm macht Angst und ist gefährlich
Der Lärm einiger Kracher ist ohrenbetäubend. Es pfeift, es zischt und knallt. Plötzlich und laut. Babys und Kleinkinder jedenfalls zucken bei den Krachern zusammen. Wie sollen Eltern ihnen auch den Krach erklären? In einigen Orten ist es am 31.12. so laut, dass an Schlaf für die Kleinsten gar nicht zu denken ist.
Ältere Kinder möchten gern beim Feuerwerk dabei sein, für sie ist der Lärm noch gefährlicher. Denn oft werden die Feuerwerkskörper auch direkt in der Nähe von Menschen gezündet. Das kann so einem so genannten Knalltrauma führen, die Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) erklärt, das jedes Jahr rund 8000 Bundesbürger zu Silvester Verletzungen des Innenohrs erleiden. Mehr als ein Drittel der Betroffenen behalte durch ein solches Knalltrauma bleibende Schäden wie Tinnitus oder Hörverlust.
- Kleine Kinder finden den Lärm oft schlimm (c) Thinkstock
Silvesterfeuerwerk ist für Tiere schlimm
Wir Menschen haben ja kein besonders feines Gehör – viele Tiere dagegen schon. Für sie sind Böller unendlich viel lauter. Wer die Reaktion von Katzen oder Hunden beobachtet, kann das jedenfalls erahnen. Die meisten Haustiere verstecken sich ängstlich, wenn die Böller krachen. Für die Tiere in der freien Natur ist die Belastung ebenfalls sehr groß. Vögel und Wildtiere haben im Winter knapp bemessene Energiereserven, der Lärm und das plötzliche Licht verstören sie, gerade Silvester kommt es daher auch vermehrt zu Wildunfällen.
Feuerwerk erzeugt gefährlichen Feinstaub
Feinstaub schädigt laut Studien den Atemtrakt, das Herz-Kreislauf-System und sehr wahrscheinlich auch das Gehirn. Zum Jahreswechsel ist vor allem in Großstädten die Feinstaubbelastung durch die Silvesterknallerei extrem hoch. In der ersten Stunden nach dem Jahreswechsel sind dem Umweltbundesamt werden rund 4.000 Tonnen Feinstaub ( PM10) frei gesetzt. Das ist eine Menge, die etwa 15 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge entspricht.

Kracher und Böller sind gefährlich
Sehr schnell können Feuerfunken im wahrsten Sinne der Worte ins Auge gehen. Alljährlich sind Horrormeldungen in den Nachrichten, die von schwer verletzten Menschen berichten. Das Bundesamt für Materialprüfung vergibt das CE-Prüfzeichen nur an getestete Böller und Raketen. Trotzdem kommt es zu schweren Verletzungen, da das Siegel durchaus gefälscht wird, aus dem Ausland importierte Superböller nicht zugelassen sind oder schlichtweg die Feuerwerkskörper nicht nach Anleitung genutzt werden.
Böller machen viel Müll und belasten die Umwelt
Nicht zu vergessen der viele Müll: Jeder, der am Neujahrsmorgen einen Spaziergang macht, kennt den Anblick der gebrauchten Raketen und der abgefackelten Böller. Allein in München fallen bis zu 50 Tonnen Müll am 1. Januar an! In vielen Städten sind die Stadtreinigungen fast bis Ende des Monats damit beschäftigt, die Überbleibsel der Knallfreude zu entfernen. Gezahlt wird das von Steuergeldern. Auch die Kohlendioxidwerte in der Luft werden durch die Feuerwerkskörper stark belastet.
Feuerwerk kostet Geld
Es sind enorme Summen, die mal eben kurz in die Luft gejagt werden. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland rund 129 Millionen Euro für das Silvesterfeuerwerk ausgegeben. Bisher stiegen die Ausgaben nahezu jährlich, in diesem Jahr allerdings rechnet der Verband der Pyrotechnischen Industrie mit gleichen Umsatz- und Verkaufszahlen wie im Vorjahr. Zahlen, die gar nicht weiter kommentiert werden müssen, seit Jahren gibt es die Initative „Brot statt Böller“ die auch auf die schlimmen Produktionsbedingungen in vielen Herstellerländern von Feuerwerk aufmerksam macht.

Kinder und Jugendliche möchten mitmachen
Raketen, Chinaböller und viele andere Knaller dürfen nur von Erwachsenen angezündet werden. Doch das Feuer und das Knallen interessiert Kinder. Sie lassen sich von der Begeisterung der Großen anstecken, möchten auch gern nur einmal kurz werfen. Nur einen ganz kleinen Böller? Offensichtlich gibt es genug Geschäftstreibende, die sich nicht an das Gesetz halten und Feuerwerk auch an Heranwachsende verkaufen. Und Eltern, die ihrem Nachwuchs den Umgang mit der Pyrotechnik erlauben.
Auch andere Rituale sind schön
Eigentlich ist es einfach. Wer nicht selbst kauft, kann trotzdem ein Feuerwerk sehen, denn viele werden nicht freiwillig auf das Silvesterspektakel verzichten. Es gibt aber immer mehr kleine Kommunen, die dazu übergehen für ein gemeinsames Feuerwerk zu sammeln. Ein „professionelles“ Feuerwerk sieht nicht nur schöner aus, es ist meist sogar günstiger, als viele kleine private Aktionen. Einige Familien legen nur ein kleines Budget für Raketen & Co. fest, andere spenden bewusst. Zur Begrüßung des neuen Jahres gibt es noch so viele schöne Alternativen! Gemeinsam mit Freunden feiern, an die schönsten Momente des letzten Jahres denken, sich auf das kommende Jahr freuen. Eine wunderbare Idee ist auch das Schiffchen-Orakel, das Anna von Blog Berlin-Mitte-Mom hier beschreibt. Silvester soll einfach Spaß machen!