Kaum ein Thema beschäftigt Eltern so sehr wie der Schlaf der Allerkleinsten. Über 400 Buchtitel nennt ein großer Online-Versandbuchhandel, wenn bei der Suche das Stichwort „Babyschlaf“ eingegeben wird. Warum Schlafen für Mamas und Papas wichtig ist? Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die zwei wichtigsten: der eigene Schlafmangel und die Sorge um das Kind.

Wer selbst müde ist, reagiert gereizter auf ein weinendes Baby, fühlt sich schneller überfordert und verzweifelt. Eltern können den Umgang mit schlaflosen Nächten lernen. Expertentipps und den Rat einer Mutter finden Sie hier.
Viele Eltern sorgen sich auch, dass ihr Baby nicht richtig schläft. Die anderen Mütter aus der Krabbelgruppe berichten doch, dass Luca und Emma schon die ganze Nacht durchschlafen. Das eigene Kind wacht aber immer wieder auf? Hier erst einmal eine Entwarnung: bei kaum einem anderen Thema wird so viel geflunkert wie beim Thema Schlummern. Wie sehen denn die Eltern aus, die vom Engelchen berichten, das so wunderbar ruht? Haben die nicht auch Augenringe? Vielleicht sorgt auch eine Oma dafür, dass die Mama sich am Tag noch etwas hinlegen kann? Beim „Angeber-Eltern-Wettbewerb“ liegt „Schlafenkönnen“, meist noch weit vor „erstes Wort“ und „erster Zahn“. Stress, den sich Eltern gar nicht erst machen sollten, denn auch schon ganz kleine Menschen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse – und eben auch unterschiedliche Schlafbedürfnisse.
Gut Schlafen in sicherer Umgebung
Besonders wichtig ist für einen Säugling eine gesunde Schlafumgebung. Sie sorgt für sicheren und gesunden Schlaf der Kleinsten. Und verhindert Gefahren. Nicht jeder mag das Konzept eines Familienbettes, doch Experten sind sich in der Empfehlung einig, dass Säuglinge am Sichersten im Schlafzimmer der Eltern schlafen. Die Nähe zu Mama und Papa, die Sicherheit, sie zu hören und am besten auch riechen und fühlen zu können, ist für Babys wichtig.
„Schlafen Eltern und Kind gemeinsam in einem Raum, dann ist das auch für die Eltern bequem“, betont Hebamme Birgit Laue. „Sie hören sofort, wenn das Kind wach wird und das Baby muss nicht lange schreien, bis Mama oder Papa reagiert.“ Ein schläfriges Baby, das sich nicht wach geschrien hat, schlummert nach der Stilleinheit oder dem Fläschchen auch schneller wieder ein. Und auch die Großen können schneller wieder weiter schlafen.
Babyschlaf – was ist das?
Neugeborene schlafen durchschnittlich 17 Stunden am Tag. Je älter Kinder werden, desto stärker sinkt das Schlafbedürfnis: mit zwölf Wochen schlafen die Kleinen etwa 15 Stunden, im Alter von einem Jahr etwa 14 Stunden pro Tag. Doch die Spannbreite kann sehr weit sein. Der bekannte Entwicklungsforscher Prof. Remo H. Largo geht davon aus, dass einige Kinder nur zwölf Stunden, andere rund 20 Stunden in den ersten Lebensmonaten schlafen. Eigentlich gar nicht so verwunderlich, denn auch Erwachsene haben ja sehr unterschiedliche Schlafbedürfnisse.
„Schlaf ist gerade im ersten Lebensjahr eines Kindes von großer Wichtigkeit für die Entwicklung des Gehirns,“ so der bekannte Schlafforscher Jürgen Zulley. Denn schon mit dem ersten Geburtstag habe das Gehirn eines Babys 75 Prozent der Größe erreicht, die es als Erwachsener haben werde. Die Reifung des Gehirns findet vor allem in den Traum-Phasen statt.
Babyschlaf wird in drei Schlaftypen unterteilt: Wachphasen, aktiven und ruhigen Schlaf. Der aktive Schlaf ist der REM-Schlaf (Rapid Eyes Movement, engl. für schnelles Bewegen der Augen), der Tiefschlaf. Babys seufzen in dieser Schlafphase auch, schmatzen und machen kleine Geräusche, denn auch sie träumen. Der Anteil dieser Schlafphase liegt bei Neugeborenen bei 50 Prozent, bei ihnen wechselt er sich rasch ab mit ruhigem Schlaf.
Durchschlafen – wie geht das?
Wenn Eltern berichten, dass ihre Winzlinge viele Stunden am Stück schlummern, machen sich bei anderen Mamas und Papas Neidgefühle breit. Doch halt – was genau ist mit Durchschlafen gemeint? Wer damit meint, dass das Kind nur kurz aufwacht, ein wenig trinkt und rasch wieder weiterschläft, kann recht schnell vom „Durchschlafen“ berichten. Ist damit aber gemeint, dass ein Baby ins Bett gelegt wird und sich erst sechs bis sieben Stunden später meldet, dann ist noch ein wenig Geduld nötig. „Mit einem halben Jahr schläft gerade mal ein Drittel aller Kinder durch, mit einem Jahr ist es dann etwa die Hälfte“, erklärt Birgit Laue. Auch das Durchschlafen zu lernen ist ein Entwicklungsschritt.

Mit der Abendmahlzeit oder damit, ob das Baby gestillt wird oder ein Fläschchen bekommt, hat langer Nachtschlaf übrigens wenig zu tun. Es ist schlichtweg eine Typ-Frage. Wie bei den Großen ist es so, dass es kleine Menschen gibt, die tief und fest schlummern und andere, die leicht wieder aufwachen. Wenn Zähne kommen, ein Wachstumsschub bevorsteht und das Kind krank ist, wirkt sich das meist auch auf den Schlaf aus und auch „gute Schläfer“ werden unruhig und wachen oft auf.
So wird der Tag zum Tag und die Nacht zur Nacht
Ein Neugeborenes kennt noch keinen Tag- und Nachtrhythmus. Eltern können ihren Kindern helfen ihn zu erlernen, indem sie selbst auf eine Tagesstruktur achten. Also am Morgen das Kleine anziehen, den Raum erhellen und zeigen, dass nun Zeit für Aktivitäten und für das Wachsein ist. Am Abend ist dann Zeit zum Kuscheln, das Kind bekommt einen Body und seinen Schlafsack (oder den Schlafanzug und Schlafsack) und es gibt ein kleines Abendritual. Das wird dann für die ganze Familie später eine liebgewonnene Routine: erst Kuscheln und eine Geschichte erzählen, dann ein Kuss von Mama und Papa und ein Gute-Nacht-Lied.

In Nacht sollte das Licht ausbleiben und das Stillen in ruhiger Umgebung stattfinden – vielleicht sogar im Bett, damit Mama ruhen kann. Auch ein Windelwechsel sollte nur dann gemacht werden, wenn es wirklich nötig ist.
Einschlafen und Weiterschlafen – warum ist das oft schwierig?
Viele Babys haben gar kein Problem mit dem Schlafen. Aber mit dem Einschlafen oder dem Weiterschlafen. Sie haben die so genannte Selbstregulation noch nicht gelernt, wissen also noch nicht, wie sie sich selbst beruhigen und alleine (wieder) einschlafen können. „Man sollte nicht zu viel in das Verhalten der Kleinen hinein interpretieren. Schlecht einschlafen muss nicht bedeuten, dass Babys Schwierigkeiten mit der Verarbeitung des Tages haben und vor allem schreien sie nicht laut, um auf sich aufmerksam zu machen“, erklärt Jürgen Zulley.
Eltern und Baby müssen erst noch lernen, wann der beste Zeitpunkt für die Ruhe ist. Ein übermüdetes Baby tut sich oft schwerl, zur Ruhe zu kommen. Welche Zeichen zeigt es? Einige Kinder gähnen, andere reiben sich die Augen. Manche quengeln. Je besser die Zeichen erkannt werden, desto leichter können Eltern reagieren. Manchmal hilft es, ein Schlaftagebuch zu führen, gerade dann, wenn Mamas und Papas das Gefühl haben, dass das Kleine zu wenig oder zu viel schlummert.
Gleiches gilt für die Wachphasen des Schlafes. Erwachsene drehen sich meist einfach um und schlafen weiter. Säuglinge können das noch nicht. Sie möchten etwas trinken oder werden richtig wach und finden nicht wieder in den Schlaf. Auch das ist etwas, was sie langsam lernen. Eine ruhige geborgene Schlafumgebung kann leichter dafür sorgen.
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Tipps, um Babys das Einschlafen zu Erleichtern
- Leise Geräusche, eine Spieluhr oder ein leise gesungenes Wiegenlied signalisieren dem Baby, dass es nicht allein ist – und können Teil eines Schlafrituals werden.
- Das Kind wach ins Bett legen. Berührungen zeigen: wir sind da. Sanftes Streicheln, die Hand im Bett oder auf dem Babybauch zeigt Nähe.
- Immer beim Kind bleiben, bis es eingeschlafen ist. Dabei ruhig neben dem Kind sitzen oder daneben legen.
- Manche Babys quengeln sich in den Schlaf. Das ist ok, aber achten Sie darauf, dass es nicht weint.
- Weinende traurige Kinder beruhigen, trösten und streicheln. Natürlich dürfen sie auch auf den Arm, wenn es hilft.
- Ein Einschlafritual und Dunkelheit (Vorhang, Licht aus) zeigen, dass Schlafenszeit ist
- Manche Babys mögen ein abendliches Bad – andere hingegen werden dadurch eher munter.
- Es gibt Säuglinge, denen es hilft zu Pucken, sodass nächtliche Bewegungen begrenzt sind. Andere fühlen sich durch die Begrenzung ihres Schlafplatzes (Stillkissen am Bettende) geborgen.
- Nicht zu viele Reize und viel frische Luft helfen unruhigen Kindern ebenfalls schneller einzuschlafen.
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Was tun, wenn das Baby ein Schlafproblem hat?
Wenn Eltern erklären, dass ihr Baby Schlafprobleme habe, hören sie meist sofort viele kluge Tipps – und viele kommen aus einem der vielen Bücher zu dem Thema. Doch längst nicht alle Ratschläge sind gut. Vor allem so genannte „Schlafprogramme“ helfen weder Eltern noch Kindern. Sie sind oft sehr rigoros und funktionieren auf dem Prinzip des Aufgebens. Denn Babys weinen sich verzweifelt in den Schlaf, da sie irgendwann verzweifelt die Hoffnung aufgeben, dass die Menschen, die sonst doch immer da sind kommen und sie trösten.
Oft ist nicht der Schlaf des Babys das Problem, sondern das nicht wieder Einschlafen können. Denn das kostet Eltern viel Kraft und Energie. Mit wenig Schlaf auszukommen, ist für Erwachsene nicht einfach. Es macht müde und gereizt. Und das wirkt sich auch auf das Kind aus – wird die Situation wirklich als schwierig empfunden, sollten sich Eltern unbedingt Hilfe suchen. Erste Ansprechpartner sind Hebammen und Kinderärzte oder örtliche Elternberatungsstellen. Richtige Schlafstörungen sollten behandelt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (www.dgsm.de) nennt Adressen für professionellen Rat.