10 gut gemeinte Sätze, die Sie Ihrem Kind nicht sagen sollten

Es gibt Sätze und Wörter, die Mütter und Väter sagen – und ganz schnell bedauern. Die häufigsten Fallen und wie Sie sich so ausdrücken, dass Ihr Kind Sie auch versteht, verraten wir hier.

„Das hast du fein gemacht!“

Das Problem: Dieser Satz ist als Lob gemeint, oder? Leider klingt er oft ziemlich ironisch und wird von Kindern nicht immer verstanden. Denn was genau bedeutet „fein“? Könnte es auch „grob“ gemacht werden? „Fein gemacht“ ist eine Phrase, die rasch und manchmal sogar ziemlich oft herausrutscht. Und von Kindern oft nicht verstanden wird.

Besser: Möchten Sie das Kind loben? Dann wählen Sie lieber Worte, die auch verstanden werden Was genau hat denn Ihr Nachwuchs gemacht? Das Zimmer gründlich aufgeräumt, lange an einem Legohaus gebaut oder sich zum ersten Mal die Socken alleine angezogen? „Da hast du dir aber wirklich Mühe gegeben“, oder „Das finde ich aber toll, wie du das gebaut hast“, klingt ganz anders, als „fein gemacht“, denn hier wird deutlich, dass Sie die Mühe des Kindes sehen.

„Das ist aber ein schönes Bild“

Das Problem: Ihr Kind produziert ein Meisterwerk nach dem anderen und alle werden kräftig gelobt. Sind alle schön. Wirklich? Ein ständig ausgesprochenes Lob wird schnell zu einer Phrase. Und die verliert an Bedeutung. Vor allem wenn das Kind sieht, dass Sie das Bild ganz schnell in den Papierkorb wandern lassen.

Besser: Was genau gefällt Ihnen an dem Bild? Ist der gezeichnete Dino wirklich gut zu erkennen? Dann betonen Sie das. Oder fragen Sie gezielt nach, warum das Kind bestimmte Farben ausgewählt hat. Wenn Ihnen das Bild nicht so gefällt, dürfen Sie das auch sagen. „Das ist jetzt das zehnte Dino-Bild. Die malst du toll, aber ich fände etwas anderes auch schön.“

„Hört auf zu streiten“

Das Problem: Im Kinderzimmer tobt ein heftiger Konflikt. Unter Geschwistern oder unter Freunden. Wenn Mama (oder Papa) aus dem Nachbarraum ein lautes „Hört auf zu streiten“, hinüber brüllt, verhallt dies meist wirkungslos.

Besser: Wenn Sie sich gerade zoffen, würden Sie darauf hören, was eine Stimme im Nachbarzimmer murmelt? Wahrscheinlich nicht. Ist der Kinderstreit sehr heftig oder weint eines der Kinder, sollten Erwachsene eingreifen. Lassen Sie sich von den Streithähnen schildern, was der Grund für den Streit ist. Vielleicht können Sie dann gemeinsam eine Lösung finden.

„Indianer kennen keinen Schmerz“

Das Problem: Ein Satz, der mit häufiger Nutzung ganz bestimmt nicht besser wird. Je jünger die Kinder sind, desto weniger verstehen sie ihn. Was genau besagen diese Worte auch schon? Erstens stimmen sie nicht, denn auch amerikanische Ureinwohner kennen Schmerz. Zweitens ist das für das Kind ziemlich egal, selbst wenn es so wäre. Soll der kleine Indianer-Fan also nicht weinen? Was genau soll dem Kind mit dem Satz vermittelt werden?

Besser: Es gibt einige Sätze, die wir als Kinder gehört haben und oft ohne nachzudenken selbst benutzen. Beobachten Sie eine Reaktion Ihres Kindes – oder gar keine, sollten Sie über die eigenen Worte genau nachdenken. Erinnern Sie sich noch daran, wie blöd Sie solche „Erwachsenen-Sätze“ fanden? Etwas: „In anderen Ländern haben die Kinder nichts zu essen.“ Verstehen tun die wenigstens Kinder solche Worte. Die Botschaft dahinter ist leider auch selten positiv. Was genau möchten Sie denn sagen? Das Kind soll sich gefälligst nicht so anstellen? Oder wie im zweiten Beispiel den Teller leer essen? Dann sagen Sie das direkt.

„Du musst nicht weinen“

Das Problem: Ein Kind weint, dicke Kindertränen kullern die Wangen herunter. Die Worte mögen zwar als Trost gemeint sein, könnten aber vom Kind ganz falsch verstanden werden. Es muss nicht weinen? Darf es das also nicht? Ist der Anlass für den Kummer keine Tränen wert?

Besser: Fragen Sie Ihr Kind nach dem Grund für die Tränen. Und geben Sie Ihrem Kind zu verstehen, dass es völlig in Ordnung ist, zu Weinen. „Ich verstehe, dass du traurig bist, weil der Turm immer wieder umkippt.“ Vielleicht können Sie helfen. Vielleicht aber zumindest Tränen trocken und dem Kind zeigen, dass seine Gefühle richtig sind und es sie zeigen darf.

Mutter mit Sohn
Ein Küsschen für Mama – das ist toll, nicht brav. (© Thinkstock)

 

„Braves Mädchen/ Braver Junge“

Das Problem: Ein rasches Lob, weil das Kind lieb war oder etwas gut gemacht hat. Aber warum bestätigen Sie das mit diesen Worten? Um es hart auszudrücken: die Wortwahl klingt ein bisschen nach Hundeschule. „Brav gemacht, guter Junge.“ Vermutlich werden kleine Menschen aber eher verwundert auf diese Worte reagieren oder gar nicht.

Besser: Ihnen hat das Verhalten Ihres Kindes gefallen? Dann verstecken Sie sich nicht hinter Worten, die so unkonkret sind. „Ich fand es klasse, dass du eben ganz leise gewesen bist, als ich telefoniert habe,“ das ist ein ehrliches Lob.

„Ich komme gleich“

Das Problem: Eltern sagen diese Worte rasch. Sie möchten eben noch schnell den Geschirrspüler ausräumen, bevor sie das Lego-Meisterwerk bestaunen. Oder den Tisch noch decken, bevor sie dem gelangweilten Junior ein Buch vorlesen. Aber „gleich“ bedeutet in Kinderzeit gar nichts. Und darum nörgelt das Kind oft weiter.

Besser: Seien Sie konkret. Sagen Sie: „Ich räume erst noch den Geschirrspüler aus. Dann komme ich.“ Wenn das Kind möchte, dass Sie schneller bei ihm sind, dann muss es eben mithelfen. Manchmal helfen auch Zeitangaben wie: „Ich lese noch zehn Minuten, so lange wie eine Folge Sandmännchen.“

„Wir machen das später, versprochen“

Das Problem: Es gibt diese Situationen in denen Kinder vertröstet werden müssen. Weil die Zeit zu knapp ist, geht es eben heute einfach nicht mehr, das neue Spiel auszuprobieren. Doch viel zu oft vergessen Eltern, dass Sie etwas versprochen haben, das ist das eine Problem. Das andere: was genau bedeutet denn später? Für Kinder ist das oft so unklar, dass sie enttäuscht sind und maulig oder traurig, je nach Typ, reagieren.

Besser: Auch hier ist es angesagt, möglichst klare kindgerecht Worte zu finden. „Wir haben heute keine Zeit mehr für das Spiel. Morgen Nachmittag können wir uns beeilen und dann setzen wir uns mit dem Spiel an den Tisch.“ Aber dann auch wirklich am nächsten Tag machen. Oder eben gar nicht versprechen.

„Das ist mein letztes Wort“

Das Problem: Basta. Genau. Das letzte Wort. Ein Satz, der sehr nach elterlicher Wut klingt und oft in Rage gesagt wird. Da aber die Großen nach diesem Satz sehr wohl noch ein paar weitere wütende Worte von sich geben, ist dies eine Phrase, die Kinder selten verstehen.

Besser: Auch Eltern werden wütend. Und müssen manchmal einen Schlussstrich ziehen. Hier ist Konsequenz natürlich wichtig. Sie müssen gar nicht betonen, dass Sie etwas nicht noch einmal sagen. Tun Sie einfach nicht! „Es gibt jetzt kein Eis.“ Das hilft auch ohne die betonten letzten Worte, wenn sie es so meinen, wie Sie es gesagt haben!

„Gib her, ich mache das“

Das Problem: Das Kind braucht zu lange, um dem Teddy das Puppenkleid anzuziehen? Es bummelt beim Socken anziehen oder braucht eine gefühlte Ewigkeit, um sich die Zähne putzen? Klar geht alles fixer, wenn Mama oder Papa übernehmen. Aber welche Botschaft senden Sie damit an Ihr Kind? Dass es Dinge eben nicht oder nicht gut genug kann.

Besser: In welchen Situationen legt das Kind denn das Schnecken-Tempo vor? Und in welchen neigen Sie dazu, einzugreifen? In einer Spielsituation ohne Zeitdruck, könnten Sie Ihren Nachwuchs doch so lange mit Puppenkleid kämpfen lassen, bis er selbst um Hilfe bittet. Und auch sonst sollten Sie lieber ein paar Minuten mehr einplanen. Die bekannte Pädagogin Maria Montessori brachte die Bedürfnisse eines Kindes auf den Punkt: „Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu, denn daraus kann ich lernen.“