Singen, spielen, erzählen mit Kindergebärden

Mit Kindergebärden die Sprachentwicklung fördern: Gastautorin Birgit Butz, Mit-Autorin des Buches „Singen, spielen, erzählen mit Kindergebärden“ erklärt, wie das funktioniert.

An der Mimik, der Körperhaltung, dem Brabbeln oder Geschrei Ihres Babys erkennen Sie, ob Ihr Kind Hunger oder Durst hat, die Windel gewechselt werden muss oder Ihr Baby sich rundum wohl fühlt. Sobald Ihr Kind älter ist, zu krabbeln und sich für seine Umwelt zu interessieren beginnt, wird auch sein Mitteilungsbedürfnis größer. Es fehlen Ihrem Kind jedoch zunächst die Worte, um sich präzise mitzuteilen. Worauf zeigt Ihr Kind mit seinem kleinen Finger und nachdrücklichem „dada“, wenn Sie mit ihm spazieren gehen? Auf den kleinen schwarzen Hund, auf das kaputte Fahrrad oder den Keks, den ein anderes Kind in der Hand hält?

Frau zeigt Kindergebärde Hase
Kinder sind aufmerksame Beobachter und schauen ganz genau, wenn die Hände zur Kommunikation eingesetzt werden.

Bessere Verständigung mit Kindergebärden

Bis ein Baby in der Lage ist, sich sprachlich mitzuteilen, kann es sich bereits durch Kindergebärden verständlich machen. Im Alter von etwa acht Monaten können Babys einzelne Kindergebärden auszuführen. Wenn Sie dann anfangen Kindergebärden in der Kommunikation einzusetzen, geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, sich auf eine weitaus präzisere Weise mitzuteilen, als es durch den „Fingerzeig“ möglich ist.

Kindergebärden lernen Babys und Kinder wie von selbst

Wenn Sie mit Ihrem Baby sprechen – ihm z.B. erklären, mit welchem Spielzeug es spielt oder welches Tier Sie im Bilderbuch betrachten, zeigen Sie die entsprechende Gebärde. Sie können Ihrem Kind z.B. einen Hasen im Bilderbuch zeigen und dazu Hase gebärden oder ihm das Lied „Häschen in der Grube“ vorsingen. Hat Ihr Kind einen Hasen als Kuscheltier?

Kindergebärde Hase
Kinder lieben Bilderbücher – noch mehr, wenn sie mit Kindergebärden erzählt werden

Dann benutzen Sie die Gebärde HASE, wenn Sie von dem Kuscheltier sprechen. Ihr Kind sieht diese Gebärde so immer wieder in verschiedenen Zusammenhängen. Ihr Baby versteht, dass in diesem Fall der Gegenstand (das Bild) eines Hasen, das gesprochene Wort und die Gebärde zusammengehören. Es beginnt, sobald die Motorik seine Hände ausgereift ist, diese Gebärde mit seinen Händchen nachzubilden, sobald es einen Hasen entdeckt oder seinen Kuschelhasen vermisst. Die spielerische Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Kind beginnt. Und Sie erhalten einen Einblick in die Gedankenwelt und Wünsche Ihres Kindes.

Was sind Kindergebärden?

Kindergebärden sind einzelne Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache, die weder vereinfacht noch abgewandelt sind. Kindergebärden sind oft ikonisch, d.h. bildhaft. Aus dem Bewegungsablauf der Gebärden lässt sich oft die Form oder ein Teil eines Gegenstandes erkennen (z.B. die Hasenohren bei der Gebärde HASE) oder eine Tätigkeit wird durch die Kindergebärde nachgeahmt.

Ein Beispiel hierfür ist die Gebärde BANANE: Die eine Hand wird geformt, als hielte sie eine Banane. Mit der anderen Hand wird die imaginäre Banane geschält. Kindergebärden haben also einen großen Wiedererkennungswert. Kinder können sich dies leichter merken als Wörter, denn Wörter stehen in keinem klaren Zusammenhang zu dem, was sie beschreiben. Weder aus dem Wort „Hase“ noch aus dem Wort „Banane“ ist zu erkennen, was damit gemeint ist.

Kindergebärden fördern kindgerechte Kommuniktion

Oft wird gefragt, ob Kindergebärden die Sprachentwicklung verzögern. Klassischen Fingerspielen wird sprachfördernde Wirkung zugesprochen, denn die Entwicklung der Feinmotorik der Hände und die Entwicklung des Sprechens hängen zusammen und fördern sich wechselseitig. Kindergebärden setzen Sie jedoch nicht nur bei Fingerspielen ein, sondern benutzen diese auch in der alltäglichen Kommunikation. Dadurch erhält Ihr Kind viel mehr Anreize, die Finger und Hände zu benutzen. Kindergebärden fördern demnach die Sprachentwicklung.

Baby zeigt Wo mit Kindergebährde
Mit Kindergebärden können Kinder ausdrücken, was sie beschäftigt: Ben fragt, WO seine Katze ist.

Kindergebärden fördern außerdem eine bewegte und lebendige, intensive und kindgerechte Kommunikation, geben Ihnen und Ihrem Kind Einblick in die Gedankenwelt des anderen und intensivieren dadurch ihre Beziehung!

Buchtipp: Singen, spielen, erzählen mit Kindergebärden

Birgit Butz Kindergebärden

  • Birgit Butz, Anna-Kristina Mohos, Manfred Kindel
  • Broschiert: 96 Seiten
  • Verlag: Ökotopia; Auflage: 1 (13. August 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3867021805
  • ISBN-13: 978-3867021807
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 0 – 4 Jahre
  • Webseite und Leseprobe

(© alle Fotos mit freundlicher Genehmigung: Birgit Butz)

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